Social-Media-Profile können für Bewerber zur Karrierebremse werden
Immer mehr Personaler prüfen die Social-Media-Profile der Bewerber – noch bevor es zu einem Vorstellungsgespräch kommt. Wilde Partybilder sind allerdings nicht der Grund für eine Absage. Das hat der Digitalverband Bitkom in einer Studie herausgefunden.
Die Bedeutung sozialer Netzwerke im Recruitingprozess nimmt zu. Waren es 2015 noch 46 % der Personaler, die den Social-Media-Auftritt von Bewerbern prüften, sind es heute 63 %. Dabei stürzen sie sich meist auf Xing und LinkedIn (53 %). Weniger wichtig sind die eher privat ausgerichteten Plattformen Facebook, Instagram und Twitter (30 %). Zu diesem Ergebnis kommt der Branchenverband Bitkom. Der Digitalverband hat 304 Personalverantwortliche in Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern zu ihrer Strategie beim Bewerbercheck befragt.
„Immer mehr Unternehmen suchen schwerpunktmäßig über soziale Netzwerke neue Mitarbeiter“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Und immer mehr begnügten sich mit den dort hinterlegten Informationen für den Start eines Bewerbungsverfahrens. Für Bewerber heißt das: Wer sich in den Business-Netzwerken Xing und Linkedin gut präsentiert, kann sich einen Vorteil bei der Jobsuche verschaffen. Das heißt aber auch, das Bewerber ihr Social-Media-Profil pflegen sollten. Nicht nur ein Jobwechsel, sondern auch die Übernahme neuer Aufgaben und Tätigkeiten, das Erlernen spezifischer Kenntnisse, sollte in den beruflichen Netzwerken nachgepflegt werden.
Professionelle Themen beim Onlinecheck im Fokus
Die Personalchefs wissen, worauf sie achten müssen: Im Mittelpunkt ihres Interesses steht beim Onlinecheck von Jobinteressenten die fachliche Qualifikation (81 %). Zudem registrieren sie öffentliche Äußerungen zu Fachthemen (67 %) sowie zum Unternehmen und seinen Wettbewerbern (53 %). Im Zuge der Recherche prüft jeder dritte Personalverantwortliche auch direkt, welchen Hobbies der Kandidat nachgeht und welche privaten Aktivitäten er auf seinem Social-Media-Profil zur Schau stellt. An dieser Ausrichtung hat sich seit der letzten Erhebung kaum etwas geändert.
Ein Thema hat jedoch deutlich an Bedeutung gewonnen in den vergangenen drei Jahren: die politische Ansicht der Bewerber. Interessierten sich 2015 gerade einmal 4 % der Personaler dafür, welcher politischen Gesinnung ein Jobinteressent zuzurechnen war, wollten das 2018 bereit 16 % wissen.
Social-Media-Profile können Vorstellungsgespräch torpedieren
Der Onlinecheck kann Bewerber jedoch nicht nur in den Fokus rücken, er kann ihnen auch leicht einen Strick drehen: 24 % der Personalchefs haben sich nach dem Check schon einmal dafür entschieden, das Vorstellungsgespräch platzen zu lassen oder Kandidaten den Job doch nicht anzubieten. Vor drei Jahren waren es nur 15 %. Gründe dafür können unter anderem Widersprüche zu den Bewerbungsunterlagen sein, aber auch beleidigende Äußerungen wurden von Personalern wahrgenommen und negativ bewertet.
Und was ist, wenn Bewerber auf Facebook Fotos posten, auf denen sie besoffen Bierdosen auf dem Kopf balancieren? Das ist gar nicht so schlimm, zeigt die Bitkom-Studie. „Kein Personalentscheider ist so weltfremd, dass er Bewerber aussortieren würde, weil sie ausgelassen feiern“, sagt Rohleder, relativiert aber auch: „Es gibt aber Grenzen bei dem, was öffentlich ins Netz gestellt werden sollte.“ Beim Besoffen-Bierdose-Balancieren also besser die Hose anlassen.
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