Bitcoin & Co: Warum machen Sie es nicht wie Elon Musk?
Die Bitcoin-Währung hat ihren Wert seit März verfünffacht. Nicht zuletzt, weil Tesla-Chef Elon Musk jüngst 1,5 Mrd. Dollar in die Kryptowährung investiert hat. Lesen Sie, was für die Zukunft zu erwarten ist und was Anleger beachten sollten.
Der Bitcoin hat seinen Wert seit März verfünffacht: Getrieben wird die Preisexplosion von der Geldflut der Notenbanken sowie dem Adelsschlag des globalen Zahlungsdienstleisters Paypal. Und nicht zuletzt die Megainvestition von Elon Musk beflügelte den Bitcoin: Sein Tesla-Konzern kaufte für 1,5 Milliarden Dollar Bitcoins. Zudem sorgte das sogenannte Halving für Preisdruck.
Adelsschlag für Bitcoin & Co. dank Paypal
Die Nachricht im Oktober 2020 schlug ein wie eine Bombe: Der Online-Zahlungsdienstleister Paypal ermöglicht es seinen 360 Millionen Kunden, ihre Käufe und Verkäufe künftig in Bitcoin abzuwickeln. Zudem können sie diese und andere Krypto-Währungen in ihrem Paypal-Konto ab 2021 in einer digitalen Brieftasche („Wallet“) in ihrem Paypal-Konto aufbewahren. Dem Bitcoin verhalf dieser Adelsschlag von Anfang November 2020 bis Anfang Januar 2021 zu einem Zugewinn von über 150 Prozent auf 28.000 Euro. Mittlerweile steht der Bitcoin bei über 40.000 Euro.
Geldmenge so stark ausgeweitet wie nie
Doch nicht nur Paypal, auch andere Faktoren treiben derzeit den Bitcoin-Kurs. „Als Zahlungsmittel auf Basis der Blockchain ist der Bitcoin immun gegen die immer mehr ausufernde Geldmengenausweitung. Das unterscheidet ihn in Zeiten der Corona-Krise sehr deutlich von Euro und Dollar“, sagt Thomas Neumann von der bestadvice Vermögenstreuhand GmbH im bayerischen Irschenberg.
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Bitcoin: Bei 21 Millionen ist Schluss
Eine solche Ausweitung ist beim Bitcoin und bei anderen Krypto-Währungen, etwa Ethereum und Litecoin, nicht möglich. Im Gegenteil: „Die Erfinder des Bitcoins haben mit der Limitierung auf maximal 21 Millionen Stück von vornherein einen Inflationsschutz eingebaut“, sagt Julian Kampmann von der PVV AG in Essen.
Vermögensverwalter Thomas Neumann, bestadvice GmbH in Irschenberg über Bitcoins
Herr Neumann, können Digitalwährungen eine sinnvolle Rolle im Vermögensaufbau spielen?
Thomas Neumann: Das ist durchaus möglich. Bitcoin & Co. sind Assets, die den Vertrauensverlust der Anleger in unser Geldsystem widerspiegeln und wie Gold sensibel auf eine Erhöhung der Geldmenge reagieren. Von daher haben sie trotz aller Schwankungen eine eher schützende Funktion für das Portfolio, falls der Geldwert von Euro und Dollar erodieren sollte.
Welche Risiken sehen Sie?
Das gravierendste Risiko ist, dass Bitcoin & Co. eines Tages gesetzlich verboten werden, falls die Politik ihr ungedecktes Kreditgeldsystem dadurch gefährdet sieht und die Kontrolle über die Digitalwährungen haben will. Zudem besteht für den Fall eines „Blackout“ im Stromnetz die reale Gefahr, dass man nicht über seine Digitalwährungen verfügen kann.
Welche weiteren Risiken gibt es?
Dazu gehören vor allem die sehr hohen Preisschwankungen. Anleger sollten als Faustregel nicht mehr als fünf Prozent in Digitalwährungen investieren. Spekulative Anleger auch bis zehn Prozent, dann aber verteilt auf mehrere Digitalwährungen und auf mehrere Verwahrstellen. Die ultimative Wertsicherung ist aber Gold und Silber, die im aktuellen Umfeld mindestens eine Gewichtung von 15 bis 20 Prozent und mehr des Vermögens ausmachen dürfen.
Welches Potenzial haben die Krypto-Währungen?
Ich glaube, der Bitcoin als einer der am besten etablierten Coins sowie ein paar andere digitale Währungen haben gute Aussichten. Das dürfte aber nicht für alle Coins gelten. Interessant erscheint mir auch die Blockchain-Technologie, weil sie die Prozesse, mit denen digitale Transaktionen ablaufen, grundlegend verändern kann.
Inwiefern?
Die Blockchain ist eine neuartige Technologie, mit der sich jede Art von Information in einer öffentlich einsehbaren Datenbank dezentral speichern, verarbeiten, teilen und verwalten lässt. Unternehmen, die diese Entwicklung vorantreiben, gehören zu den Gewinnern der Zukunft. Banken, Logistikunternehmen und Energiewirtschaft zeigen schon Interesse.
Neue Bitcoins entstehen nur, wenn leistungsfähige Rechner geschäftliche Transaktionen in einem öffentlich einsehbaren Kontenbuch (Blockchain) bestätigen und auf diese Weise einen neuen Block schaffen – ein Prozess, der in der Fachwelt als Mining bzw. Schürfen bezeichnet wird. „Derjenige digitale Miner, der eine Transaktion am schnellsten bestätigt, erhält neue Bitcoins“, erklärt Kampmann. Etwa alle zehn Minuten entstehe ein solcher neuer Block.
Das Halving stützt den Preis
Hinzu kommt: Die Bitcoin-Belohnung für das Mining wird halbiert, wenn 210.000 neue Blocks entstanden sind. Dieser Prozess wird als Halving bezeichnet. Im Mai 2020 kam es zum dritten Halving seit dem Start des Bitcoins im Jahr 2008. Nun erhalten die Miner für einen Block nicht mehr 12,5, sondern nur noch 6,25 Bitcoins.
Bitcoin-Mining: Muss der Energieverbrauch reguliert werden?
Voraussichtlich 2024 wird der 840.000 Block erreicht – dann wird die Entlohnung auf 3,1275 Bitcoins sinken. „Wir beobachten, dass das Halving den Bitcoin-Preis stützt oder sogar deutlich steigen lässt. Das war 2012, 2016 und auch 2020 so“, sagt Kampmann. Das ist auch nachvollziehbar, denn: Halbiert sich die Ausschüttung, werden die vorhandenen Bitcoins relativ wertvoller, da die Miner doppelt so viel leisten müssen, um so viele Bitcoins zu erhalten wie zuvor.
Fünf Prozent in Digitalwährungen sind genug
Für welche Anleger eignen sich Investments in Bitcoins & Co? Investoren sollten auf jeden Fall erhebliche Kursschwankungen von bis zu zehn Prozent am Tag aushalten können. Wer das nicht kann, sollte von den Digital Coins die Finger lassen. „Das setzt voraus, dass man nur einen sehr überschaubaren Teil des Vermögens in Krypto-Währungen investiert. Fünf Prozent stellen für die meisten Anleger sicher die Obergrenze dar. Für Risikobereite können es bis zu zehn Prozent sein“, sagt Vermögensprofi Neumann.
Vier Wege zum Bitcoin-Investment
Ein Buch mit sieben Siegeln ist für die meisten die Frage, wie sie anlegen können. Im Prinzip stehen drei Möglichkeiten zur Auswahl: ein Direkt-Investment in Bitcoin & Co, der Kauf einer besicherten Exchange Traded Note bzw. eines nicht besicherten Zertifikats auf einen Krypto-Basiswert oder der Aktienkauf von Unternehmen, die in diesem Geschäft ihr Geld verdienen (siehe Service). Wenig bekannt, aber unter Umständen sehr rentabel sind Firmen, die mit der Blockchain-Technologie ihr Geld verdienen. Ähnlich wie im Goldrausch dürften auch dieses Mal weniger die kleinen Goldschürfer reich werden als vielmehr jene, die die Infrastruktur zur Verfügung stellen, den Handel ermöglichen oder selbst eine Größe im Mining-Business sind. Aber: „Solche Aktien sind hochspekulativ. Anleger sollten diese Papiere nur anfassen, wenn sie mit Trading und Stopp-Loss-Techniken Erfahrung haben und die Börse eng beobachten“, sagt Kampmann.
- (Direkt)Investments: Anleger, die Bitcoins & Co. kaufen möchten, können dies etwa über den Handelsplatz bitcoin.de tun. Dabei werden nicht die digitalen Währungen selbst, sondern Anteilsscheine ähnlich wie bei konventionellen Währungen gekauft und verkauft. Verwahrt und gehandelt werden die Bitcoins in diesem Fall von der Börsenplattform. Wer dies nicht will und seine Bitcoins lieber „zu Hause“ haben möchte, braucht ein sogenanntes Wallet, das auf dem heimischen Computer oder dem Smartphone installiert und geschützt werden muss. In diesem Bereich gibt es etliche Anbieter. Auf bitcoin.org etwa werden Anfänger und Fortgeschrittene in Sachen Bitcoin bei der Auswahl einer digitalen Brieftasche beraten. Wenn das Wallet installiert ist, lassen sich Digitalwährungen kaufen und nutzen.
- Exchange Traded Notes: Drei Anbieter haben inzwischen besicherte Exchange Traded Notes (ETN) auf den Bitcoin emittiert. Dazu gehören die britische Firma HANetf mit dem BTC etc Bitcoin Exchange Traded Crypto (DE000A27Z304) sowie das schweizerische Unternehmen 21shares und dem 21short Bitcoin ETP (CH0454664001). Der Jüngste im Bunde ist der VanEck Vectors Bitcoin ETN (DE000A28M8D0). Alle drei Produkte sind komplett durch Bitcoin besichert. Da die Konkurrenz noch gering ist, sind die Gebühren mit jeweils zwei Prozent per anno für ein ETF-ähnliches Produkt recht üppig.
- Zertifikate: Darüber hinaus gibt es nicht besicherte Zertifikate wie das Open End-Partizipationszertifikat auf Bitcoin von der Bank Vontobel (DE000VL3TBC7) mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Inhaberschuldverschreibung, die bei einer Pleite des Emittenten schlimmstenfalls wertlos verfallen könnte.
- Aktien: Zu den Unternehmen aus dem Blockchain-Bereich gehören etwa die Bitcoin Group (Deutschland), die unter bitcoin.de eine etablierte Handelsplattform für digitale Währungen betreibt. Riot Blockchain (USA) und HIVE Blockchain Technologies (Kanada) haben sich als Unternehmen auf das Mining von Digitalwährungen spezialisiert, wobei HIVE nach eigenen Angaben das einzige börsennotierte Unternehmen ist, das derzeit Ethereum schürft.
Hinweis: Der Autor ist zum Zeitpunkt der Artikelerstellung in den genannten Aktien investiert.
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