Neue Hautarzt-App ist bei Medizinern umstritten
Lange Wartezeiten für einen Termin beim Hautarzt sollen mit einer neuen Smartphone-App überflüssig werden. Auf Basis eingeschickter Fotos erhalten Patienten eine Ferndiagnose von einem Hautexperten. Der kostenpflichtige Service ist bei Medizinern allerdings umstritten.
Alles habe damit begonnen, dass bei seiner Tochter während eines Italienurlaubes plötzlich ein roter Hautausschlag zu sehen war, erzählt Simon Bolz. Er habe den Ausschlag fotografiert, an einen befreundeten Dermatologen an der Berliner Charité geschickt und schon bald die Nachricht bekommen, dass es nur eine Sonnenallergie sei.
Aus der Urlaubsbegebenheit ist mittlerweile eine Internetplattform entstanden, die den Service, den Simon Bolz von seinem befreundeten Arzt erhielt, öffentlich anbietet. Goderma heißt das Unternehmen, das der Sozialwissenschaftler Bolz und der Gesundheitsökonom Simon Lorenz gegründet haben.
Antwort eines Hautarztes kommt innerhalb von 48 Stunden
Idee und technische Umsetzung sind einfach. Wer ein Hautproblem hat, fotografiert die betroffene Stelle und lädt das Foto hoch, entweder über die Smartphone-App oder über die Internetseite von Goderma. Zusätzlich beantwortet der Patient einige vorgegebene Fragen und kann in einem weiteren Feld zusätzliche Informationen geben. Es folgen die Registrierung über eine sichere Internetverbindung und der Weg zur Kasse.
Nachdem die 29 Euro pro Anfrage bezahlt wurden, kann der Patient innerhalb von 48 Stunden mit der Antwort eines Experten und dessen Handlungsempfehlung rechnen. „Nicht zufrieden mit der Antwort? Dann erstatten wir Ihr Geld zurück“, heißt es auf der Webseite von Goderma.
Alle Hautärzte, mit denen Goderma zusammenarbeite, hätten mindestens drei Jahre Erfahrung in einer niedergelassenen Praxis, betonen die beiden Gründer der Telemedizin-Plattform. Außerdem würden die Antworten stichprobenartig von Godermas medizinischen Leitern und Hautexperten, den Professoren Johannes Ring und Andreas Blum, überprüft. Die Anonymität der Patienten wird ebenfalls zugesichert. Name, Adresse oder Telefonnummer müssen bei einer Anfrage nicht mitgeliefert werden.
Auch wenn die sogenannte Internetmedizin von Patienten zunehmend akzeptiert wird, könnten die Goderma-Gründer dennoch ein Problem bekommen. Ärztekollegen und Berufsverbände sehen das neue Angebot bisher kritisch. „Berufsrechtlich ist das nicht zulässig, weil es ein Fernbehandlungsverbot für Ärzte gibt“, gibt Sascha Rudat, Sprecher der Berliner Ärztekammer, gegenüber der Nachrichtenagentur
Telemedizin ist medizinisches und juristisches Neuland
Andere Experten zeigen sich ebenfalls skeptisch. „Das ist ein mutiges Vorhaben, aber medizinisches und juristisches Neuland“, erläutert Klaus Strömer, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen, gegenüber dpa. Die Kollegen, die bei dem Projekt bisher mitmachten, seien zwar seriös, dennoch bleibe die Fachgesellschaft weiter kritisch. Den teilnehmenden Ärzten stehe noch eine Erklärung vor dem Berufsverband bevor.
Strömer kann sich nur schwer vorstellen, wie Diagnosen per Foto gestellt werden. „Ich kann einen Patienten nicht nach der Vorgeschichte fragen“, sagt der Dermatologe. Er wolle Patienten auch nicht mit einer Verdachtsdiagnose beispielsweise bei einer bösartigen Hauterkrankung allein lassen.
Ein Beitrag von: