USA: Atombomben mit der Floppy Disk steuern
Der US-Rechnungshof hat die teils total veraltete Computertechnik in Ministerien und anderen Behörden kritisiert. Die IBM-Großrechner aus den 1970er- und Programmiersprachen aus den 1950er-Jahren sorgen für enorme Kosten.
Dieser Tage lief im Fernsehen der Film „White House Down“. Darin muss sich der amerikanische Präsident per Hand-Scan und Iriserkennung identifizieren, um in jenen Tunnel zu kommen, durch den einst John F. Kennedy seine Geliebte Marilyn Monroe in seinen Amtssitz schleuste. Die ausgefuchste Computer- und Videotechnik des Weißen Hauses sorgt in dem Film allerdings auch dafür, dass schwer bewaffnete Terroristen den aktuellen Präsidenten immer wieder in Küche, Keller oder eben Tunnel aufspüren können.
In Wahrheit muss man sich um dergleichen Gefahren offenbar keine Gedanken machen. Denn der unrealistische Teil in diesem kommerziell total erfolglosen Roland-Emmerich-Kracher ist nicht der mit dem Tunnel, sondern der mit den Computern. US-Behörden jedenfalls beharren augenscheinlich auf vergilbter Disketten-Technik wie Opa Hoppenstedt (Loriot) auf sein Grammophon.
Atombombensteuerung per Floppy Disk
Auf die Folgen dieser Treue macht jetzt der US-Rechnungshof GAO aufmerksam. Denn von den rund 80 Milliarden Dollar, die die Behörden des Landes jährlich in ihre IT-Struktur stecken, gehen demnach rund Dreiviertel in die Wartung der Hardware. Ein besonders markantes Beispiel dafür ist ausgerechnet das Verteidigungsministerium.
Im Bericht heißt es, dass unter anderem Interkontinentalraketen und Flugzeuge, die mit Atombomben bestückt sind, mithilfe eines völlig veralteten Systems gesteuert würden. Dieses System laufe auf einem IBM-Computer der ersten Generation aus den 1970er- Jahren. Dafür würden immer noch so genannte Floppy Disks genutzt, deren Speicherkapazität nicht einmal für ein mittelmäßig aufgelöstes Handy-Foto unserer Tage reichen würde. Da wundert es nicht, dass die US Air Force auch ihren ältesten Bomber B-52 noch Jahrzehnte einsetzen will.
Programmiersprachen beherrscht kaum jemand mehr
Das Problem besteht aber nicht nur in der Oldtimer-Hardware: Viele Programme sind noch in Sprachen geschrieben, die heute fast niemand mehr beherrscht und/oder die kaum geeignet sind für den Zweck. So nutze das Finanzministerium für die Verwaltung von Steuerdaten einen Code auf niedrigstem Niveau, der zudem schwierig zu schreiben sei. Und im Justizministerium wie auch bei Sozialbehörden werde bis heute Software genutzt, die noch in COBOL geschrieben ist, eine Programmiersprache aus den 1950er-Jahren. Auf Nachfragen von Medien gab es die in solchen Fällen übliche Antwort: Läuft doch noch.
Vielleicht noch erschreckender als die Bilanz des Rechnungshofes ist die Tatsache, dass einige Behörden nicht einmal Pläne zur Erneuerung in der Schublade haben. Die Steuerverwaltung habe erklärt, man wolle was ändern, aber einen Zeitplan dafür gebe es noch nicht, heißt es bei der GAO. Der Rechnungshof hat nach eigenen Angaben 16 Empfehlungen ausgesprochen, denen sich aber einige Behörden noch widersetzen. Die meisten wollen indes jetzt zumindest konkrete Planungen für den Austausch der IT-Infrastruktur aufsetzen.
Im Oktober 2015 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass die USA kein sicherer Platz für sensible Daten europäischer Bürger ist und das Datenabkommen zwischen der EU und den USA für ungültig erklärt.
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