Neuartige Stromgittermasten aus recyceltem Stahl sparen bis zu 75 Prozent CO2 ein
Die auf nachhaltige Korrosionsschutzlösungen und den Stahlbau spezialisierte WIEGEL-Gruppe treibt die Dekarbonisierung in Deutschland voran. Mit recyceltem Stahl produziert der Gittermastbau-Spezialist WIEGEL Parey im Rahmen eines Pilotprojekts vier Masten für eine Stromtrasse in Norddeutschland. Das richtungsweisende Verfahren ist ein großer Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Im Zuge des Netzausbaus zur Umsetzung der Energiewende werden in Deutschland die dafür notwendigen Übertragungskapazitäten erhöht. Dazu müssen unter anderem Stromleitungen gebaut werden. Die Stromwende basiert maßgeblich auf dem Ausbau und der Ertüchtigung des Stromnetzes durch die Installation von Freileitungen. Im Gegensatz zu den Erdkabeln spielen Freileitungen bei den Übertragungsnetzen eine entscheidende Rolle, um den Abtransport von Strom aus Windenergie aus Norddeutschland zu den Verbrauchern in Richtung Süden zu realisieren.
Um die Weiterleitung bzw. den Transfer dieser nachhaltig erzeugten Energie ab sofort umweltfreundlicher zu gestalten, produziert WIEGEL Parey im Rahmen eines Pilotprojekts vier Höchstspannungsmasten mit CO2-reduziertem Stahl. Damit werden gegenüber herkömmlichen Stahlherstellungsverfahren aktuell bis zu 75 Prozent CO2 eingespart. „Das ist der erste Schritt, um die Dekarbonisierung entlang der Wertschöpfungskette zur Herstellung von Stahlgittermasten zu realisieren“, sagt Dr. Oliver Nitzsche, Geschäftsführer der WIEGEL Parey GmbH & Co KG. Die vier von WIEGEL Parey gefertigten Stahlgittermasten werden im Landkreis Nienburg/Weser in Niedersachsen errichtet.
WIEGEL Parey ist Innovationspartner bei Übertragungsnetzbetreibern
Einer der größten Übertragungsnetzbetreiber im Sektor der Höchstspannung vertraut bei diesem Pilotprojekt auf das langjährige Know-how der WIEGEL-Gruppe. „Bei dieser Zusammenarbeit sind Punkte wie jahrzehntelange Expertise im Stahlgittermastbau, flexible regionale Fertigungstiefe – Gittermastproduktion, Feuerverzinkung, Farbbeschichtung – sowie kurze Transportwege zum Maststandort entscheidende Vorteile, die den Ausschlag für WIEGEL Parey ergeben haben“, so Nitzsche. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Nürnberg ist seit Jahren ein aktiver und federführender Innovationspartner bei den Übertragungsnetzbetreibern und hat hierzulande bereits Hunderte von Stromgittermasten produziert.
Erhöhte Menge von recyceltem Stahl
Der verwendete CO2-reduzierte Stahl für die Gittermasten des Pilotprojekts besteht im Gegensatz zu herkömmlich hergestelltem Stahl aus einer erhöhten Menge von recyceltem Stahl. Des Weiteren wird dieser nicht wie üblich über die konventionelle Hochofenroute im Stahlwerk produziert, sondern im Elektrolichtbogenofen mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien. Diese Methode bringt einen entscheidenden Vorteil im Bereich CO2-Ausstoß.
Herkömmlich hergestellter Stahl verursacht pro Tonne bis zu circa 2,3 Tonnen CO21. Der von WIEGEL überwiegend für das Pilotprojekt eingesetzte recycelte Chalibria-Stahl aus Italien verursacht dagegen nur rund 466 kg CO22 pro Tonne Stahl. Übertragen auf den im Rahmen des Pilotprojekts unter anderem zu produzierenden 72 Tonnen schweren und 30 Meter hohen Winkelabspannmast WA160-30 bedeutet das einen konventionellen CO2-Ausstoß von rund 199 Tonnen. Mit dem recycelten Stahl reduziert sich der CO2-Ausstoß um circa 154 Tonnen auf rund 45 Tonnen, ein Rückgang um 77 Prozent.
WIEGEL Parey ermittelt CO₂-Emissionen
Im Rahmen einer CO2-Bilanzierung hat WIEGEL Parey seine gesamten CO2-Emissionen inklusive Scope 3 nach dem sogenannten „Green House Gas-Protokoll“ untersuchen lassen. Dabei konnte festgestellt werden, dass vor allem der Bezug von CO2-reduziertem Stahl eine erhebliche Einflussgröße auf den eigenen ökologischen Fußabdruck der Gittermastproduktion darstellt. Konkret hat WIEGEL Parey im Jahr 2023 pro Tonne Stahl 3,0 Tonnen CO2 emittiert. Bei Verwendung von 85 Prozent recyceltem Stahl ist eine Reduktion auf 1,75 Tonnen CO2 möglich. Das entspricht einem Einsparpotenzial von 42 Prozent in Bezug auf die gesamte Treibhausgasbilanz von WIEGEL Parey.
2022: 750 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente in Deutschland ausgestoßen
Angesichts der gesamten Kohlendioxid-Menge, die jährlich in Deutschland emittiert wird, kann bei der Metallherstellung mit recyceltem Stahl ein erheblicher Anteil an Kohlendioxid eingespart werden. 2022 wurden in Deutschland insgesamt rund 750 Mio. Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen. Laut offiziellen Angaben des Umweltbundesamtes entfallen auf die Herstellung von Metallen pro Jahr 2,2 Prozent der gesamten CO₂-Emissionen 3. Das entspricht rund 16,3 Mio. Tonnen CO2. Bei durchgehender Verwendung von recyceltem Stahl hätte der Gesamtausstoß in 2022 demnach um bis zu 75 Prozent auf etwa 4,08 Mio. Tonnen CO₂ reduziert werden können.
Duplex-Veredelungsverfahren ermöglicht Haltbarkeit von bis zu 100 Jahren
Die aus recyceltem Stahl in Redekin in Sachsen-Anhalt produzierten Gittermasten erreichen durch das zusätzliche Veredelungsverfahren einen besonders hohen Korrosionsschutz. „Die Feuerverzinkung der Masten erfolgt in unseren eigenen Werken bzw. bei in räumlicher Nähe gelegenen Partnern. Anschließend werden sie nassbeschichtet. Das sogenannte Duplex-Veredelungsverfahren sorgt für eine besonders hohe Lebensdauer von bis zu 100 Jahren“, sagt Matthias Götz, Geschäftsführer der WIEGEL Verwaltung GmbH & Co KG mit Sitz in Nürnberg.
Auch beim CO₂-reduzierten und bleifreien Feuerverzinkungsverfahren kann die WIEGEL-Gruppe mit ihrem Umweltmanagementstandard nach DIN ISO 14001 zu einem noch nachhaltigeren Produktionsablauf beitragen. Zudem ist WIEGEL EMAS-validiert. Das europäische Umweltmanagementsystem gilt als besonders anspruchsvoll, da die Ergebnisse von unabhängigen Gutachtern überwacht werden. 2017 erhielt das 1950 von Hans Wiegel in Nürnberg gegründete Familienunternehmen mit über 1.500 Beschäftigten und 39 Standorten in vier Ländern Auszeichnungen von der Europäischen Kommission und vom Bundesumweltministerium für sein Engagement im Bereich Umweltschutz. „WIEGEL leistet mit diesem Pilotprojekt nicht nur den ersten, sondern auch einen weit und gut sichtbaren Beitrag zum Netzausbau und zur Energiewende mit dem erklärten Ziel der künftigen Klimaneutralität“, resümiert Nitzsche.
Masttypen | Stahlgewicht | Höhenstufe | CO2 eq (konventionell) | CO2 eq (reduziert) | CO2 Einsparung |
Tragmast T1-32 | ca. 38 to | 32 m | ca. 104.000 kg | ca. 24.000 kg | bis zu 75 % |
Tragmast T1-35 | ca. 32 to | 35 m | ca. 112.000 kg | ca. 26.000 kg | bis zu 75 % |
Winkelabspannmast WA160-30 | ca. 72 to | 30 m | ca. 199.000 kg | ca. 45.000 kg | bis zu 75 % |
Winkelabspannmast WA160-33 | ca. 69 to | 33 m | ca. 190.000 kg | ca. 50.000 kg | bis zu 75 % |
WIEGEL Parey errichtet im Rahmen des Pilotprojekts vier Masttypen mit recyceltem Stahl. Dieser spart pro Mast bis zu 75 Prozent CO2 ein.
- Angaben gemäß EPD-TS-2020-003, siehe: https://britishsteel.co.uk/media/0tfli2ci/british-steel-rails-sections-epd.pdf
- Angaben gemäß EPD S-P-11653, siehe: https://www.environdec.com/library/epd11653
- https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#nationale-und-europaische-klimaziele
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