Per App mal eben kurz versichert
Versicherer bieten inzwischen auch den Vertragsabschluss per App. Zielkunden der zeitlich begrenzten Versicherungen sind Reisende. Gegenüber klassischen Produkten weisen Kurzzeitversicherungen aber oft weniger Schutz auf.
Nach verschiedenen Service-Apps versucht sich die Assekuranz nun auch im Vertrieb von Versicherungen über mobile Endgeräte. Diese Versicherungen gelten meist sofort und nur für einige Tage, müssen nicht extra gekündigt werden und sind oft über die Mobilfunkrechnung bezahlbar.
Als erster Versicherer kam Ergo Direkt im Spätsommer letzten Jahren mit der App „Unfall-Schutz 48“ auf den Markt. Für 99 Cent gibt es 48 Stunden lang weltweit geltenden Unfallschutz. Im Falle eines Unfalls übernimmt der Direktversicherer der Ergo-Gruppe die Bergungs- und Rettungskosten bis zu 5000 € und zahlt für einen nötigen Krankenhaus- oder Reha-Aufenthalt bis zu zwei Jahre lang 50 € Tagesgeld. Bei Unfalltod erhalten die Angehörigen 50 000 €.
Den „G24 Wintersportschutz“ der Garanta Österreich Versicherungs-AG können auch deutsche Wintersportler für ihren Urlaub in Österreich nutzen. Die Police der zur deutschen Nürnberger Versicherung gehörenden Gesellschaft kostet zwischen 4,98 € (Single, 24 Stunden) und 42,98 € (Familie, sieben Tage) und kann per Smartphone-App oder Website für bis zu sieben Tage abgeschlossen werden.
Bei einem Unfall werden Bergungs- und Hubschrauberkosten bis 40 000 €, Fahrzeugheimtransport, Rückreise und Übernachtung bis 1500 €, Sachkosten (z. B. beschädigte Ausrüstung, nicht genutzte Skileihgebühr und Liftkarte) bis 1500 € und die Unterbringung in einem Krankenhaus der eigenen Wahl bis 2000 € ersetzt. Zudem werden Operationskosten bei unfallbedingten kosmetischen Korrekturen bis 5000 € und Rückerstattungskosten der Selbstbehalte bis zu 5000 € übernommen.
Das jüngste App-Versicherungs-Produkt ist eine Wintersportversicherung (Ausrüstung und Unfälle) für Ski- oder für Snowboardfahrer. Vertrieben wird sie von der Telekomtochter SureNow in Kooperation mit der HDI Versicherung. Für eine Tagesprämie zwischen 2,90 € (Singletarif Skifahrer) und 5,90 € (Familientarif Snowboarder) werden Risiken wie Beschädigung oder Diebstahl der Ski-/Snowboardausrüstung bis maximal 3000 € sowie als Unfallfolgen der Invaliditätsfall mit 50 000 €, Bergungskosten vom Unfallort von bis zu 5000 € und Krankenhaustagegeld mit 25 € abgesichert.
Bei Verbraucherschützern stoßen diese Kurzzeitversicherungen „on demand“ auf wenig Gegenliebe: Zu geringe Versicherungssummen, Deckungslücken und im Vergleich mit längerfristigen Versicherungspolicen zu teuer, kritisiert der Bund der Versicherten.
Die Stiftung Warentest hat sich das SureNow-Angebot genauer angesehen und kommt zu dem Schluss, dass es „allenfalls ein Übergangsschutz für einige Tage sein“ kann. Eine Alternative zum Invaliditätsschutz durch eine Berufsunfähigkeitspolice oder eine vollwertige Unfallversicherung sei es nicht. Für die Vollinvalidität sei der Versicherungsumfang des Unfallschutzes viel zu niedrig, kritisieren die Finanztest-Experten und raten zu einer Versicherungssumme von mindestens 500 000 €.
Als weitere Mankos führen sie auf, dass erst ab einem Invaliditätsgrad von 20 % und nur Unfälle ab Betreten der Skipiste versichert sind. Bei Diebstahl oder Beschädigung ersetze die Ausrüstungsversicherung nur im ersten Jahr nach Kauf den Neuwert. Danach sinke die Leistung bis auf 20 % des Kaufpreises im fünften Jahr. Diese Kurzzeitversicherung kostet auf das ganze Jahr hochgerechnet laut Finanztest etwa fünf Mal so viel wie eine klassische Unfallversicherung.
Die Versicherer betonen indes auch den Notfall-Charakter und den technischen Komfort ihres Angebots. „Der Unfallschutz ist eine Versicherung für den Notfall und kein Ersatz für eine klassische Unfallversicherung. Diese ist grundsätzlich vorzuziehen, wenn der Kunde die Möglichkeit zum rechtzeitigen Abschluss hat“, sagt Frank Roth, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Ergo Direkt.
SureNow sei eine Unfallversicherung ohne vorherige Gesundheitsprüfung für ein exponiertes Risiko, hebt ein HDI-Sprecher zudem hervor. Dieser konzentriere sich auf den konkreten Bedarf des Ski/Snowboardfahrers und biete eine Alternative für diejenigen, die keine klassische Unfall- oder Skiausrüstungsversicherung haben. Denn die Hausratversicherung zahle beispielsweise weder eine Entschädigung für Skibruch noch für eine außerhalb geschlossener Räume gestohlene Ausrüstung.
Die Allianz versichert bislang allein Vodafone-Kunden via App. Die „ReiseApp“ ist für „große Notfälle wie Krankheit, Unfall und Verletzung“ im Sinne einer Auslandsreise-Krankenversicherung konzipiert. Sie liefert zudem einen Handy-Missbrauchsschutz für Smartphone-Nutzer. Für 90 Cent pro Tag sind Singles oder die gemeinsam reisende Familie versichert.
Die HanseMerkur verkauft seit Herbst unter der Marke „schutz2go“ Reiseversicherungen über mobile Endgeräte. Dabei können über die App das „Premium-Schutz-Paket“, bestehend aus der Urlaubsgarantie (Reiseabbruch-Versicherung), der Reise-, Kranken-, Notfall-, Unfall- und -Gepäckversicherung oder einzelne Versicherungen aus diesem Spektrum gekauft werden.
Neuerdings wird in dieser App zudem für 9,99 € (Hin- und Rückflug) bzw. 6,99 € (einfacher Flug) der Flugreiseschutz „Flightsurance“ angeboten. Weltweit sind damit bis zu 1 Mio. € im Todesfall und bis zu 1 Mio. € Invaliditätsleistung bei einem Unfall während der Flugreise und während der Wartezeit auf Umsteigeflughäfen versichert. M. LIER
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