Anlageklasse: festverzinsliche Wertpapiere
Die Corona-Krise führt derzeit zu starken Verwerfungen bei fast allen Kapitalmarktsegmenten und auch der Anleihemarkt bleibt davon nicht verschont. Dies hat in den letzten Wochen zu außergewöhnlichen Kursstellungen insbesondere für Unternehmensanleihen geführt. Doch woher kommt dieses Phänomen kommt und wie ist die weitere Entwicklung an den Rentenmärkten einzuschätzen.
Zum einen verkaufen internationale Anleger sowohl Fonds mit Unternehmensanleihen mit gutem Rating (Investmentgrade), zum anderen auch Fonds mit Hochzinsanleihen. Dies vor dem Hintergrund, größtmögliche Liquidität zu schaffen, um jegliches Risiko zu minimieren. Gleichzeitig nehmen Unternehmen bei ihren Hausbanken die zugesagten Kreditlinien in Anspruch, um ebenfalls mit ausreichend Liquidität versorgt zu sein, da niemand weiß, wie lange der derzeitige „shut down“ andauert.
Die Banken müssen diese Liquidität zur Verfügung stellen und somit aus der Eigenanlage – dem sogenannten „Depot-A“ – Wertpapiere verkaufen. Hauptsächlich sind dies Anleihen anderer Banken oder Unternehmensanleihen, in die institutionelle Anleger und Banken investiert hatten, um im „Null-Zins-Umfeld“ eine ansprechende Rendite zu erzielen.
In der Praxis werden in Krisenzeiten größere Verkaufsaufträge in diesen Anleihen entweder über einen Börsenplatz oder außerbörslich im OTC Markt (over the counter) gehandelt. Da es in dieser angespannten Situation aber kein bzw. sehr geringes Kaufinteresse seitens anderer Marktteilnehmer gibt, werden die Kaufkurse deutlich nach unten revidiert.
Die Handelsspanne (Spreads) zwischen dem Geldkurs (Verkauf) und Briefkurs (Kauf) lag vor der Corona-Krise bei 0,01 bis max. ca. 0,3 %, je nach Qualität der Anleihe. Im März lagen die Spreads deutlich über fünf bis mehr als 10 %. Viele Anleger wollten ihre Unternehmensanleihen verkaufen und kein Käufer war bereit für die angebotenen Wertpapiere einen realistischen Preis zu zahlen.
Im April haben sich diese Handelsspannen dann wieder in einen marktgerechten Rahmen um ca. ein Prozent zurück entwickelt. Diese niedrigen Verkaufspreise, zu denen kein oder wenig Handel erfolgte, wurden dann in den Vermögensübersichten der Banken zum Monatsultimo 31. März 2020 ausgewiesen. Somit ist ein Buchwertrückgang gegeben, der nur temporär ist, da wir die Anleihen im Regelfall bis zur Fälligkeit bzw. Kündigung durch den Emittenten halten und dann die Einlösung zum Nennwert (100 %) erfolgt.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der Bundesregierung zu begrüßen, zukünftig für Unternehmen auch staatsgarantierte Anleihen möglich zu machen, um den Marktzugang und die Liquidität aufrecht zu halten. Dies führt sicher auch dazu, dass länger laufende Unternehmensanleihen sowie auch Nachranganleihen wieder realistischer am Markt bewertet werden und somit die Kurse der ausstehenden Anleihen wieder steigen.
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