Mit der Dot Watch können Blinde Bücher lesen
Ein junges südkoreanisches Unternehmen hat den ersten Blindenschrift-Generator entwickelt, der am Handgelenk getragen wird. Die Texte werden per Bluetooth von Smartphones oder eBooks eingespielt.
Das digitale Zeitalter hat Blinde links liegengelassen. Smartphones und eBooks können sie nur eingeschränkt beziehungsweise gar nicht nutzen. Das ändert sich jetzt. Das südkoreanische Unternehmen Dot hat eine Armbanduhr entwickelt, auf deren Display keine Buchstaben und Ziffern erscheinen, sondern kleine ausfahrbare Stempel, die Blinde ertasten und lesen können.
Es handelt sich um die Braille-Schrift, die es Blinden ermöglicht, Buchstaben und Ziffern zu lesen. Doch allzu viel haben sie bisher nicht von dieser Fähigkeit. Gerade mal ein Prozent aller Bücher gibt es in Blindenschrift, weil die Herstellung sehr aufwändig ist. Die kleinen Erhöhungen werden mit Stempeln in dickes Papier gedrückt. Entsprechend schwer sind derartige Schriften.
Piezoelektrische Aktoren bewegen die Stempel
Die Dot Watch, wie das Unternehmen sein Produkt nennt, übersetzt Texte, die beispielsweise auf einem Smartphone oder einem eBook gespeichert sind, in Blindenschrift. Das Speichermedium muss über ein Bluetooth-Sendemodul verfügen. Piezoelektrische Aktoren drücken die Stempel aus dem Zifferblatt heraus. Die Lesegeschwindigkeit lässt sich einstellen.
Braille-Trainer inbegriffen
Das Gerät verfügt auch über eine Trainingsfunktion, die Blinden hilft, Braille zu erlernen. Viele geben vorzeitig auf, weil Geräte, die gedruckte Texte in Braille-Schrift übertragen, weit mehr als 1000 € kosten.
Die Dot Watch soll es für knapp 300 $ geben, ist also für die meisten Menschen erschwinglich. Via Internet kann sie bereits vorbestellt werden. Die Auslieferung soll im Laufe des Jahres 2016 beginnen.
Batterie hält zehn Stunden
Die Dot Watch hat auch eine Uhr- und Alarmfunktion und lässt sich als Notizbuch nutzen. Außerdem ist ein Gyroskop integriert, das beim Navigieren hilft. Das Gehäuse besteht aus Aluminium. Sie hat einen Durchmesser von 42 mm und ist ganze zwölf Millimeter dick. Die Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 400 Milliamperestunden (mAh) reicht für einen zehnstündigen Lesebetrieb. Das Gerät ist kompatibel zu den Betriebssystemen iOS und Android.
Wie die Webseite Upworty berichtet, gab ein persönliches Erlebnis von Dot-Gründer Eric Ju Yoon Kim den Ausschlag für die Entwicklung der Dot Watch. Er traf einmal einen jungen Blinden, der die Bibel lesen wollte. Dazu benötigte er 20 Bände in Blindenschrift. „Wir bemühen uns, die unsichtbare Diskriminierung von Blinden zu reduzieren, indem wir ihnen Informationen zugänglich machen“, heißt es auf der Homepage des jungen Unternehmens.
Ein Beitrag von: