Adidas will wenigstens Nationaltrikot wieder in Deutschland produzieren
Donnerwetter: Adidas will wenigstens die Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wieder in Deutschland herstellen. Aktuell fertigt Adidas 99 % seiner Produkte billig in Fernost, um sie teuer in Europa oder den USA zu verkaufen. Konkurrent Trigema zeigt dagegen seit vielen Jahren, dass man Textilien profitabel in Deutschland nähen kann.
Wenn Millionen Fußball-Fans den Stars der Fußball-Nationalmannschaft zujubeln, dann kommen ihre teuren Trikots, die für 79 € im Handel sind, durchweg aus billigen Nähstuben in Asien. 99 % aller Adidas-Produkte. Nun kündigte der Ausrüster der Nationalmannschaft an, wenigstens das Trikot der Nationalelf in zwei bis drei Jahren in Deutschland produzieren zu wollen.
Eine imagefördernde PR-Strategie für den europäischen Raum? Zu einem gewissen Teil bestimmt. Gleichzeitig stecken aber mindestens zwei handfeste ökonomische Gründe dahinter. Erstens: Durch den allgemeinen Aufschwung in Asien setzen sich auch dort allmählich strengere Umweltauflagen und höhere Lohnkosten durch – vor allem in China.
Zweitens fürchtet Adidas, auch Entwickler des WM-Balls Brazuca, um seinen Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Hauptausrüster der Nationalelf. Diese äußerst werbeträchtige Funktion möchte das Unternehmen unbedingt behalten und hofft auf eine Verlängerung des 2018 auslaufenden Vertrags.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Hauptkonkurrent Nike den Zuschlag erhält, ist so gering nicht. Zumal der weltgrößte Sportartikelhersteller aus den USA sicher bereit wäre, dafür jährlich deutlich mehr als die etwa 25 Mio. € an den DFB zu zahlen, wie es Adidas derzeit tut. Trikots made in Germany abzulehnen – so hofft Adidas – werde sich der DFB aus Imagegründen wohl zweimal überlegen.
Weltweit arbeiten mehr als 50.000 Menschen für Adidas
Da Nike seit jeher in Billiglohnländern produziert, sah sich Adidas im Kampf um die Weltmarktführung spätestens in den 90er-Jahren unter finanziellem Zugzwang. Die Folge waren Arbeitsplatzabbau in Deutschland und Produktionsverlagerung nach Fernost. Derzeit beschäftigt Adidas weltweit deutlich mehr als 50.000 Mitarbeiter und verzeichnet einen Jahresumsatz von circa 14,5 Mrd. €.
Dass man sehr wohl Sporttextilien in Deutschland herstellen kann – und nicht nur das teure Trikot der DFB-Elf – zeigt die Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer, besser bekannt unter dem Markennamen Trigema. Das inhabergeführte Unternehmen mit etwa 1200 Mitarbeitern hebt seit vielen Jahren gleich vor der Tagesschau hervor, dass es komplett in Deutschland produziert.
Alleineigentümer Wolfgang Grupp ist deutschlandweit fast ebenso bekannt wie der seit zwei Jahrzehnten eingesetzte Schimpanse als Werbemaskottchen. Ungleich kleiner als beispielsweise Adidas, würde es sich der Bekleidungshersteller wohl aber nicht leisten können, im Kampf um den DFB-Hauptausstatter mitzubieten. Der Jahresumsatz von Trigema dürfte derzeit etwa 90 Mio. € betragen.
Adidas zahlt Manchester United eine Milliarde Euro
Übrigens: Hauptausrüster für einen internationalen Spitzen-Ligaclub zu sein, kostet die Unternehmen deutlich mehr, als die Nationalmannschaft auszustatten. Für einen Zehnjahresvertrag mit Manchester United, der neue Club des Ex-Bayern-Spielers Bastian Schweinsteiger, zahlt Adidas fast 1 Mrd. €. Das sind 100 Mio. € pro Jahr, also das vierfache vom Sold für die Nationalmannschaft. Für den verlängerten Kontrakt mit dem FC Bayern München soll Adidas 60 Mio. € zahlen.
Als Grund für den riesigen Unterschied nennt Adidas-Chef Herbert Hainer die seltenen Spiele der Nationalelf und die deshalb geringere Bedeutung als Werbeträger. Während die Nationalelf nur im Schnitt einmal im Monat spiele, seien Teams wie Manchester United und der FC Bayern München bis zu dreimal pro Woche zu sehen.
Ob sich der DFB nun mit einem Logo „Made in Germany“ auf dem Trikot zufrieden gibt, um dann wieder zum Billigtarif mit Adidas zu verlängern, darf bezweifelt werden. Denn der spanischen Nationalelf zahlt Adidas nach Spekulationen von Branchenkennern 35 bis 40 Mio. € pro Jahr. Und die Spanier sind bei der WM in Brasilien schon in der Vorrunde ausgeschieden, während das deutsche Team Weltmeister wurde.
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