Finanzkolumne 12.02.2021, 12:02 Uhr

Angst vor dem Crash: Sind Tech-Aktien überbewertet?

Das Börsengeschehen scheint sich von der Realität entkoppelt zu haben. Während in unseren Innenstädten Totenstille herrscht, der Einzelhandel und die Gastronomie leidet und in den Krankenhäusern die Pandemie wütet, boomen die Aktienmärkte. Ist das noch normal?

Finanzbroker vor Bildschirm

Sind Tech-Aktien überbewertet?

Foto: panthermedia.net/antherMedia Urheber: AndreyPopov

Es ist kaum zu glauben: Kurz nach Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr verfielen Anleger nur kurz in einen Schockmoment. Kurz danach startete die Börse eine ganze Reihe von Raketen – trotz massivem wirtschaftlichem Einbruch weltweit. So konnte etwa die Tesla-Aktie im Jahr 2020 beeindruckende 770 Prozent zulegen. Ein weiteres Beispiel ist der Impfstoffproduzent Moderna, der, in Euro gemessen, 719 Prozent an Wert gewann. Der Videokonferenz-Anbieter Zoom überzeugte mit einer Performance von immer noch sagenhaften 400 Prozent. Weitere Unternehmen im Cloudbereich wie Cloudflare oder die Onlineapotheken Zur Rose und Shopapotheke verzeichneten jeweils ein Plus von mehr als 300 Prozent.

Tech-Aktien: Kursverluste bis heute nicht aufgeholt

Angesichts solcher Wertsteigerungen stellt sich die Frage, ob die Bewertungen im dreistelligen Milliardenbereich tatsächlich gerechtfertigt sind. Dafür spricht, dass diese Unternehmen im aktuellen Umfeld gut positioniert sind. Tatsache ist aber auch, dass sie bis jetzt entweder deutliche Verluste geschrieben oder gerade erst den Break-Even geschafft haben. Da werden Erinnerungen an die erste große Börseneuphorie Ende der Neunzigerjahre wach. Zahlreiche Internet-Hoffnungsträger stürzten damals nach kurzem Höhenflug an der Börse brutal ab. Die Technologiebörse „Neuer Markt“ brach damals von 10.000 Punkten auf 100 Punkte ein, was praktisch einem Totalverlust glich. Kurze Zeit später wurde der Index in TecDAX umbenannt. Die Betreiber freuen sich seitdem zwar über den starken Zuwachs, der seit der Einführung stattgefunden hat. Fakt ist aber leider auch, dass der TecDAX-Index die Kursverluste seit dem Höchststand des «Neuen Marktes» auch nach 20 Jahren immer noch nicht wieder aufgeholt hat.

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Tech-Börse NASDAQ: Neuauflage einer alten Geschichte

Tatsächlich gibt es Parallelen zu den Geschehnissen in den Jahren 1990 bis 2000: Damals wie heute wurde die weltweite Börsenrally von Firmen getrieben, die an der Tech-Börse NASDAQ gelistet waren. Und sowohl die damalige als auch die noch aktuelle Rally wurden – beziehungsweise werden – zu großen Teilen von Privatanlegern getragen. Handelt es sich aktuell also um eine Neuauflage einer alten Geschichte? Erleben wir gerade eine zweite Internet-Blase an der Börse? Droht bald der Absturz?

Zwar gibt es heute beunruhigende Anzeichen für eine Überhitzung des Marktes. Doch es gibt auch deutliche Unterschiede zur Entwicklung vor 20 Jahren. So gab es zuletzt zwar einen massiven Anstieg der Aktienkurse. Diese sind aber nicht vergleichbar mit den Übertreibungen der letzten beiden Jahre 1998 bis 2000, kurz vor dem Crash.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zu damals sind auch die heute fehlenden Alternativen. Im Jahr 2000 wurden die Zinsen in Europa und den USA massiv erhöht, die zehnjährigen Staatsanleihen stiegen auf über sieben Prozent und boten eine attraktive Rendite. Heute sieht das ganz anders aus. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen stehen bei gerade einmal einem Prozent. Und die Renditen deutscher zehnjähriger Staatsanleihen tendieren deutlich im negativen Bereich.

Grafik: Nasdaq seit 1987
Grafik: Schiller PE ratio

Tech-Aktien: Das sagen die Crashpropheten

Crashpropheten, die von einer Blase sprechen, verweisen auch auf das hohe Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis. Im langfristigen Durchschnitt liegt es bei rund 17. Inzwischen hat der Indikator mit über 25 einen historischen Höchstwert erreicht, der außer während der Dotcom-Blase nur im Jahr 1929 übertroffen wurde. Damals kam es zum historischen Börsencrash mit anschließend folgender Weltwirtschaftskrise. Allerdings sollte man auch hier das aktuelle Marktumfeld berücksichtigen. Wenn man den Shiller-Index nicht auf die letzten 100 Jahre bezieht, sondern auf einen dreißigjährigen Durchschnitt, sieht man, dass das Niveau in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist, da der Markt fehlenden Alternativen Rechnung trägt. Auf diese Weise kann man zwar von einer hohen Bewertung sprechen – aber nicht von einer von der Realität losgelösten Blase.

Zu guter Letzt sollte man als Lehre der 2000er-Dotcom Blase folgende Überlegung berücksichtigen: Die führenden Schlüsselunternehmen der Zeit, wie Amazon oder Apple waren keineswegs überbewertet, sondern ihr Wert hat sich seitdem mehr als verzehnfacht. Der Markt lag hier also keineswegs falsch. Worauf man aber achten sollte, sind die vielen Trittbrett-Fahrer, die von der Euphorie profitieren und zahlreiche Investoren anlocken konnten, ohne jemals ein nachhaltiges Geschäftsmodel zu etablieren. Auch hier können wir Investoren nur raten, aktuelle High Flyer mit Bewertungen im zweistelligen und dreistelligen Milliardenbereich kritisch zu hinterfragen. Gut aufgestellte Qualitätsunternehmen könnten hingegen auch auf Basis der aktuellen Kursniveaus in den nächsten Jahren mit weiter steigenden Umsätzen und Gewinnen den Wachstumskurs an der Börse weiterhin fortsetzen.

Helge Müller ist Chief-Investment-Officer der Genève Invest in Luxemburg. Für ingenieur.de schreibt er in regelmäßigen Abständen Kolumnen zur privaten Vermögensverwaltung. Foto: Genève Invest

Helge Müller ist Chief-Investment-Officer der Genève Invest in Luxemburg. Für ingenieur.de schreibt er in regelmäßigen Abständen Kolumnen zur privaten Vermögensverwaltung.

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  • Helge Müller

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