Was wurde eigentlich aus…? 04.06.2020, 15:37 Uhr

Royole Flexpai: Erstes Foldable erhält Nachfolger

Das erste Foldable der Welt stammt nicht etwa von Samsung, sondern ist ein unbekanntes Gerät namens Royole Flexpai. Was wurde eigentlich aus dem Produkt?

Das FlexPai zusammengeklappt wie ein Smartphone und ausgeklappt wie ein Tablet

Das FlexPai ist eher ein Prototyp denn ein fertiges Produkt. Aber es zeigt, was schon bald möglich sein könnte.

Foto: Royole

2019 schauten Technik-Fans gespannt auf Samsung und Huawei. Welcher dieser beiden Mobil-Giganten würde ihr Foldable zuerst auf den Markt bringen. Nach den Problemen des faltbaren Smartphones Samsung Galaxy Fold im April 2019, warteten Konsumenten gespannt auf ein Update. Die eher unbekannte Firma Royole schmiss mit dem „Flexpai“ ein Foldable auf den Markt.

Was sind Foldables?

Foldable Smartphones, kurz Foldables, weisen ein sehr großes Display auf.  Viele Nutzer wünschen sich ein großes Display zum Lesen, Surfen oder Spielen. Auf der anderen Seite können Smartphones auch nicht endlos größer produziert werden. Schließlich soll das Smartphone den Nutzer im Alltag begleiten und leicht zu verstauen sein. Deshalb haben die Hersteller in den letzten Jahren daran gearbeitet, immer größere Displays in den maximal zumutbaren Gehäusegrößen unterzubringen. Diese Devices nennen sich auch Fullscreen-Handy. Doch dessen nicht genug: Foldable Smartphones erhalten durch die aufklappbare Funktion eine Bildschirmgröße, die einem Tablet entspricht.

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Royole ist hierzulande relativ unbekannt. Das aufklappbare Telefon war ausschließlich und in begrenzter Auflage in China erhältlich und vor ein paar Jahren ein Prototyp. Royole produziert flexible Displays und integrieren diese Technologie in verschiedenen Produkten, so auch T-Shirts. das Royole FlexPai ist seit 2018 auf dem Markt und bekommt nun einen Nachfolger, so CEO Liu Zihong gegenüber dem Magazin MyDrivers. Wir werfen einen Blick zu den Anfängen zurück.

Das Royole Flexpai: Features und der besondere Knick

Durch ein faltbares Display lässt sich ein Smartphone wie ein Portemonnaie biegen und dient gleichzeitig als Tablet. Das Jungunternehmen Royole, das 2012 von Ingenieurabsolventen aus Stanford gegründet wurde und neben den USA in China beheimatet ist, präsentierte das Flexpai. Doch hält das Smartphone-Tablet zum Knicken, was es verspricht?

Beim Royole Flexpai handelt es sich ausgeklappt um ein Tablet mit einem 7,8-Zoll-Display im 4:3 Format. Das entspricht in etwa einem iPad. Die Auflösung beträgt 1.920 x 1.440 Pixel. Mit an Bord sind außerdem zwei Kameras mit 20 und 16 Megapixel, ein Achtkern-Prozessor und je nach Modell sind 6 bzw. 8 Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut. Mit einem internen Speicher von 128, 256 und 512 Gigabyte gibt es außerdem mehrere Speichervarianten.

Insgesamt ist die technische Ausstattung also sehr gut, aber nicht das eigentliche Verkaufsargument. Das findet sich nämlich in der Faltbarkeit des Displays. Geknickt teilt sich das Display in drei Teile auf, ein 16:9-Screen am oberen Ende, ein 18:9-Screen über dem unteren Bügel und eine schmale Kante. So gefaltet schrumpft das Tablet auf bequeme Smartphone-Größe zusammen. Das Gerät funktioniert dann beidseitig, Anrufe etwa können auf beiden Seiten entgegen genommen werden. Das Gerät muss auch nicht komplett gefaltet werden, sondern kann zwischen 0 und 180 Grad beliebig bewegt werden. Einen kleinen Wermutstropfen hat Royole gleich mit angekündigt: nach etwa 200.000 Faltungen kann es durchaus zu Verschleißerscheinungen kommen, allerdings dürfte das Flexpai bei regulärer Benutzung kaum so häufig gefaltet werden.

Ganz flach ist das Royole Flexpai allerdings nur ausgeklappt, zusammengefaltet ähnelt es eher einer übervollen Geldbörse. Wie diese passt es immerhin in eine handelsübliche Hosentasche. Mit einem Einstiegspreis von 1.100 Euro ist das faltbare Phablet aber auch kein Schnäppchen, in der Spitzenvariante müssen Käufer gar mehr als 1.600 Euro bezahlen. Für ein Smartphone eines vergleichbar unbekannten Herstellers, dürfte dies einige Käufer abschrecken. Zumal auch Samsung, Huawei und LG sich derzeit ein Wettrennen darum liefern, wer das erste Faltphone auf den Markt bringt.

Nachfolger Flexpai 2 vorgestellt

Der Nachfolger Flexpai 2 sollte eigentlich während des MWC 2020 in Barcelona präsentiert werden. Doch die Corona-Krise kam dazwischen. Der Release lag direkt zwischen der Ankündigung des Redmi K30 Pro am 24. und des Huawei P40 Pro am 26. März.  Für die Aufmerksamkeitsspanne ein eher ungünstiger Zeitpunkt. Aber rein von der Performance wird das Flexpai 2 wohl auch mit diesen Smartphones mithalten können. Im neuen Foldable soll nämlich der Snapdragon 865 von Qualcomm verbaut sein. Noch wichtiger als die Leistung ist die neue Verarbeitungsqualität. Denn das erste Flexpai wirkte noch sehr unfertig. Die Schutzschicht aus Gummi machte zum Beispiel keinen besonders schicken Eindruck. Außerdem befindet sich zwischen den Smartphone-Hälften ein sehr großer Spalt, wenn es zusammengeklappt wird. Diese Punkte optimiert Royole beim Nachfolger-Modell.

OLED – die Technik hinter faltbaren Smartphones

Jede Form des knick- oder faltbaren Displays hat ihren Ursprung in der OLED-Technologie. Anders als klassische LED sind diese Screens nicht mehr auf das Licht aus Panels angewiesen, vielmehr ist jeder Pixel seine eigene Lichtquelle. Das macht sie nicht nur flexibler, sondern sorgt auch für größere Kontraste und satteres Schwarz. Gut zu tragen und besser anzuschauen sozusagen. Schon 2008 schickte Nokia ein erstes Telefon auf den Markt, das sich um das Handgelenk bog.

Ein Problem, dessen man in den letzten zehn Jahren zumindest teilweise Herr werden konnte, ist die Stabilität. Denn anders als starre Smartphones können flexible Tablets und Telefone nicht aus robustem Gorillaglas hergestellt werden. Entsprechend weiterentwickelt ist es durchaus denkbar, dass Displays in der Zukunft dünn wie Poster werden und sich vollends aufrollen lassen.

Für dieses und das nächste Jahr sind sanfte Faltungen aber zunächst einmal die Grenze der Technik. Zumal faltbare Tablets den Vorteil haben, dass sie zwei getrennte, starre Platinen einsetzen können und Leiterbahnen, Prozessor und Speicher deswegen wie bisher verbaut werden können.

Die Wettbewerber LG und ZTE schlafen nicht

Deutlich anders sieht übrigens ein Patent von LG aus, dort nämlich sind es drei annähernd gleich große Fragmente, mit denen sich das Tablet zum Smartphone zusammenfalten lässt. Vergleichbar ist das etwa mit einer Straßenkarte. Als Prototypen hatte LG sogar schon einen ausrollbaren Fernseher vorgestellt, auch eine denkbare Variante.

ZTEs präferiertes Design ähnelt dagegen dem Flexpai, das Axon M bietet bereits zwei Displays, verbunden sind sie aber nicht durchgängig. Das macht das Axon M sperrig und ausgeklappt stört der deutlich sichtbare Bügel den Videogenuss. Allerdings hat Huawei damit bereits ein funktionierendes Gerüst, das „nur“ noch durch ein faltbares OLED-Display ersetzt werden muss.

ZTE Axon M
Das ZTE Axon M ist ein klappbares Smartphone, das aus zwei getrennten Bildschirmen besteht.

Foto: ZTE Deutschland GmbH

ZTE Axon M aufgestellt
Dadurch kann das Axon M im Dual-Modus (die Bildschirme zeigen unterschiedliche Inhalte) und mit Spiegel-Funktion (gleiche Inhalte auf den beiden Bildschirmen) genutzt werden.

Foto: ZTE Deutschland GmbH

ZTE Axon M
Vorgestellt wurde das Axon M im Oktober 2017. Das singuläre Display für Klapphandys, wie es das Royole vorweist, dürfte das ZTE-Gerät schon heute alt aussehen lassen.

Foto: ZTE Deutschland GmbH

Der Weg zum Mehrzwecksmartphone

Das Smartphone hat bereits viele Technikprodukte ersetzt und Kameras sowie mp3-Player für den Alltagsgebrauch weitgehend abgelöst. Faltbare Displays machen Smartphones nun noch vielseitiger, bieten mehr Raum für Medien und eröffnen neue Nutzungsszenarien. Dass die Technik da ist, zeigt Royole mit dem Flexpai.

Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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