Autotest 26.05.2013, 08:00 Uhr

Sportliche Mercedes A-Klasse heftet sich dem Golf VII eng an die Fersen

Der neuen Kompaktwagengeneration hat Mercedes ein vollkommen anderes Konzept verpasst. Während der Vorgänger noch hoch baute, tritt die neue A-Klasse mit einer sportlich-flachen Schrägheck-Karosserieform an, wie sie unter den Wettbewerbern in diesem Segment üblich ist. Im Test trifft die Mercedes A-Klasse in der Benziner-Version A 180 auf ihren stärksten Konkurrenten, den VW Golf VII in der Variante 1.4 TSI.

Zu den Stärken des Golf VII zählt das Fahrwerk, das im Kompaktwagensegment herausragenden Komfort bietet. 

Zu den Stärken des Golf VII zählt das Fahrwerk, das im Kompaktwagensegment herausragenden Komfort bietet. 

Foto: VW

Beim Golf VII war es dem Wolfsburger Automobilhersteller VW schon vorbildlich gelungen, eine bewährte Karosserie weiterzuentwickeln. Mercedes musste dagegen bei der neuen A-Klasse fast bei null anfangen und hat dabei die Karosserie bewusst ziemlich frech gestaltet. Unter anderem haben die Stuttgarter Automobildesigner das Dach im hinteren Bereich weit heruntergezogen. Der Blick von vorn in den Mercedes-Fond fällt deshalb ein wenig düster aus, denn die B- und C-Säulen beschränken den Lichteinfall – und sie behindern auch die Sicht des Fahrers nach hinten.

Das Raumgefühl im A 180 ist mäßiger als beim Konkurrenten Golf, die Ellenbogenfreiheit geringer und der Fußraum enger. Aber nach dem Einstieg durch schmale Türen fühlen sich zwei Passagiere im Fond recht bequem untergebracht, für drei wird es jedoch sehr knapp.

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Schräg nach vorn ist die Sicht durch die flach geneigte A-Säule des Mercedes-Modells ein wenig eingeschränkt. Im Cockpit geben Bedienelemente und Armaturen keinen Anlass zu Kritik. Die Sitze sind sportlich ausgeformt, das gilt insbesondere für die optionalen Sportsitze mit integrierten Kopfstützen. Manchen stört allerdings das Anheben des Schalthebels beim Einlegen des Rückwärtsgangs und der beim Schalten des Sechsganggetriebes durch den hinteren Teil der Mittelkonsole im Ellbogenbereich etwas eingeschränkte Raum.

Mercedes hat bei der Entwicklung der neuen A-Klasse fast bei null anfangen und dabei die Karosserie bewusst ziemlich frech gestaltet. 

Mercedes hat bei der Entwicklung der neuen A-Klasse fast bei null anfangen und dabei die Karosserie bewusst ziemlich frech gestaltet. 

Quelle: Daimler

Die Motoren in beiden Fahrzeugen sind Vierventiler-Benzindirekteinspritzer und haben Turboaufladung. Auf dem Papier leistet der Mercedes-Motor aus 1,6 l Hubraum 13 kW weniger als das kleinere 1,4-l-Aggregat von VW, das zudem das höhere Drehmoment aufweist (250 Nm statt 200 Nm). Das schlägt sich auch in der Praxis nieder, der Golf beschleunigt aus mittleren und höheren Motordrehzahlen etwas besser, zieht kräftiger durch und erreicht mit 212 km/h die höhere Endgeschwindigkeit. Auch beim Kraftstoffverbrauch schneidet der mit einer Zylinderabschaltung ausgerüstete VW Golf 1.4 TSI günstiger ab. Im Test konsumierte er mit 5,9 l/100 km durchschnittlich 0,7 l/100 km weniger als der Mercedes A 180.

VW-Kunde zahlt Aufpreis für Zylinderschaltung

Die Zylinderabschaltung kostet 550 € Aufpreis. VW verspricht durch die Technik eine Einsparung von durchschnittlich 0,5 l/100 km. Hohe Geschwindigkeiten und Drehzahlen erfordern freilich Zuschläge. Außerhalb eines engen Teillastbereichs bringt das Abschalten der zwei Zylinder nichts. Vielleicht könnte die Zylinderabschaltung noch etwas geschmeidiger vonstatten gehen Feinfühlige behaupten, sie würden das Ab- und Zuschalten der beiden Zylinder (das im Mitteldisplay angezeigt wird) spüren.

Insgesamt gefällt der serienmäßig über ein exaktes Sechsganggetriebe zu schaltende Golf 1.4 TSI durch seine harmonische Kraftentfaltung. In Verbindung mit dem optionalen Doppelkupplungsgetriebe (DSG) verrichtet der rundum überzeugende Turbomotor seine Arbeit effizient und besonders komfortabel.

Mercedes-Automatik überzeugt beim Überholen auf Landstraßen

Schneller reagieren könnte dagegen die Mercedes-Automatik (Option) beim Herunterschalten, zum Beispiel bei Überholmanövern auf Landstraßen. Der 1,6-l-Turbo von Mercedes bietet gute Voraussetzungen, er dreht munter bis auf gut 6000 Touren hinauf. Er läuft leise, nur bei starkem Gaspedaldruck mischt sich ein kerniger Ton in die Akustik.

Golf ist und bleibt Allroundtalent

Zu den Stärken des neuen Golf zählt das Fahrwerk, das im Segment einen herausragenden Federungskomfort bietet. Da kann auch der A 180 nicht mithalten. Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten profitiert der 1.4 TSI von der aufwendigen Mehrfachlenker-Hinterachse. Das Handling ist tadellos, entspannt kann der Fahrer das Fahrzeug durch haarige Kurven dirigieren. Die Fahrgeräusche sind selbst bei hohem Tempo niedrig. Nur wenn der Golf stark beladen ist, gibt es leichte Abstriche bei der Federung.

Keine Frage, auch der Mercedes rangiert auf hohem Niveau und heftet sich dem Golf eng an die Fersen. Doch der Golf ist und bleibt das Allroundtalent, das durch die Ausgewogenheit seiner Stärken überzeugen kann. Auch beim Preis bleiben die Wettbewerber nahezu auf gleichem Niveau: Der A 180 kostet mit 23 979 € nur 4 € mehr als der Golf 1.4 TSI.

Die beiden Fahrzeuge sind von Haus aus gut ausgestattet und bieten darüber hinaus (z. T. optional) eine große Auswahl an Fahrerassistenzsystemen. Extras müssen zum Teil bei Mercedes teurer bezahlt werden. 

Ein Beitrag von:

  • Ingo Reuss

    Der Autor Ingo Reuss ist Motorjournalist. Er ist seit vielen Jahren für große Tages- und Wochenzeitungen sowie Fachmagazine tätig.

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