So wird aus einem alten Diesel ein sauberes Auto
Nachdem beim Dieselgipfel die Autohersteller zu keinen Nachrüstungen verpflichtet wurden, müssen Autofahrer nun selbst aktiv werden, wenn sie Fahrverboten entgehen wollen. Damit rücken Nachrüstsysteme in den Fokus. Die kosten allerdings leicht 2000 Euro, machen aber aus einem Euro-4-Diesel einen sauberen Euro 6.
Dieselfahrverbote rücken immer näher, weil in vielen Städten die magische Grenze von 40 Mikrogramm NOx pro Kubikmeter zu oft überschritten wird. Zwar wurde auf dem Dieselgipfel, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel geladen hatte, noch einmal die schon zuvor bewilligte eine Milliarde Euro ins Schaufenster gestellt.
Eine Nachrüstpflicht alter Diesel durch die Hersteller wurde allerdings nicht beschlossen. Und mehr als die Idee, Busse auf Elektroantrieb umzurüsten, kam beim Brainstorming auch nicht heraus. Im großen Stil lässt sich das vorerst ohnehin nicht machen. Deutsche Unternehmen wie Daimler haben erst Prototypen von Elektrobussen vorgestellt, sind aber noch nicht in die Massenproduktion eingestiegen.
Dabei würde es sich lohnen, gerade die Fahrzeuge zu elektrifizieren, die praktisch rund um die Uhr im Einsatz sind und Kilometerleistungen von mehr als 100.000 pro Jahr erreichen. Immerhin Volvo experimentiert schon in der Praxis mit Elektrobussen, beispielsweise in Hamburg und Göteborg. Und sogar für London hat Volvo einen Doppeldecker mit Elektroantrieb vorgestellt.
Euro-5-Diesel lassen sich auf Euro 6 nachrüsten
Auch zu einer Prämie zur Nachrüstung älterer Diesel mit modernen Reinigungssystemen konnte sich die Bundesregierung nicht durchringen. Die müssen Fahrzeughalter nun selbst bezahlen, wollen sie den Wertverlust ihrer Autos in Grenzen halten und nicht von Fahrverboten betroffen sein.
Und so könnte es sich lohnen, ältere Diesel (Euro 4, Euro 5) auf Euro 6 aufzurüsten. Was die Hersteller nicht können oder nicht wollen, ermöglicht der Automobilzulieferer Twintec in der Nähe von Bonn, ein Unternehmen, das zur Schweizer Baumot-Gruppe gehört. Es löst ein Problem der Fahrzeuge, die ohne Katalysator unterwegs sind oder über Bluetec oder vergleichbares System verfügen, das Stickoxide im Abgas unschädlich macht.
Erstere stoßen die ätzenden Gase in der gleichen Menge aus, in der sie im Motor entstehen. Letztere knacken die Stickoxide nur, wenn die Abgase eine Temperatur von mindestens 250 Grad Celsius erreichen. Das dauert nach einem Kaltstart einige Minuten. Und während der Fahrt sinkt die Temperatur auch schon mal darunter, wenn dem Motor zu wenig Leistung abverlangt wird.
Mindestens 250 Grad sind nötig
Das liegt daran, dass das Abgasreinigungssystem Harnsäure (AdBlue) in flüssiger Form in den Abgasstrom sprüht. Erst wenn diese ab 250 Grad zu Ammoniak verdampft, beginnt die Zerstörung der Stickoxide. Die Twintec-Lösung beinhaltet einen Generator, in dem die Harnsäure verdampft wird. Erst in dieser Form gelangt sie in den Abgasstrom.
Beim Kaltstart schaltet sich eine Heizspirale mit einer Leistung von 400 Watt ein, die die Harnsäure bereits nach 30 Sekunden verdampft. Wenn der Motor normale Leistung bringt, hält ein Bypass, durch den heiße Abgase strömen, den Generator auf Betriebstemperatur. Sinkt die Leistung ab, springt wieder die Elektroheizung ein.
Der Spritverbrauch steigt kaum
Die Fachzeitschrift auto motor und sport hat im Sommer Abgasmessungen an zwei Euro-5-Passat-Modellen vorgenommen, von denen ein Auto im Originalzustand, das andere mit dem BNOx-Abgassystem von Twintec nachgerüstet worden war. Letzterer unterschritt mit 49 Milligramm NOx pro Kilometer sogar die besten Euro-6-Fahrzeuge. Der Original-Passat emittierte mit 431 Milligramm pro Kilometer fast zehnmal so viel.
Das umgerüstete Fahrzeug brauchte mit sechs Litern auf 100 Kilometer nur 0,2 Liter mehr als der Passat im Urzustand. ADAC-Messungen ergaben, dass sich die Stickoxidemissionen um bis zu 60 Prozent reduzieren lassen. Je nach Modell kostet die Nachrüstung 1500 bis 2000 Euro – ein Preis, den die Dieselfahrer selbst aufbringen müssen.
Noch im Forschungsstadium ist ein neuartiger Katalysator des Forschungszentrums Jülich, der sogar ohne Zusätze wie Harnstoff und auch schon bei niedrigeren Temperaturen für saubere Abgase sorgt. Wie er funktioniert, lesen Sie hier.
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