Hybridantrieb und Dieselmotor für umweltfreundliches Autofahren
Toyota Auris HSD 1.8 VVT-i und VW Golf BlueMotion 1.6 TDI. Wagen mit Benzin-Hybrid- und Dieselantrieb haben einen geringen Kraftstoffverbrauch. Doch wer hat den niedrigsten im direkten Vergleich? Das sollen Fahrten mit Toyota Auris Hybrid und VW Golf BlueMotion TDI belegen. Die Überraschung: Im Durchschnitt konsumierte der Golf Diesel weniger als der Auris Hybrid und war in seinen Gesamteigenschaften das harmonischere Auto.
Toyota ist mit dem Prius der Pionier bei Hybridautos. Seit dem Marktstart 1997 wurden von ihm mehr als 2,1 Mio. Stück verkauft – über 211 000 davon in Europa. Die dritte Generation gibt es seit 2009 und die ersten Prius-Plug-in mit Lithium-Ionen-Batterien sollen Ende des Jahres bei Flottenkunden zum Einsatz kommen – über 150 in Europa. Den Prius gibt es nur als Hybrid, beim Auris seit Herbst 2010 zusätzlich die Version mit „zwei Antrieben“ neben den weiteren Motorisierungen. Seine Hybridtechnik entspricht exakt der des Prius.
Den Vollhybridantrieb des Auris bilden ein 1,8-l-Otto- (73 kW 142 Nm bei 4000 min-1) und ein 60-kW-Elektromotor (207 Nm). Da sich bei Hybriden beide Maschinen ergänzen, wird für den Auris Hybrid eine Systemleistung von 100 kW angegeben. Der Golf BlueMotion 1.6 TDI leistet 77 kW und hat sein max. Drehmoment von 250 Nm bereits bei 1500 min-1.
Auf dem Papier scheint einiges für den Auris zu sprechen, weil er auch Kurzstrecken rein elektrisch fahren kann. Doch wie sieht es in der Praxis aus? In den Fahrleistungen unterscheiden sich beide kaum, wohl beschleunigt der Golf BlueMotion TDI etwas schneller und beim max. Tempo hat er mit 190 km/h die Nase vorn – 180 km/h bringt der Auris Hybrid.
Doch weit bedeutsamer ist der Verbrauch und da hat der Golf BlueMotion im Vergleichstest meist besser abgeschnitten. In unseren Tests konsumierte er im Mittel je 100 km nur 5,0 l Diesel gegenüber 5,7 l Benzin beim Auris Hybrid – auf Landstraßen zurückhaltend unterwegs verbrauchten beide „Saubermänner“ knapp 5,0 l/100 km.
Selbst in der Stadt, wo der Hybrid seine Vorteile am ehesten ausspielen kann, liegen die beiden mit knapp 5,0 l/100 km in der Praxis fast gleichauf der Auris verbrauchte lediglich 0,1 l/100 km weniger.
Trotzdem: Bei Stadtfahrten mit niedrigem Tempo, häufigem Bremsen (verbunden mit Energierückgewinnung), Anhalten und Anfahren bis fast 50 km/h zeitweise rein elektrisch – dort liegen die Vorzüge des Hybriden.
Am größten unterscheiden sich beide auf Autobahnen, wenn der Fahrer zügig unterwegs sein will. Dort werden beim Auris Hybrid bis zu 9,0 l/100 km gemessen, während sich der Golf BlueMotion TDI mit rund 6,0 l begnügt.
Geräuschniveau und Vibrationen des Ottomotors im Auris sprechen bei höheren Geschwindigkeiten und im Power-Modus ebenfalls nicht für den ansonsten ausgereiften Toyota-Hybrid. Der Golf BlueMotion TDI kann ebenso dank des größeren Tanks (55 l Auris 45 l) und des geringeren Verbrauchs mit der größeren Reichweite punkten.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass Autos bei Verbrauchsmessungen im technischen EU-Normzyklus (NEFZ) stets niedrige Werte vorweisen, sie aber in der Praxis je nach Einsatz zum Teil sogar deutlich mehr verbrauchen, das gilt auch für Hybride, vielleicht sogar stärker. Nach NEFZ beträgt beispielsweise die CO2-Emission „kombiniert“ des Auris Hybrid 93 g/km (4,0 l /100 km Super), während es beim Golf BlueMotion 1.6 TDI 99 g/km (3,8 l/100 km Diesel) sind.
Die Zusammenarbeit beider Motoren hat Toyota perfekt gelöst, wie die Fahreindrücke zeigen. Die stufenlose Automatik und der Eco-Modus nehmen dem Fahrer vieles ab. Das lang ausgelegte 5-Ganggetriebe des Golf BlueMotion dagegen lässt den Fahrer z. B. an Steigungen auf Landstraßen häufig zum „Knüppel“ greifen und wartet besonders im Stadtverkehr mit einer kleinen Anfahrschwäche auf, offenbar verstärkt durch das Start-Stopp-System.
Das Platzangebot in den beiden Kompaktwagen mit Schrägheck ist ähnlich, mit Vorteilen bei Innenmaßen und Raumgefühl im Golf. Im Auris HSD brauchen allerdings die konventionellen Nickel-Metallhydrid-Batterien unter dem Laderaumboden Platz, was sich im Gepäckraumvolumen bemerkbar macht.
Der Auris Hybrid, dessen Kofferraumboden eine Stufe hat, bietet einen Stauraum von 310 l, bis 1290 l bei umgeklappten Rücksitzlehnen. In den Golf passen 350 l (max. 1305 l).
Fahrwerk und Lenkung beim Golf sind über jeden Tadel erhaben, der Fahrkomfort ohne Schwächen. Hochwertige Materialien und die einfache Bedienung sind weitere Trümpfe. Der Auris erreicht dieses Niveau nicht, bei ihm stören besonders das schlichte Interieur und die mäßigen Sitze.
Trotz mannigfaltiger Feinarbeit bei Luftwiderstand, Gewicht und Auslegung der Antriebsstränge rollt der Auris Hybrid auf normalen 195er-Reifen und 15-Zoll-Rädern das getestete Executive-Modell gibt es mit 215er-Reifen auf 17-Zoll-Alurädern.
Der Golf BlueMotion erhielt neben Maßnahmen – wie luftwiderstandssenkende Spoiler und Schweller sowie reibungsoptimierte Gelenkwellen – serienmäßig rollwiderstandsarme 195er-Reifen auf 15-Zoll-Räder. Seine tiefer gelegte Karosserie und der verkleidete Unterboden sind weitere Merkmale, die den cW-Wert auf 0,30 senken. Dem Auris Hybrid verhelfen modifizierte Front- und Heckschürzen plus Dachspoiler zum noch günstigeren cW-Wert von 0,28.
Nahezu Gleichstand beim Preis: Wer den Toyota Auris HSD in der Basisstufe „Life“ ordert, bezahlt 22 950 € und der viertürige VW Golf BlueMotion Trendline steht mit 22 625 € in der Preisliste. Der im Test gefahrene Auris in der Ausstattungsstufe „Executive“ kostet 24 950 €.
Der Benziner wird in der Kfz-Steuer gegenüber dem Diesel begünstigt: So sind für den Auris HSD lediglich 36,00 €, für den Golf BlueMotion dagegen 152 € zu zahlen. Bei der Versicherung ist beim Auris HSD nach einem Bonus zu fragen. Der Hybridbonus der ADAC-Versicherung in unserem Vergleich macht die Prämie des Toyota Auris HSD um 128,52 € preiswerter als die des VW Golf BlueMotion TDI. INGO REUSS/WOP
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