Ein Ausweis für alle Fälle im Internet und zum Bezahlen
Der neue digitale Personalausweis hat es in sich: Vom Geldabheben bis zur Elster-Registrierung genügt jetzt die neue Ausweiskarte, wenn die entsprechende Funktionalität freigeschaltet wurde. Das ist bisher aber bei weniger als der Hälfte der ausgegebenen Ausweise der Fall.
Rund sechs Millionen Bürger haben die elektronische Identifizierungsfunktion inzwischen auf ihrer Personalausweiskarte freigeschaltet – insgesamt besitzen derzeit bereits 20 Millionen Bürger den neuen digitalen Ausweis. Bisher sind laut Klaus Wolter von der Vergabestelle für Berechtigungszertifikate immerhin schon 70 Dienste für die elektronische Identifikation (eID) mit dem neuen Personalausweis im Einsatz.
Auf der CeBIT stellte die Bundesdruckerei den ersten Geldautomaten auf, an dem Inhaber des neuen Personalausweises Geld abheben können. Der Geldautomat der biw-Bank zahlte maximal 200 € pro Tag an die Kunden aus, die einem Lastschriftverfahren zwischen der eigenen Bank und der biw-Bank zustimmten. Dafür genügte die Eingabe der PIN des Personalausweises. Für den Abbuchungsvorgang war dann erneut die PIN-Eingabe nötig.
Im Foyer der Bundesdruckerei in Berlin soll der nächste Automat aufgestellt werden. „Wir werden in diesem Jahr neue Geldautomaten mit Onlineausweis-Interface an weiteren Standorten in Betrieb nehmen und auch unseren derzeitigen Bestand nach und nach aufrüsten“, kündigte biw-Bank-Sprecher Dirk Franzmeyer an.
Virtuelle Geldbörsen sind noch Zukunftsmusik
Noch Zukunftsszenario ist das Nachladen virtueller Geldbörsen auf Handys, die mit einem Chip für die Nahbereichskommunikation NFC (Near Field Communication) ausgestattet sind. Der NFC-Chip im Handy kann sich drahtlos mit der Ausweiskarte verbinden. Auf der CeBIT wurde für Android-Handys ein wichtiger Baustein für dieses Szenario vorstellt: So zeigte die Ageto GmbH eine entsprechende eID-Anwendung. Auch das Open-Source-Projekt „open E-Card“ stellte eine „Ausweis-App“ für Android sowie für verschiedene PC-Plattformen vor.
Thomas Wieland von der Hochschule Coburg betonte, dass die Entwicklung der Ausweis-App offen ist: „Jedermann kann unter bürger.openecard.org seine Ideen und Vorschläge, beispielsweise zur Steigerung der Benutzerfreundlichkeit oder für neue Anwendungsgebiete der chipkartenbasierten Ausweise, einbringen.“
Der Bund bietet ab April in acht Bundesländern die Möglichkeit, sich mit dem Personalausweis für das Steuerportal Elster zu registrieren. Diese Anwendung kommt ein wenig spät, denn bereits seit Januar müssen sich alle, die elektronisch ihre Steuererklärungen abgeben, online auf dem Elster-Portal registrieren, um signierte und authentifizierte Erklärungen online abgeben zu können. Sie können zwar mit einem einfachen Softwarezertifikat die Steuererklärungen digital signieren, mit dem Personalausweis registrierte Nutzer können aber qualifiziert signierte Erklärungen abgeben.
Gebühren sparen durch neuen Ausweis
Zahlreiche Kommunalverwaltungen bieten verschiedene Möglichkeiten an, die eID-Funktion zu nutzen. Dabei versuchen sie die Nutzung der eID-Funktion attraktiver zu machen, indem sie beispielsweise die Möglichkeit anbieten, Gebühren über Rechnung statt über Vorkasse zu bezahlen. Auch verkürzt sich die Bearbeitungsdauer von Onlineanträgen gegenüber Papieranträgen. Auf der CeBIT zeigte die Stadt Würzburg als erste Kommune, wie die Bürger ihre auf dem Chip des Ausweises gespeicherten Daten selbst anzeigen lassen können. Dazu gehören bei E-Government-Anwendungen üblicherweise der Name, die Adresse, Geburtsdatum und -ort, niemals aber die biometrischen Daten, die auf dem Ausweis gespeichert sind.
Die Stadt Stuttgart zeigte das Portal „MeinServiceStuttgart“, über das Bürger zum Beispiel online Bewohnerparkausweise beantragen können. In Wiesbaden wiederum können die Bürger seit neuestem Briefwahlunterlagen online bestellen. Rheinland-Pfalz stellte auf der CeBIT das Portalsystem RLPdirekt vor. Über das Portal können Kommunen, die noch keine eigenen eID-Berechtigungszertifikate haben, ihren Bürgern eID-Funktionen in zahlreichen Antragsverfahren anbieten.
Ein Beitrag von: