Handynacken droht zum neuen Volksleiden zu werden
Verspannungen, Kopfschmerzen, frühzeitiger Verschleiß der Bandscheiben: Das sind Symptome des sogenannten Handynackens – ausgelöst durch stundenlanges, vorgebeugtes Starren auf Smartphones und Tablets. Das Krankheitsbild droht zu einem neuen Volksleiden zu werden.
Ob an Haltestellen, in der Supermarktschlange oder beim Spazierengehen: Der Blick auf Smartphone oder Tablet wird für immer mehr Menschen zum ständigen Begleiter. Der Kopf ist dabei nach vorne gebeugt. Eine unnatürliche und ungesunde Haltung. Der New Yorker Wirbelsäulenchirurg Kenneth Hansraj hat in einer Studie ermittelt, welche Kräfte dabei auf die Wirbelsäule wirken.
Vorwärtsbeugen belastet die Wirbelsäule mit zusätzlich 27 kg
So funktioniert Hansrajs Rechnung: Der Kopf eines Erwachsenen wiegt vier bis sechs Kilogramm. Beugt er ihn um 15° nach vorn, wirken 13 zusätzliche kg auf die Halswirbelsäule. Beim Blick aufs Handydisplay neigt der Mensch seinen Kopf allerdings um 60°. Das bedeutet 27 kg mehr für Nacken und Rücken. Eine gigantische Belastung. Denn Hansraj geht davon aus, dass viele Nutzer täglich über vier Stunden aufs Display gucken.
Die Folgen: Die Halsmuskeln überdehnen, die Brustmuskeln verkürzen sich, die Wirbelsäule muss mit hoher Belastung klarkommen. Es kommt zu Kopfschmerzen, Verspannungen und schlimmstenfalls zu einem frühzeitigen Verschleiß der Bandscheiben. Auch eine Kyphose steht auf der Liste der Horrorszenarien – eine dauerhafte Krümmung der Wirbelsäule, die sich zum Rundrücken steigern kann. Im Volksmund Buckel genannt.
„Wir sprechen seit einigen Jahren in solchen Fällen von einem Handynacken“, sagte Wolfgang Panter der Nachrichtenagentur dpa. Der Präsident des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte relativiert aber auch: „Erst intensives Nutzen von Smartphones und Tablets führt zu Problemen.“
Ärzte empfehlen Sport als Ausgleich
Was also tun? Panter schlägt häufige Ausgleichsbewegungen vor: „Zum Beispiel öfter mal in die Ferne schauen, um Augen- und Nackenmuskulatur zu trainieren.“ Außerdem bricht er die Lanze für den guten alten Laptop: „Laptops sind ergonomischer, wenn sie in vernünftiger Höhe aufgestellt werden.“
Und natürlich hilft Sport als Ausgleich. „Der Mensch ist ein Lauftier und kein Faultier“, sagte Chefarzt Bern Kladny von der Klinik Herzogenaurach gegenüber dpa. „Er braucht Bewegung, und da tut ihm jede Form gut. Und welcher Sport hilft? „Statt zwanghaft Ausgleichsbewegungen zu machen, sollte man besser einen Sport ausüben, der Spaß macht.“
Ein Beitrag von: