Fujitsu Siemens Computers wird Fujitsu Technology Solutions
Nach der Eingliederung in den Fujitsu-Konzern will die ehemalige Fujitsu Siemens Computers schon 2010 schwarze Zahlen schreiben. Deutschland erhält die weltweite Entwicklungsverantwortung für Server und Storage. VDI nachrichten, Düsseldorf, 3. 4. 09, jdb
Am 1. April geht ein Kapitel deutsche Computergeschichte zu Ende: Aus Fujitsu Siemens Computers, dem am Ende eher glücklos operierenden Joint Venture aus Siemens und Fujitsu, wird Fujitsu Technology Solutions. Das neue Unternehmen ist der für Europa und Indien zuständige Arm des japanischen Fujitsu-Konzerns. „Wir können zwar die alte Marke noch zwölf Monate verwenden, machen aber einen klaren Schnitt“, sagt Kai Flore, Präsident und CEO des Unternehmens. Vorhandene Produkte würden noch mit altem Logo abverkauft, Neuproduktionen erhalten bereits das neue. Dem Kunden tritt man zukünftig einheitlich unter der Marke Fujitsu gegenüber.
Das letzte Geschäftsjahr, dessen Zahlen am Montag noch nicht vorlagen, dürfte bei Fujitsu-Siemens mit Verlust geendet haben. Von bis zu 1 Mrd. € Minus wird gemunkelt. „Unsere Profite sind durch die Neuausrichtung erheblich gesunken“, gibt Flore zu. „Wir haben zum Teil auf Geschäft verzichtet, weil es nicht mehr in die neue Richtung passt, müssen aber auch hohe Restrukturierungskosten verkraften.“
Fujitsu Technology Solutions steht in Europa für 6,6 Mrd. € Umsatz und beschäftigt rund 10 000 Mitarbeiter, davon 1000 in Forschung und Entwicklung, meist in Deutschland. Daneben beschäftigt aber auch der Fujitsu-Konzern selbst in Europa 35 000 Mitarbeiter, vor allem in Großbritannien, die vorwiegend im Servicegeschäft tätig sind. Wie der erst kürzlich von Siemens zugekaufte Services-Bereich von Fujitsu Technlogy Solutions mit dem Servicegeschäft von Fujitsu konsolidiert werden soll, ist noch nicht genau geklärt. „Beim Kunden treten wir jedenfalls ab sofort einheitlich auf“, betont Flore.
Personal- oder Funktionsverluste für die deutschen Standorte seien nicht vorgesehen, im Gegenteil. Augsburg und Paderborn verantworten weltweit die Entwicklung von Servern und Storage. Es sei sogar geplant, Software- und Storage-Spezialisten einzukaufen, notfalls auch in Form von Übernahmen. Schon im Jahr 2010 will Fujitsu Technology Solutions schwarze Zahlen schreiben.
Dazu sollen vor allem höherwertige Produkte und Dienstleistungen beitragen, beispielsweise im Storage-Bereich. Neben den bestehenden Kooperationen mit EMC und Netapp baut Fujitsu hier auf die eigene Marke Eternus, die bisher nur in Asien vertrieben wurde, jetzt aber weltweit angeboten wird. In sie gehen die Centric-Stor-Lösungen nun als Eternus CS ein. Neu entwickelt werden Bandbibliotheken, NAS-Speicher und Managed Storage.
Bei Servern fokussiert sich Fujitsu auf die Intel-Architektur und dynamische Infrastrukturen wie Flex- oder Blade- Frame, die eng an Unternehmensanwendungen wie Oracle oder SAP angebunden sind. Bis 2012 will das Unternehmen mehr als 10 % vom weltweiten Intel-Servermarkt für sich verbuchen. Heute sind es 4 %.
Gerüchte, nach denen sich Fujitsu vom Clientgeschäft trennen wolle, dementierte Flore. „Das ist für unsere gesamte Ausrichtung viel zu wichtig.“ Lediglich im niederwertigen Segment seien Bereinigungen vorgesehen. Schließlich wolle man Geschäftskunden Gesamtlösungen anbieten, und zu denen gehörten Clients nun einmal.
Fujitsu sieht sich zukünftig auf Augenhöhe mit den übrigen großen IT-Infrastrukturanbietern Dell, HP, IBM und Cisco. Neben technischen Argumenten sieht Flore einen weiteren wichtigen Grund, der Fujitsu für Kunden attraktiv macht: „Wir verstehen uns als derzeit einzige europäisch-asiatische Alternative zu den amerikanischen Anbietern, können unseren Kunden jetzt aber wie diese weltweiten Service bieten.“
ARIANE RÜDIGER
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