Konzertsäle in Schuhkartonform bieten besten Klang
In rechteckigen Konzertsälen klingt Orchestermusik besonders dynamisch. Das ist das Ergebnis einer akustischen Analyse, die finnische Wissenschaftler in deutschen Konzerthallen durchgeführt haben. Das Nachsehen haben terrassenförmig-ovale Bauten wie die Berliner Philharmonie.
Musikliebhaber wissen seit eh und je, dass die Form der Konzertsäle die Tonqualität der Musik beeinflusst. Jetzt gibt es auch den wissenschaftlichen Nachweis. Ein Forscherteam der finnischen Aalto Universität in Espoo hat unter Leitung von Jukka Pätynen in Deutschland sieben Konzertsäle mit unterschiedlicher Bauform unter die Lupe genommen. Darunter auch das Konzerthaus in Berlin und der Herkulessaal in München mit rechteckiger Form sowie die Berliner Philharmonie mit einer terrassenförmig-ovalen.
Dummies mit Mikrofonohren als Konzertbesucher
Das Schall-Messsystem von Jukka Pätynen arbeitete mit Mikrofonen, die an den Ohren von Dummies an verschiedensten Stellen in den Konzertsälen positioniert waren. Für den Tonvergleich wurde in allen Sälen die gleiche, relativ kurze Passage aus einer Symphonie von Anton Bruckner gespielt. Die Wissenschaftler platzierten Lautsprecher auf der Bühne, die wie ein Orchester verteilt waren.
Wie das Team von Pätynen herausgefunden hat, macht sich die Form der Konzertsäle besonders bei so genannten dynamischen Passagen bemerkbar. Darunter versteht man den raschen Wechsel von besonders laut zu besonders leise und umgekehrt.
Rechteckige Konzertsäle klingen dynamischer
Die Analyse zeigte, dass der Widerhall von den Seitenwänden der rechteckigen Konzertsäle speziell die Töne lauter Musikpassagen besonders hervorhebt. Dadurch ergeben sich gerade bei hohen Schallfrequenzen besonders ausgeprägte Unterschiede in der Tonqualität. „Eines des ergreifendsten kulturellen Erlebnisse ist es, Livemusik von einem Sinfonie-Orchester zu hören, das sich von einer leisen Passage zu einem monumentalen Fortissimo steigert“, schreiben die Forscher in einem Bericht des Spiegel.
Die Finnen betonen ausdrücklich, dass man keineswegs davon ausgehen könne, dass nicht-rechteckige Konzertsäle grundsätzlich schlechter seien. Aber gerade bei sehr dynamischer Musik ließen sich die Unterschiede nicht überhören. Die Einzelheiten der Analysen sind in der amerikanischen Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht worden.
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