Neue Technik verwandelt feste Oberflächen durch Körperwärme in Touchscreens
Das Münchner IT-Unternehmen Metaio hat eine Technologie entwickelt, mit der jede feste Oberfläche als Touchscreen genutzt werden kann. Einzige Voraussetzung: Die Oberfläche muss sich durch Körperwärme erwärmen lassen.
Diese „Thermal Touch“ genannte Technik bietet vor allem in Verbindung mit Hightech-Datenbrillen neue Möglichkeiten, weil die Nutzer ihre Hände nicht nur frei zum Arbeiten einsetzen, sondern auch Funktionen auslösen oder ohne großen Aufwand Informationen abrufen können. „Alle diskutieren derzeit über tragbare Datenbrillen wie Google Glass, aber kaum einer spricht darüber wie man Geräte dieser Art eigentlich bedienen wird“, begründet Peter Meier, CTO Metaio, die neue Entwicklung. „Was wir brauchen, sind natürliche, zweckmäßige Benutzerschnittstellen, um mobile Geräte von morgen zu steuern.“
Mit der neuen Technik können die Nutzer beliebige Objekte in einen Touchscreen verwandeln. Die Interaktion erfolgt nicht nur durch Berührung durch, sondern auch durch Kopfnicken, Wischen am Brillenbügel oder Gespräche mit der Technik.
Hinter Thermal Touch steht die Idee, tragbare Datenbrillen bedienungsfreundlicher zu machen. Auf einem realen festen Gegenstand wie beispielsweise einem Tisch wird ähnlich wie bei den Augmented-Reality-Brillen eine Tastatur projiziert. Der Unterschied zu diesen Brillen besteht jedoch darin, dass mit Thermal Touch die Gegenstände auf dem Display interaktiv bedient werden können.
Thermaler Fingerabdruck gibt Information
Das Thermal-Touch-System reagiert auf Körperwärme: Berührt der Nutzer einen Gegenstand, erwärmt sich die Oberfläche leicht. Die Berührung hinterlässt einen kurzen thermalen Fingerabdruck. Eine Infrarot-Kamera erkennt diese abgegebene Wärme und verarbeitet sie in der Augmented Reality Software. Die zweite Kamera macht eine Aufnahme der Oberfläche mit Fingerabdruck und leitet das Bild weiter.
Wenn also eine Tastatur auf dem Tisch simuliert wird, lässt sich diese genauso bedienen, wie ein Schachspiel. Designer, Architekten und alle, die mit 3D-Modellen arbeiten, können digitale 3D-Entwürfe in vorhandene Modelle projizieren. Zeitungsleser können das Symbol einer Anzeige oder in einem Artikel berühren und so interaktiv Informationen abrufen. Aber auch technische Informationen zu realen Objekten könnten jederzeit abgerufen werden. Kinder wären in der Lage, zu ihren Spielzeugen digitale Inhalte zu laden.
Noch ist allerdings nicht absehbar, wann das System im Alltag anwendbar sein wird. „Es ist durchaus denkbar, dass in fünf bis zehn Jahren Infrarotkameras, kombiniert mit einer Vielfalt an fortschrittlichen Sensoren, in mobilen Geräten zu finden sein werden – inklusive tragbarer Augmented-Reality-Brillen der nächsten Generation“, meint CTO Meier. Das wäre in der IT-Branche noch eine Ewigkeit.
Erste Präsentation eines Prototyps
Dennoch lässt sich die Technik auch schon Live erleben. Einen Prototypen stellt Metaio vom 27. bis 29. Mai 2014 auf der Augmented World Expo (AXE) im kalifornischen Santa Clara und am 8. Juli 2014 auf der InsideAR-Konferenz in Tokio vor.
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