Barbie-Puppe hört die Gespräche im Kinderzimmer ab
Die sprechende Barbie-Puppe sollte der Renner im Weihnachtsgeschäft für die Firma Mattel werden. Nun ist der Worst Case eingetreten. „Hello Barbie“ ist gehackt worden. Die von ihr aufgezeichneten Gespräche aus dem Kinderzimmer lassen sich leicht aus der Cloud angeln.
Big Sister ist da, die Barbie-Puppe ist im digitalen Zeitalter angekommen. Als „Hello Barbie“ vermarktet der Barbie-Hersteller Mattel seinen neuesten Schrei im Kinderzimmer. Denn „Hello Barbie“ spricht jetzt mit den lieben Kleinen. Die sprechende Schönheit hat im Nacken ein Mikrofon verbaut und sendet die Gespräche über WLAN zur Analyse in die Cloud. Dann antwortet die Barbie über einen Lautsprecher. Immerhin 8000 Dialogsätze hat sie parat, unter denen sie auswählen kann.
Im Februar in New York präsentiert
Auf der weltgrößten Spielwarenmesse Toy Fair 2015 im Februar in New York City präsentierte Mattel seinen neuesten Coup. Dort sagte die Unternehmens-Sprecherin, die die Puppe vorführte, die digitale Barbie „hat ein Gedächtnis und merkt sich meine Vorlieben und Abneigungen“. Und fing mit der Puppe einen Plausch über Lieblingsspeisen an.
Big Brother Award für Barbie in Deutschland und Österreich
Am 17. April 2015 erhielt die Digital-Barbie von der Organisation Digitalcourage den „Big Brother Award“ in der Kategorie Technik. „Diese akustische Überwachung im Kinderzimmer sendet Helikopter-Eltern sogar einen täglichen Report“, begründete die Jury. Nun darf Hello Barbie sich rühmen, genau wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière und der Bundesnachrichtendienst (BND) diesen Preis erhalten zu haben. Am 25. Oktober 2015 heimste die spionierende Blondine den Big Brother Award auch in Österreich ein.
Bei soviel Negativauszeichnung war es dann auch nur eine Frage der Zeit, bis die sprechende Barbie auch noch gehackt wurde. Nun hat der Kryptologe und Sicherheitsforscher Matt Jakubowski genau das gemacht. Mit wenig Aufwand konnte er rasch auf Account-IDs, Audiodaten in der Cloud, auf das Mikrofon in der Puppe und auf Netzwerknamen zugreifen. Laut Jakubowski ist es mit etwas mehr Aufwand auch möglich, die Puppe mit einem anderen Server zu verbinden und so die Hoheit über Barbies Antworten zu erlangen.
Hello Barbie kostet knapp 70 €
Für Mattel sind die Sicherheitslücken so etwas wie der Worst Case. Denn mit Hello Barbie wollte die Firma ihre seit Jahren schlechten Umsätze wieder nach oben treiben. Seit kurzem ist die sprechende Blondine in den USA für umgerechnet knapp 70 € erhältlich.
Noch vor zwei Wochen versicherte das Partnerunternehmen von Mattel, die Firma ToyTalk , dass zahlreiche Sicherheitsoptionen in die Puppe eingebaut seien. „Nach unserem Kenntnisstand hat es niemand geschafft, sich die WLAN-Passwörter oder die Tonaufnahmen anzueignen“, schrieb ToyTalk im öffentlichen Firmenblog.
„Kinder vertrauen sich ihren Puppen an“
Nun, das ist Geschichte und Barbie hat ihre digitale Unschuld schon verloren, bevor sie massenhaft unter US-amerikanischen Weihnachtsbäumen liegt. Verbraucherschützer laufen Sturm gegen den schlanken Spion im Kinderzimmer. „Kinder vertrauen sich ihren Puppen an und erzählen ihnen persönliche Dinge aus ihrem Leben. Aber ‚Hello Barbie‘ wird diese Geheimnisse nicht für sich behalten“, erklärte die US-Verbraucherschutzorganisation „Kampagne für eine werbefreie Kindheit“.
Da haben sie wohl Recht behalten. Mattel versichert, dass die Gespräche maximal zwei Jahre auf einem Server gespeichert und unter keinen Umständen zu Werbezwecken missbraucht werden.
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