Jobsuche 27.04.2020, 08:46 Uhr

Zerstört die Corona-Pandemie den Arbeitsmarkt für Ingenieure?

Der Arbeitsmarkt für Ingenieure entwickelte sich im ersten Quartal positiv. Doch dann kam Corona. Die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt werden im 2. Quartal 2020 spürbar sein. Die Zahl der Stellenangebote für Ingenieure ist weiter im Sinkflug. Wie Sie mit einem schwächelnden Arbeitsmarkt umgehen können.

Frau vor Board mit Job Search

Die Jobrecherche gehört zur erfolgreichen Bewerbung.

Foto: panthermedia.net/denisismagilov

Der Hays-Fachkräfte-Index für Ingenieure spiegelt die Entwicklung des Arbeitsmarkts wider. Vor allem Bauingenieure (+28 Indexpunkte) wurden im letzten Quartal deutlich gesucht. Auch bei den absoluten Zahlen sind Bauingenieure die am häufigsten geforderte Ingenieurgruppe. Elektroingenieure und Entwicklungsingenieure fanden ebenfalls viele Stellenanzeigen. Bei den Elektroingenieuren legte der Index von 112 auf 126 Punkte zu. Bei den Entwicklungsingenieuren stieg der Index drei Punkte auf 78.  Aufgrund der hohen Zahl an Stellenangeboten für Bauingenieure ist das Baugewerbe die Branche,  für die der Bedarf im letzten Quartal am stärksten gewachsen ist. Kann daran auch die Coronakrise nichts ändern?

Bis Corona lief es gut auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure

Im zweiten Quartal 2020 wird ein deutlich schwächelnder Arbeitsmarkt für Ingenieure erwartet. Der aktuelle Hays-Fachkräfte-Index zeigt noch die Lage vor der Krise. Bereits im letzten Quartal 2019 zeichneten sich reduzierte Zahlen der Stellenangebote ab. Sie sanken um circa 10 %, im Gesamtjahr 2019 um fast 40 %. Und dies zieht sich durch fast alle technischen Branchen, insbesondere sind die Automobilbranche, der Maschinenbau und die Elektrotechnik betroffen. Lediglich die Baubranche verzeichnete – wie auch jetzt – keinen Rückgang. Die Corona-Pandemie zerstört also wieder das gut angelaufene erste Quartal.

Wie sollen Jobsuchende darauf reagieren?

Relevant ist an dieser Stelle die Fragestellung für potentielle Bewerber: Wie sollten Sie zum Berufseinstieg oder -umstieg agieren? Wie können Sie sich bei einer weiter hohen Anzahl an Bewerbern durchsetzen, und eine passende Stelle nach dem Studium oder zum Berufswechsel bekommen? Karrierecoach Bodo Ikinger hat Tipps.

Stellensuche: Wie Sie es nicht machen dürfen

Fakt ist und bleibt: Wer sich im Bewerbungsprozess nicht ausreichend informiert und sich keine Mühe beim Bewerben gibt, wird es noch schwerer haben und weniger erfolgreich sein. Es ist und bleibt wie beim 100 Meter Sprint: Nur der Erste, und wenn ihn nur Bruchteile von Millisekunden von seinen Verfolgern trennen, gewinnt. Also, geben Sie sich Mühe, informieren Sie sich, seien Sie kreativ und überzeugend im Formulieren, lassen Sie sich beraten und Ihre Unterlagen prüfen. Berater optimieren Lebenslauf und Anschreiben und raten Ihnen auch mal unterschiedliche Versionen zu versenden, um zu sehen, was besser ankommt.

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Viele Bewerber sind einfallslos, emotionslos, unerfahren, unvorbereitet, und versenden schlechte Bewerbungsunterlagen hundertfach an die verschiedensten Unternehmen. Frei nach dem Motto: Je mehr ich versende, umso höher sind meine Chancen und umso eher bekomme ich irgendwo irgendeine Stelle. Das sollte nicht Ihr Anspruch sein!

Diese Faktoren sollten Sie im Bewerbungsprozess berücksichtigen

Vor allem Studenten sollten die folgenden Punkte schon frühzeitig vor dem Einstieg ins Berufsleben beachten. Doch auch die Berufserfahrenen können die Punkte im Bewerbungsprozess gut berücksichtigen:

  • Machen Sie sich schon frühzeitig Gedanken, was Sie nach dem Studium machen wollen. Ein Großteil der Absolventen wird mit dem Studium fertig und hat keine Vorstellung, in welche Richtung sie gehen wollen: Entwicklung, Projektmanagement, Vertrieb, Qualitätsmanagement, usw. Sie schauen dann einfach, was alles ausgeschrieben ist, und bewerben sich auf alles. Damit überzeugen Sie nicht, dass Sie für die ausgeschriebene Stelle hochmotiviert und gut vorbereitet sind.
  • Im Studium lernen Sie nicht alles, was Sie im Berufsleben benötigen. Machen Sie daher frühzeitig eine Stellenmarktanalyse, schauen Sie auf dem Arbeitsmarkt, was man für Ihre angestrebte Stelle alles können oder ausüben soll. Klären Sie, welche Kompetenzen Ihnen fehlen, und eignen Sie sich diese bei einem entsprechenden Anbieter an. So muss man im Vertrieb Marktanalysen durchführen. Diese lernt man selten im Studium. Also schauen Sie, wo Sie das Wissen herbekommen, z.B. bei der IHK.
  • Lernen Sie sich zu bewerben, sich zu verkaufen. Haben Sie Zweifel an Ihrer Eignung, Ihrer Kompetenz? Wenn Sie schon nicht von sich überzeugt sind, wie wollen Sie andere von sich überzeugen. Ihre Unsicherheit „schwingt“ in Ihren Formulierungen, Ihrer Ausdrucksweise in den Bewerbungsdokumenten mit. Machen Sie sich daher Ihrer Stärken, Ihrer Begabungen und Fähigkeiten bewusst. Bereiten Sie sich vor, üben Sie, optimieren Sie. Damit Sie am Ende mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in den Bewerbungsprozess einsteigen. Sie dürfen gerne eine Portion Emotionen mit in den Bewerbungsprozess einfließen lassen: Machen Sie Ihre Begeisterung, Ihre Motivation, Ihr Engagement für die Aufgaben und das Unternehmen deutlich. Zeigen Sie, dass Sie die Stelle unbedingt haben wollen.
  • Bauen Sie sich frühzeitig ein (berufliches) Netzwerk auf, und nutzen Sie dieses dann auch. 30 % der offenen Stellen werden durch persönliche Kontakte besetzt. Sie fragen sich, wie Sie dies im Studium bewerkstelligen können? Nutzen Sie Berufsverbände (z.B. den VDI mit seinen Fachgruppen und Arbeitskreisen), Firmenkontaktmessen und Industriemessen, Praktika und Werkstudententätigkeiten, Netzwerktreffen und Veranstaltungen (z.B. Vorträge; tauschen Sie sich dort mit anderen Teilnehmern aus; seien Sie offen und interessiert). Bringen Sie sich dann zum Berufsein- oder -umstieg in Ihrem Netzwerk ins Gespräch, erkunden Sie sich nach Einstiegsmöglichkeiten.
  • Bereiten Sie die jeweiligen Bewerbungsschritte gut vor. Informieren Sie sich über die Stelle, das Unternehmen, die Produkte, Dienstleistungen, das Arbeitsumfeld vor. Bereiten Sie Ihre Unterlagen und auch das Gespräch gründlich vor. Wie präsentieren Sie sich, wie stellen Sie sich vor, welche Fragen haben Sie, was wollen Sie wissen, damit auch Sie die richtige Entscheidung für oder gegen das Unternehmen, den Arbeitsplatz gut treffen können. Denn der Bewerbungsprozess ist ein beidseitiger Entscheidungsprozess.

Unternehmen erwarten, dass Sie sich diese Mühe machen, wenn Sie unbedingt die ausgeschriebene Stelle, auf die Sie sich bewerben, zugesagt bekommen möchten. Es ist Ihre Arbeitsprobe: Eine Bestätigung für Ihre Sorgfalt, Gründlichkeit, Genauigkeit, Disziplin und Leistungsbereitschaft. Zeigen Sie schon im Bewerbungsprozess, dass Sie für diese Stelle, für den Arbeitsvertrag, alles geben. Und wenn Sie dann die Stelle bekommen, geben Sie alles, um darin erfolgreich zu werden.

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Ein Beitrag von:

  • Bodo Ikinger

    Bodo Ikinger

    Unser Autor war 25 Jahre lang angestellt bei der Siemens AG, überwiegend als Manager und Führungskraft im Energy-Sektor. Seit 10 Jahren ist Bodo Ikinger selbständig als Business- und Karriere-Coach. Er schreibt über die Themen Persönlichkeitsentwicklung, Bewerbungsstrategie sowie Berufungsfindung.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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