Probefahrt im neuen Auto auf dem Sofa
Probefahrt im Traumauto auf dem Sofa? Schon vor dem Besuch im Autohaus sollen Ford-Kunden dank VR-Brille zu Hause im neuen Auto Platz nehmen können. Probefahrt inklusive, egal ob im Kölner Stadtverkehr oder in der Wüste.
Virtual Reality, kurz VR, ist längst in die Autoentwicklung eingezogen. So wurde das Cockpit des neuen Ford Fiesta, der im Sommer Premiere hat, im Design-Studio in Köln mit VR-Technik entwickelt. Vor allem die Bedienfreundlichkeit von Hebeln, Tasten und anderen Bedienelementen lässt sich optimal per VR-Technik erproben.
Die Designer und Ingenieure konnten dank dieser Technik das Cockpit vollständig simulieren, ohne einen physisch existierenden Prototyp bauen zu müssen. Und so haben die Entwickler beim Fiesta erstmals per VR-Technik die Position der Bedienelemente, die Gestaltung des Armaturenträgers sowie die Sitzpositionen optimiert.
VR-Technik aus der Autoentwicklung für Kunden nutzen
Aber warum sollte man diese Daten virtueller Realität nicht auch für die Kunden nutzen? „Realistische Eindrücke von den Eigenschaften eines Fahrzeugs lassen sich dank VR an fast jedem Ort vermitteln, sei es beim Autohändler im Showroom oder abends zu Hause im Pyjama vor dem Schlafengehen“, erklärt Jeffrey Nowak, Global Digital Experience Chief bei Ford in den USA. „Künftig könnte jemand, der einen SUV von Ford kaufen möchte, die entsprechenden Baureihen zum Beispiel virtuell in der Wüste testfahren, ohne das eigene Haus verlassen zu müssen.“
Eine Testfahrt auf dem Sofa? Genau damit will Ford potentielle Kunden überzeugen. „Eine Testfahrt hat einen ähnlich entscheidenden Einfluss wie ein erstes Date“, so der Ford-Manager. Und die Kunden können sogar erst einmal verschiedene Modelle ausprobieren. Passt der Kombi besser zur Familie als der Van? Oder muss es wirklich der SUV sein?
Auch den Geruch des Innenraums will Ford simulieren
Jedes Modell soll man künftig rein virtuell anschauen, fühlen und Probe fahren können. Sogar den Geruch des Autos will Ford irgendwann einmal simulieren. Das soll auch neue Kunden überzeugen, die sonst nie einen Fuß in ein Ford-Autohaus setzen würden. „Menschen entscheiden innerhalb von nur drei Minuten, ob sie ein Produkt mögen oder nicht“, so Amko Leenarts, Head of Global Interior Design Operations bei Ford. „Gleiches gilt natürlich für Autos. Der Moment, in dem du einen Geruch wahrnimmst, die Beschaffenheit einer bestimmten Oberfläche erspürst oder das Geräusch beim Schließen der Fahrertür hörst – das alles sind wichtige Eindrücke.“
Aber dann soll der Weg doch noch ins Autohaus führen. Allerdings kommt dann der Kunde mit konkreten Vorstellungen und Fragen zum Händler, so die Hoffnung des Kölner Autobauers. Und vielleicht ist er dank der virtuellen Erfahrungen auch schon zum Kauf entschlossen.
Kommt die Technik mit dem neuen Focus 2018?
Und wann kommt die Probefahrt mit VR-Brille am Küchentisch? „Das geht relativ kurzfristig, die Technik ist schon weit fortgeschritten“, so der Kölner Ford-Sprecher Isfried Hennen zu Ingenieur.de. Für den kommenden Fiesta, der im Sommer auf den Markt kommt, ist die Zeit jedoch zu kurz. „Vielleicht wäre es vorstellbar, mit der nächsten Generation des Focus, der im Sommer 2018 kommt, die Technik einzuführen.“ Festlegen will sich Hennen aber noch nicht.
Per VR-Technik das Wunschauto zusammen stellen
Ford erforscht derzeit das Potenzial einer Reihe erweiterter VR-Technologien. So arbeitet der Hersteller an der Einbeziehung digitaler Hologramme, die innerhalb des nächsten Jahrzehnts den Menschen erlauben könnten, noch bequemer mit Produkten zu interagieren. „Wir möchten eines Tages jedes Wunschmodell des Kunden simulieren können, angefangen bei der Außenfarbe bis hin zum exakten Interieur“, so Nowak. „Am Ende des Prozesses stehen maßgeschneiderte Produkte auf Basis der virtuellen Kundenerfahrung.“
Natürlich setzen auch andere Hersteller auf VR. So testet Volkswagen Datenbrillen schon seit 2015 in der Produktion, um den Arbeitern Zusatzinformationen zum Arbeitsvorgang einblenden zu können.
Auch Volvo experimentiert mit Datenbrillen: Mit ihnen sollen die Kunden im Autohaus künftig ihr Wunschauto virtuell sehen können. Zudem setzt Volvo die VR-Brillen in der Entwicklung und in der Autoproduktion ein.
Und Rolls-Royce arbeitet an autonom fahrenden Containerschiffen, die per VR-Brille von einem Kapitän an Land gesteuert werden.
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