Google mischt Markt mit spottbilliger VR-Brille auf
Eine Pappschachtel mit zwei Kunststofflinsen ebnet den Weg in virtuelle Realitäten: IT-Gigant Google hat seit Sommer rund 500.000 Cardboards unter die Leute gebracht – Virtual-Reality-Brillen für rund zwei Euro zum Selberbauen.
Virtual Reality ist das nächste große Ding – daran ließen Anbieter der Virtual-Reality-Brillen Oculus Rift (Facebook) und Morpheus (Sony) dieses Jahr wenig Zweifel. Dass das zumindest für den Einstieg nicht gleichzeitig hohe Preise bedeuten muss, zeigt Google mit seinem Cardboard. Erstmals vorgestellt, verteilt und getestet wurde die Low-Budget-VR-Brille im Sommer auf der Entwicklerkonferenz I/O – in der Zwischenzeit hat der Pappkarton mit zwei Linsen und Smartphone-Halterung den Sprung vom Demo-Objekt auf den Massenmarkt geschafft.
500.000 Pappbrillen bereits im Umlauf
Google hat nach eigenen Angaben mittlerweile eine halbe Million Brillen unters Volk gebracht: als Vorlage zum Selberbasteln oder als Bausatz vorproduziert von Drittanbietern. Nur eine Handvoll Dollar kostet das Gestell, das einen ganz neuen Blick auf computergestützte Szenerien bietet. Los geht’s ab gerade mal 2,08 Euro inklusive Porto, schreibt das IT-Fachmagazin heise.de – im Gegensatz zu den voraussichtlich etwa 150 Euro für die Oculus Rift, wie bisherige Schätzungen besagen.
Der niedrige Preis ist möglich, weil das Cardboard tatsächlich nur aus Pappe, zwei Linsen, einem Magnet und einem Metallscheibchen besteht – die Technik im Inneren liefert das Smartphone des Nutzers. Dieses wird mit dem Bildschirm zum Nutzer hin in die Kartonhülle gespannt. Kunststofflinsen sorgen für die richtige Optik. Damit das Ganze bedienbar wird, ist noch ein kleiner Magnet integriert. Wird dieser bewegt, verändert sich das Magnetfeld. Das Smartphone reagiert entsprechend.
Smartphone-Technik dient als Grundlage
Als Auge nach draußen dient die Kamera des Smartphones. Weitere technische Eigenschaften der derzeit gebräuchlichen Mobiltelefone sind ebenfalls intelligent in das Konzept integriert: Accelerometer und Gyroskop, die sowieso zur Standardausstattung gehören, werten die Kopfbewegungen des Nutzers aus und sorgen für die Erlebbarkeit der virtuellen Welt. Plastisch wird diese durch das Prinzip, das auch von 3D-Filmen bekannt ist: Das linke und das rechte Auge sehen leicht unterschiedliche Bilder, auf dem Smartphone erzeugt durch eine simple Halbierung des Bildschirms. Eine Pappwand bewirkt die saubere Trennung innerhalb von Cardboard.
Mehr als 100 Apps warten auf Cardboard-User
Ganz ohne Extratechnik geht es dann allerdings nicht: Passende Software muss her. Doch auch dafür hat Google inzwischen gesorgt: Im Play-Store gibt es inzwischen rund 100 Anwendungen für Cardboard – vom Angry-Birds-Klon, über Konzerte und Fahrsimulatoren bis zur Kalibrierungshilfe für VR-Brillen. Cardboard an sich funktioniert auch mit Apple-Geräten. Die passende Software gibt es ebenfalls dutzendfach – allerdings natürlich im IOS-App-Store und nicht bei Google selbst.
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