Mehr als Retro 02.03.2018, 13:57 Uhr

Nokia 8110: Das neue alte Bananen-Handy

Kostengünstig und mit Nostalgie-Faktor: Das finnische Unternehmen HMD bringt mit dem Nokia 8110 ein weiteres Kult-Handy der 1990er-Jahre neu heraus. Im Vergleich zum 3310 aus dem Vorjahr hat das „Bananen-Handy“ aber deutlich mehr moderne Funktionalität zu bieten.

Nokia 8110 4G in gelb

Ein Klassiker aus den 1990ern: Das Nokia 8110 ist wieder da.

Foto: HMD

Wer kauft eigentlich Retro-Handys? Sind das jetzt bloß Hipster, die einen Party-Gag brauchen, oder doch Leute, die immer noch dem alten Satz nachhängen: „Ich will mit einem Telefon einfach nur telefonieren!“

Es sind all diese, plus diejenigen, die wenig Geld haben. Für alle drei Käufergruppen könnte das neue Nokia 8110 interessant sein. Es ist die Wiederauflage eines tragbaren Telefons, das in der zweiten Hälfe der 1990er- Jahre irre neu und stylish war: Flach, leicht gebogen und mit einer Abdeckung, die man mit dem Daumen wegschieben konnte, um die Tastatur freizulegen. Das war zu den Zeiten, als Nokia noch Weltmarktführer war und niemand sich vorstellen konnte, dass das zehn Jahre später ganz, ganz anders sein könnte.

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Nicht bloß zum „Snake“ spielen

Inzwischen ist die Marke jedenfalls wieder da, nachdem das finnische Unternehmen HMD die Rechte gekauft hat. Heute gibt es auch Smartphones unter dem Namen Nokia, die durchaus konkurrenzfähig sind mit denen von Apple, Samsung und Co. So richtig ins Gespräch kommen die Finnen damit aber nicht, und deshalb setzen sie wieder mal auf den Retro-Trick. Beim Mobile World Congress in Barcelona präsentierten sie jetzt die Neuauflage des 8110, das es in Schwarz und tatsächlich auch in Bananen-Gelb geben wird. Ab Mai soll es erhältlich sein, zum Preis von 79 Euro plus Mehrwertsteuer.

Also wieder so ein PR-Gag wie 2017, als HMD in Barcelona mit dem wiederbelebten 3310 rauskam, dem Standardgerät der mobilen Jungsteinzeit? Nicht ganz. Das neue 3310 konnte kaum mehr als sein Opa, und der Spaß am „Snake“ spielen ließ auch schnell wieder nach. So etwas wie WLAN oder LTE-Standard waren in diesem reinen „Feature Phone“ noch undenkbar.

E-Mail, Facebook und Maps verfügbar

Das sieht heute mit dem 8110 anders aus, das doch schon einige Eigenschaften eines Smartphones mitbringt. Natürlich keinen Touchscreen und keine gewaltigen Kapazitäten, aber doch 512 Megabyte Arbeitsspeicher und 4 Gigabyte internen Speicher, dazu eine Kamera mit einer Auflösung von 2 Megapixel. Außerdem muss man auf einige vom Smartphone gewohnte Features nicht verzichten: HMD verspricht einen App Store mit Angeboten wie Google Assistant, Google Maps, Google Search, Facebook and Twitter. Außerdem werde es möglich sein, E-Mails zu senden und zu empfangen oder den persönlichen Kalender mit Outlook und Gmail zu synchronisieren.

Zudem kann das Gerät als WLAN-Hotspot dienen, und nicht zuletzt ist es LTE-fähig. Dieser Standard ist zwar bei der Datenübertragung inzwischen gängig, aber eben nicht bei der Sprachübertragung, dem so genannten Voice over LTE. Genau das aber verspricht das neue alte Bananen-Handy, und damit bietet es eine besonders natürliche und klare Sprache sowie blitzschnellen Verbindungsaufbau.

Akkulaufzeit ist rekordverdächtig

Die LTE-Ausstattung hat sich HMD wohl auch deshalb geleistet, weil sie gegenüber dem üblichen 3G oder 4G den Stromverbrauch deutlich senkt. Und da liegt eines der stärksten – sachlich begründeten – Kaufargumente, denn mit 25 Tagen Akkulaufzeit im Standby-Modus könnte dieses Handy noch funktionieren, wenn man es den ganzen Sommerurlaub lang zuhause auf dem Resopaltisch hat liegen lassen.

Ein Beitrag von:

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

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