Chemische Signatur 17.11.2016, 14:27 Uhr

Unsichtbarer Schmutz auf dem Handy könnte Täter entlarven

Wir telefonieren damit, machen Fotos, checken das Wetter und schreiben E-Mails. Ein Leben ohne Handy ist für die meisten von uns nicht mehr vorstellbar, ständig wischen wir mit den Fingern auf dem Display herum. Und hinterlassen Spuren. Aus denen Forscher quasi ein Persönlichkeitsprofil des Nutzers erstellen können. 

Handyprobe statt Speichelprobe: Auf dem Smartphone lassen sich verräterische chemische Rückstände nachweisen, die Rückschlüsse auf den Nutzer zulassen.

Handyprobe statt Speichelprobe: Auf dem Smartphone lassen sich verräterische chemische Rückstände nachweisen, die Rückschlüsse auf den Nutzer zulassen.

Foto: Amina Bouslimani and Neha Garg

Vielleicht wird in ein paar Jahren der Kölner Kriminalhauptkommissar Max Ballauf mit seinem Kollegen Freddy Schenk im Tatort den Täter nicht mehr über einen Fingerabdruck, sondern anhand eines Handyabdrucks überführen. Ein Forscherteam um Pieter Dorrestein von der University of California in San Diego hat jetzt ein Verfahren entwickelt, das aus den chemischen Spuren auf dem Smartphone-Display erstaunlich konkrete Rückschüsse auf die Lebensgewohnheiten des Besitzers zulässt. Dieses Verfahren könnte in der kriminaltechnischen Zukunft den herkömmlichen Fingerabdruck ergänzen. 

588 Proben von Händen und Handys

Die Forscher untersuchten insgesamt 588 Proben von 39 Personen. Dabei nahmen sie Abstriche von den Händen der Probanden sowie von vier Stellen auf deren Handys – zwei auf der Vorderseite und zwei auf der Rückseite. Diese Proben analysierten die Wissenschaftler in einem Massenspektrometer auf ihre chemische Zusammensetzung. Die Ergebnisse ihrer Studie stellten die Forscher um Pieter Dorrestein nun im Fachmagazin Proceedings vor.

Spiegelbild des Lebensstils

Die Analysen ergaben ein gutes Spiegelbild des jeweiligen Lebensstils der Probanden. Die Forscher fanden mit Avobenzon und Benzophenon-3 Bestandteile von Sonnencremes auf den Handys. Sie fanden Diethyltoluamid, eine Chemikalie zur Insektenabwehr. Sie fanden Koffein, Bestandteile von Pfeffer und Chili, Inhaltsstoffe eines Haarwuchsmittels, Abbauprodukte von Antidepressiva und einen Wirkstoff gegen Pilzbefall.

Fast jeder besitzt heutzutage ein Smartphone – und hinterlässt Spuren darauf. 

Fast jeder besitzt heutzutage ein Smartphone – und hinterlässt Spuren darauf. 

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Stellenangebote im Bereich Produktmanagement

Produktmanagement Jobs
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen-Firmenlogo
Fachingenieure Elektro- oder Versorgungs- oder Gebäude- und Energie- oder Umwelttechnik oder vergleichbarer Bachelor- bzw. Masterstudiengänge mit Anteilen von Haustechnik und Bauphysik (w/m/d) Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen
Potsdam, Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) Zum Job 
maxon motor GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur (w/m/d) für Qualität in Entwicklungsprojekten | Antriebstechnik maxon motor GmbH
Sexau bei Freiburg im Breisgau Zum Job 
Atlantic GmbH-Firmenlogo
Werksleiter Endbearbeitung Schleifscheiben und Honsteine (m/w/d) Atlantic GmbH
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Patent- und Rechtsanwälte Andrejewski, Honke-Firmenlogo
Ausbildung zum deutschen Patentanwalt (m/w/d) und European Patent Attorney Patent- und Rechtsanwälte Andrejewski, Honke
Deutsche Bahn AG-Firmenlogo
Senior Planungsingenieur:in elektrische Energieanlagen Deutsche Bahn AG
Hamburg Zum Job 
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.-Firmenlogo
Elektroingenieure*innen Forschungsbau und Infrastruktur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.
München Zum Job 
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Elektrotechnik Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
Greifswald Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur für "Elektrische Netze" Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben-Firmenlogo
Baumanagerin / Baumanager (w/m/d) Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

„Allein durch die Analyse der Partikel, die sie auf ihren Handy hinterließen, konnten wir bestimmen, ob die Besitzer vermutlich weiblich sind, teure Kosmetika benutzen, ihre Haare färben, Kaffee trinken, Bier lieber mögen als Wein, scharf gewürztes Essen lieben, gegen Depression behandelt werden, Sonnenschutz oder Antimückensprays benutzen und somit oft im Freien sind – und vieles andere mehr“, erklärt Amina Bouslimani, Mitautorin der Studie.

Verräterischer Schweiß

Es sind chemische Rückstände simpler Alltagshandlungen, wie Essen und Trinken, Tabletten einnehmen oder Hände waschen, die sich auf dem Smartphone wiederfinden. Reste von Antipilzsalben oder Augentropfen, Seifen und Kosmetika sowie von Orangenschalen haften unsichtbar fürs menschliche Augen an Handys. Andere Stoffe wie Koffein oder Alkoholrückstände gelangen über den Schweiß auf das Handydisplay. 

Mehr als eine Momentaufnahme

Anhand der Kombination dieser chemischen Rückstände konnten die Forscher einige Handys ihren Besitzern zuordnen. Denn: Die Rückstände sind keine flüchtige Momentaufnahme, sondern lassen sich auch noch nach mehreren Monaten nachweisen. So kann die im Sommer benutze Sonnenmilch auch im tiefsten Winter noch Spuren auf dem Handy hinterlassen. 

Rückstände liefern spezifische Informationen

Und auch ganz spezifische Informationen liefern die Rückstände. Nikotin-Spuren verraten den Raucher, Kosmetikrückstände geben geschlechtliche Hinweise. „Stellen sie sich vor, ein Ermittler findet ein persönliches Objekt, ein Handy, einen Stift oder einen Schlüssel, auf denen es aber weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren gibt“, sagt Seniorautor Pieter Dorrestein. „Dann hätten sie bisher nichts, wodurch sie dieses Objekt einer Person zuordnen können.“

Nur 2,3 Prozent der entdeckten Moleküle identifiziert

Die größte Herausforderung für diese neue Art des Profilings ist die Datenverfügbarkeit. Die Forscher konnten im Rahmen ihrer Untersuchungen lediglich 2,3 Prozent der entdeckten Moleküle identifizieren. Die Wissenschaftler plädieren daher dafür, die vorhandenen Datenbanken zusammenzuführen und zu erweitern. Denn dann kann die Kriminalistik routinemäßig von dieser neuen forensischen Methode profitieren. 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.