Eine Handvoll Kamera knipst Selfies aus der Luft
Der Selfie-Stick hat ausgedient: Den Job der Armverlängerung übernimmt jetzt ein winziger Quadrocopter mit 5-Megapixel-Kamera an Bord, der sich per Smartphone bedienen lässt. Die Finanzierung von AirSelfie über Kickstarter ist bereits mehr als gesichert.
Wer Selfie-Sticks schon albern fand, kann mit dieser Erfindung sicherlich auch nichts anfangen. Allen anderen verspricht sie dagegen entspannte Bilder aus ungewöhnlicher Perspektive, auf denen wirklich jeder drauf ist und auch der Hintergrund erkennbar bleibt. Ein internationales Start-up aus Italien, London, Hongkong und Shanghai hat „AirSelfie“ entwickelt: Eine 5-Megapixel-Kameradrohne, die sich bequem per App steuern lässt, die gewünschten Bilder macht und sich nach dem Einsatz bequem in der Hosentasche verstauen lässt.
Kleinste fliegende Kamera der Welt
Das kleine Flugobjekt hat mit seinen 67,4 x 94,5 x 10,6 mm Größe ungefähr die Abmessung eines größeren Smartphones, besitzt ein eloxiertes Aluminiumgehäuse und wiegt federleichte 52 Gramm – schließlich soll das Ding ja auch fliegen. Das tut es mithilfe von vier kleinen Propellern, die von bürstenlosen Motoren angetrieben werden. Damit ist AirSelfie ein waschechter Quadrocopter – nur deutlich kleiner als seine Kollegen. Es handele sich um die kleinste fliegende portable Kamera der Welt, behaupten die Entwickler.
Um sich Kameradrohne nennen zu dürfen, muss AirSelfie natürlich auch Bilder schießen können. Dafür hat das Leichtgewicht eine 5-Megapixel-Kamera an Bord. Das klingt im Vergleich mit aktuellen Smartphones erst einmal wenig: Sowohl das iPhone 7 als auch das Galaxy S7 haben mehr als doppelt so viel Auflösung allein in der Hauptkamera. Um scharfe Bilder fürs Erinnerungsalbum oder die Social-Media-Kanäle zu liefern, reichen die 5 Megapixel aber locker. Was immer sie knipst, wird zunächst auf einer eingebauten Micro-SD-Karte von 4 GB Größe geparkt, bis das Material heruntergeladen wird. Neben Fotos kann die HD-Kamera auch Bewegtbild aufnehmen – dann ist aber der Speicher relativ schnell voll.
Nur drei Minuten Flugzeit
Begrenzt ist auch die Zeit, die die Drohne in der Luft verbringen kann: Nach drei Minuten geht dem Akku mit 260 mAh und 7.4 V die Puste aus und er muss erstmal wieder eine halbe Stunde an den Strom. Dass beim Grillen im Park oder beim Bergwandern in der Regel keine Steckdose in greifbarer Nähe ist, haben die Erfinder bedacht und AirSelfie eine eigene Powerbank spendiert. Die ist direkt in die Schutzhülle integriert und kann die Drohne bis zu 20-mal mit Saft versorgen. Insgesamt reicht die Energie also für eine Stunde Flugzeit mit entsprechenden Pausen.
20 Meter umfasst der Radius der fliegenden Knipse: Genug, um ganze Gruppen aufs Bild zu bringen. Weiter weg geht nicht, da sie sonst den Kontakt mit dem Smartphone verliert, über das sie per App für Android oder iOS gesteuert wird. Die Kommunikation erfolgt über das integrierte 2,4 GHz-WiFi-Netzwerk, das AirSelfie generiert, sobald es Energie hat. Auf diese Weise lassen sich die Bilder auch gleich aufs Smartphone laden, um sie über die gewohnten Kanäle direkt mit Freunden und Followern zu teilen.
Luftbilder bei allen Gelegenheiten
Um alle Qualitäten von AirSelfie optimal zu nutzen, haben sich die Entwickler jede Menge Szenarien ausgedacht. Neben Gruppen- und Single-Selfies vor jeder denkbaren Kulisse, egal ob drinnen oder draußen, eigne sich das Gerät auch als Überwachungskamera – dann natürlich nicht frei fliegend, sondern ans Stromnetz angeschlossen und unauffällig im Regal drapiert. Auch Zeitraffer-Aufnahmen und Luftbilder von Events, Privatpartys, Gebäuden oder anderen Szenarien schaffe der kleine Quadrocopter – solange man im 20-Meter-Radius bleibt.
Nur für Hochzeiten sollte man, anders als das Start-up vorschlägt, vielleicht doch besser einen Profi-Fotografen engagieren. Ein Brautpaar, bei dem einer die ganze Zeit angestrengt auf ein Smartphone-Display starrt, ist auch in Selfie-Zeiten nicht ganz so attraktiv. Und was bei starkem Wind zum Beispiel an der Küste oder in den Bergen mit dem Leichtgewicht passiert, kann man sich mit ein wenig Fantasie auch ausmalen.
Kickstarter-Kampagne ging durch die Decke
Wer seine Selbstbildnisse demnächst dennoch aus der Luft machen will, muss sich noch ein wenig gedulden: Irgendwann im kommenden Jahr soll die Bonsai-Drohne auf den Markt kommen. Bis Heiligabend kann man zudem vorbestellen, indem man sich an der Kickstarter-Kampagne beteiligt.
Für Unterstützer kostet das Komplettpaket aus AirSelfie, Powerbank, Hülle und Kabel knapp 270 Euro. Der Versand starte im März 2017, heißt es. Finanziert ist das Projekt so oder so: Bereits jetzt, 25 Tage vor Kampagnenende, sind über 300.000 Euro zusammengekommen. Gehofft hatten die Entwickler auf gerade mal 45.000 Euro.
Dabei sind die AirSelfie-Entwickler nicht die einzigen, die auf eine fliegende Kamera setzen. In letzter Zeit hat es viele ähnlicher Projekte gegeben. Welche das sind, lesen Sie hier.
Wenn Ihnen allerdings ein Wurfpfeil genügt, den man samt Kamera in die Luft wirft, dann lesen Sie hier weiter.
Ein Beitrag von: