Mit diesem simplen Trick beobachten Sie die Sonnenfinsternis – Smartphone statt Brille
Wenn sich der Mond für uns sichtbar vor die Sonne schiebt, ist es für uns auf der Erde faszinierend zu beobachten. Das seltene Schauspiel lässt sich aber nicht mit einer regulären Sonnenbrille sehen. Doch an Spezialbrillen ist kaum noch heranzukommen. Als Alternative bietet sich ein Trick an.
An diesem Donnerstag lässt sich in Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis beobachten. Die Augen sollten dabei gut geschützt sein, sonst könnten die Sonnenstrahlen sie schlimmstenfalls schädigen. Doch nicht jedermann kommt an eine Spezialbrillen, mit denen die Sonnenfinsternis am 9. Juni beobachtet werden kann. Als Alternative bietet sich ein Trick des Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar an. Dafür brauchen Sie nur Ihr Smartphone.
Im Norden Deutschlands werden bis zu 20 Prozent der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt sein, weiter südlich wird es weniger. Das Maximum der Sonnenfinsternis wird um die Mittagszeit erreicht, in Berlin etwa gegen 12.40 Uhr, in Aachen gegen 12.20 Uhr.
Wer direkt in dieses faszinierende Schauspiel schauen möchte, benötigt eine Brille mit extrem starkem Schutzfilter. „Eine normale Sonnenbrille reicht dafür nicht“, erklärt Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte. Wenn Sie nun keine solche Spezialbrille haben, können Sie auf eine simplen Trick über das Smartphone zurückgreifen.
Mit der Frontkamera des Smartphones die Sonnenfinsternis verfolgen
Einen Trick hat der Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar auf Lager: Wer keine Spezialbrille zur Hand hat, könne einfach das Smartphone nehmen, rät er. Man stelle sich mit dem Rücken zur Sonne, schalte die Frontkamera ein und könne sich, auch mit dem Zoom, das Spektakel ohne Risiko für die Augen anschauen. Wer keine Frontkamera hat, benutzt den dunklen Bildschirm einfach als Spiegel. Mehrere Minuten lang sollte aber auch das Smartphone nicht auf die Sonne gerichtet sein, sonst könnte es Schaden nehmen!
Und auf gar keinen Fall sollte man aber durch normale Kameras, Spiegelreflexkameras oder Feldstecher in die Sonne schauen. Die Geräte wirken wie Teleskope und können innerhalb weniger Sekunden die Retina verbrennen. Auch eine Sonnenbrille oder gerußtes Glas sind ungeeignet.
Lesen Sie auch: Sonnenfinsternis: Belastungsprobe fürs Stromnetz
Der Verein Verein „Vereinigung der Sternfreunde“ hat ebenfalls einen praktischen Tipp. Mit einer Lochkamera wird die Sonne auf ein Blatt Papier projiziert. So sieht man auch, wie der Mond sie „anknabbert“. Eine Projektion kann auch mit Hilfe eines Fernglases gelingen.
Die aktuelle Sonnenfinsternis stellt die erste partielle Sonnenfinsternis seit sechs Jahren in Deutschland dar.
Im Live-Stream des Planetarium in Hamburg können Sie die Sonnenfinsternis verfolgen. In Hamburg endet das Schauspiel um 13.34 Uhr.
Wie entsteht eine partielle Sonnenfinstern?
Wenn sich ein Teil des Mondes vor die Sonne schiebt, spricht man von einer partiellen Sonnenfinsternis. Ein Teil der Sonnenscheibe ist dann nicht mehr zu sehen; merklich dunkler wird es aber nicht. Sobald der Schatten eines Himmelkörpers auf die Oberfläche eines anderen trifft, spricht man allgemein man von einer Finsternis.
Der Mond befindet sich bei einer Sonnenfinsternis zwischen Sonne und Erde, dabei ist Neumond. Wie kommt eine Sonnenfinsternis nun zustande?
Die Sonne beleuchtet den Mond und Teile der Erde. Sonne als auch der von ihr beleuchtete Mond sind ausgedehnte Objekte. So entsteht auf der sonnenabgewandten Seite ein Kernschatten sowie zwei Halbschatten des Mondes. Die Reichweite geht weit über den Raum hinaus. Wandert die Erde nun in diesen Schatten hinein, entsteht je nach Bedeckungsgrad durch den Mondschatten eine partielle, totale oder ringförmige Sonnenfinsternis.
Frau im Mond: Lesetipp Roman Space Girls
Eine partielle Sonnenfinsternis liegt vor, wenn nur ein Teil der Sonne vom Mond verdeckt ist. Wir menschlichen Beobachter auf der Erde befinden uns im Bereich des Halbschattens.
Wenn die Sonne komplett vom Mond verdeckt wird, sprechen wir von einer totalen Sonnenfinsternis. Eine ringförmige Sonnenfinsternis liegt vor, wenn der Kernschatten des Mondes nicht mehr die Erdoberfläche erreicht. Beobachter bewegen sich dann im Bereich des Halbschattens und nehmen den äußeren Teil der Sonne in Form eines hellen Ringes wahr.
Sonnenkorona von der Erde aus sichtbar
Viel beeindruckender ist die totale Finsternis, wenn sich die Mondscheibe exakt vor die Sonnenscheibe schiebt und man sich als Beobachter im Kernschatten des Mondes befindet. Nur dann ist von der Erde aus die Korona der Sonne zu sehen, der Strahlenkranz über der Sonnenatmosphäre mit seinen turbulenten Gaseruptionen aus vollständig ionisiertem, bis zu einigen Millionen Grad Celsius heißem Gasplasma. Insbesondere für unsere Vorfahren waren solche Beobachtungen von großer mythischer Bedeutung.
Nächste totale Sonnenfinsternis kommt erst am 3.9.2081
Die Bilder einer Sonnenkorona unmittelbar über dem Erdhorizont dürften ausgesprochen spektakulär sein. Allerdings müssen die Fotografen schnell sein, denn die Totalität dauert nur etwa zwei Minuten. Der Kernschatten des Mondes rast mit mehreren hundert Kilometer pro Stunde über die Nordhalbkugel. Die längste Verfinsterung wird bei 64,28 Grad nördlicher Breite und 6,9 Grad westlicher Länge stattfinden – also etwa 300 Kilometer südöstlich der Ostküste von Island.
Sonnenfinsternisse sind sehr rare Ereignisse. Die letzte totale Sonnenfinsternis in Mitteleuropa zog am 20. August 1999 über Süddeutschland. Die nächste Finsternis mit einer ähnlich starken Bedeckung der Sonne findet erst im Jahr 2026 statt, die nächste totale Finsternis in Mitteleuropa sogar erst wieder am 3. September 2081.
Dass der kleine Mond die große Sonne bedecken kann, ist übrigens ein astronomischer Zufall: Sein Durchmesser ist zwar 400 Mal kleiner als der der Sonne – gleichzeitig ist die Sonne aber 400 Mal weiter von der Erde entfernt als der Mond, nämlich etwa 150 Millionen Kilometer vom Erde-Mond-System.
In ferner Zukunft werden unsere Nachfahren das Spektakel einer Korona nicht mehr beobachten können. Denn der Mond entfernt sich mit etwa 3,8 Zentimetern pro Jahr von der Erde. Es ist also ein außergewöhnlich glücklicher astronomischer Umstand, dass der Mond für mehrere tausend Generationen der Menschheitsgeschichte die Erde genau in der Entfernung umkreist, die eine passgenaue Bedeckung der Sonnenscheibe erlaubt.
Ein Beitrag von: