Autozulieferer Capricorn kauft legendären Nürburgring in der Eifel
Der Düsseldorfer Automobilzulieferer Capricorn hat den Zuschlag für den Nürburgring erhalten und rettet damit die insolvente Rennstrecke. Capricorn will die Formel-1-Rennstrecke und die Nordschleife weiter ausbauen und einen Technologiepark entwickeln. Die Übernahme soll zum 1. Januar 2015 erfolgen.
Der Technologiezulieferer Capricorn mit Sitz in Düsseldorf ist neuer Besitzer des Nürburgrings. Nach stundenlangen Beratungen am Dienstag gab der Gläubigerausschuss Capricorn den Vorzug vor dem internationalen Finanzinvestor H.I.G. Capital, der bereits seit einem Jahr Interesse am Nürburgring zeigte. Insgesamt beträgt das Transaktionsvolumen mehr als 100 Millionen Euro. 77 Millionen Euro zahlt Capricorn für die insolvente Rennstrecke, weitere 25 Millionen Euro werden in den Ausbau des Nürburgrings investiert.
„Es war eine knappe Entscheidung“, sagte der Sachverwalter der Nürburgring GmbH, Jens Lieser in Koblenz. Capricorn lieferte das „etwas bessere Konzept“, so Lieser. Die Übernahme des operativen Geschäfts soll zum 1. Januar 2015 erfolgen. Zuvor muss jedoch die EU-Kommission in Brüssel zustimmen.
Motorsport bleibt Kerngeschäft des Nürburgrings
„Wir wollen am Ring einen weiteren Technologiepark für die Autoindustrie gründen, der neue Arbeitsplätze für die Region schafft“, beschreibt Robertino Wild, Geschäftsführer von Capricorn. Nun sollen auch Forschungsinstitute in die Eifel kommen. Mit dem Fraunhofer Institut werden bereits Gespräche geführt, erklärte Wild.
Capricorn kennt sich aus in der Rennsportszene. So war Wild früher selbst Rennfahrer gewesen und sieht deshalb nicht den Freizeitpark, sondern den Motorsport im Zentrum des Nürburgrings. Capricorn ist an der Rennstrecke kein Unbekannter. Das Unternehmen mit seinen 350 Mitarbeiter produziert Kurbel- und Nockenwellen, Zylinderlaufbuchsen, Kolben und Pleuel und betreibt neben dem Hauptwerk in Düsseldorf eine weitere Produktionsstätte unmittelbar am Ring. Außerdem hat Capricorn-Inhaber ursprünglich in Adenau in einer Garage und zwei Mitarbeitern angefangen. Die Nordschleife verläuft direkt am Rande des idyllischen Eifelstädtchens.
Verlustfreizeitpark „Grüne Hölle“ wird geschlossen
Das Areal besteht derzeit aus Rennstrecke, Freizeitpark und Hotels. Den Freizeitpark „Grüne Hölle“ will der Capricorn-Chef jedoch sofort schließen und auch die dort erst kürzlich eröffnete Achterbahn Ringracer stilllegen. Sie soll an einen anderen Ort in Rheinland-Pfalz wieder aufgebaut werden. Sämtliche Gebäude des Parks sollen abgerissen werden, erklärte Wild.
Die „Grüne Hölle“ ist eine der großen Verlustbringer für die Nürburgring GmbH. Das Land Rheinland-Pfalz investierte über 300 Millionen Euro in den Freizeitpark mit Hotels am Nürburgring. Doch die Besucher blieben aus. Pachtzahlungen konnten nicht mehr geleistet werden. Vor 20 Monaten musste der Nürburgring dann Insolvenz anmelden, als auch die Staatskasse keine weiteren Unterstützungen mehr leisten konnte.
Der Nürburgring bleibt öffentlich zugänglich
Mit seinem Konzept will der neue Besitzer das Interesse der Region am Nürburgring berücksichtigen. Sämtliche Rennveranstaltungen, Musikevents und Testfahrten werden planmäßig stattfinden. Der Nürburgring bleibt künftig auch für den Breitensport geöffnet. Viele Hobbyfahrer kommen mit ihren Privatfahrzeugen an den Ring, um dort auf der bekannten Nordschleife zu fahren.
Der Nürburgring wurde am 18. Juni 1927 eröffnet. Die legendäre Nordschleife ist 28 Kilometer lang, die Formel-1-Strecke misst 5,1 Kilometer.
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