Bauboom macht Bauingenieure zu gesuchten Fachkräften
Die Umsätze im Bauhauptgewerbe sind im Januar 2019 um 6,2 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt, gab es Anfang des Jahres im Bauhauptgewerbe 2,8 % mehr Beschäftigte als im Vorjahresmonat. Ein Boom für die Baubranche? Unternehmen suchen auf jeden Fall emsig nach Mitarbeitern – und haben wie viele andere Branchen mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Wir geben einen Ausblick.
Umsatz im Bauhauptgewerbe steigt
Die Umsätze in den Wirtschaftszweigen des Bauhauptgewerbes haben kräftig angezogen: Im Tiefbau stiegen die Umsätze im Januar 2019 um 11 %. Im Hochbau konnte ein Plus von 3 % im Vergleich zum Januar 2018 erzielt werden. Die stärksten Zweige sind der Rohrleitungstiefbau, der Brunnenbau und der Kläranlagenbau mit einem Plus von 20,5 %. Darauf folgt der Straßenbau mit einer Steigerung von 16,5 %. Lediglich im Gewerk Dachdeckerei und Bauspenglerei liegt ein geringer Umsatzrückgang mit -0,7 % gegenüber Januar 2018 vor. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht.
Wirtschaftszweig | Umsatz Januar 2019 | Beschäftigte Januar 2019 |
Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in % | ||
Bauhauptgewerbe insgesamt | +6,2 % | +2,8 % |
Bau von Gebäuden | +3 % | +1,7 % |
Tiefbau | +11 % | +3,9 % |
Bau von Straßen | +16,5 % | +5,3 % |
Dachdeckerei und Zimmerei | +4 % | +1,4 % |
Dachdeckerei und Bauspenglerei | -0,7 % | +0,8 % |
Zimmerei und Ingenieurholzbau | +10,8 % | +2,4 % |
Quelle: Statistisches Bundesamt |
Bauingenieure sind gesuchte Fachkräfte
Die Nachfrage nach neuen Wohnungen ist beachtlich. Der anhaltende Bauboom stützt die gute Auftragslage im Bauhauptgewerbe und macht Bauingenieure zu gesuchten Fachkräften. In den Großstädten drehen sich die Baukräne, auf den Autobahnen herrscht aufgrund der Baustellen häufig Chaos. Es ist Bauboom. Die Branche stößt jedoch vorläufig an eine Wachstumsgrenze. Das lässt sich am Ausbau der Beschäftigtenzahl erkennen. Die Zahl der Mitarbeiter im Bauhauptgewerbe stieg im Januar um 2,8 % im Vorjahresvergleich – also deutlich langsamer als das Umsatzwachstum mit über 6 %. Viele Bauunternehmen sehen sich aufgrund der kontinuierlich hohen Nachfrage mit Kapazitätsengpässen und Fachkräftemangel konfrontiert.
Was verdient ein Bauingenieur?
Laut der aktuellen Gehaltsstudie von ingenieur.de verdienten Bauingenieure mit mehr als 2 Jahren Berufserfahrung im Jahr 2018 durchschnittlich rund 55.000 Euro. Berufseinsteiger können mit einem Gehalt von rund 45.000 Euro rechnen. Ein Studium im Fach Bauingenieurwesen bietet zwar abermals die geringsten Verdienstperspektiven, allerdings stiegen die Gehälter um 4,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Das spiegelt den anhaltend hohen Bedarf an Bauingenieuren wider. Grund hierfür sind vor allem die zahlreichen Wohnungsbauprojekten sowie der Rückstau an Ersatzinvestitionen in die Infrastruktur.
Megatrends wie Digitalisierung und Elektromobilität schaffen Arbeitsplätze für Ingenieure
Aber nicht nur Bauingenieure werden gesucht. Um das von der Politik angestrebte Investitionsziel zu erreichen, nämlich mindestens 3 % des BIP in Forschung und Entwicklung zu investieren, sind die Unternehmen auf Ingenieure angewiesen. Und in der Maschinen-, Fahrzeug-, Energie- und Elektrotechnik werden ebenfalls deutlich mehr Ingenieure gesucht als auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dasselbe gilt für die technische Forschung und die Produktionssteuerung. Wenngleich es in keinem Bereich so düster für die Arbeitgeber aussieht wie in der Baubranche – allerorten fehlt es an Bauingenieuren, Vermessungsingenieuren, Gebäudetechnikern und Architekten. „In diesen Berufskategorien sind insbesondere Themen wie Digitalisierung, Energiewende oder Elektromobilität Treiber der hohen Nachfrage nach Ingenieuren“, so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
2018 waren insgesamt rund 617.000 Ingenieurfachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das entspricht einem Anstieg von 3 % gegenüber dem Vorjahr. Laut dem Verband der Elektrotechnik werden in den nächsten 10 Jahren 100.000 zusätzliche Elektroingenieure gesucht. Das liegt vor allem an den Megatrends, wie der Digitalisierung im Bereich des Maschinenbaus, künstlicher Intelligenz (KI) und der Industrie 4.0. Ingenieure sind und bleiben eine der gefragtesten Berufsgruppen in Deutschland. Die Bundesregierung möchte Deutschland gemeinsam mit den Fachkräften in Zukunft zum führenden KI-Standort machen. Was Sie als KI-Experte dabei verdienen können, haben wir hier für Sie aufbereitet.
Schreckgespenst Fachkräftemangel weicht nur langsam
2019 könnte das Schreckgespenst „Fachkräftemangel“ so langsam weichen. Vor ein paar Jahren sahen die Prognosen noch düster aus. Heute werden vor allem Ingenieure aus speziellen Fachrichtungen dringender benötigt als je zuvor. Besonders betroffen sind die Wirtschaftszweige im Bauingenieurwesen und der Elektrotechnik.
Naturwissenschaftlich-technische Arbeitsstellen zählen neben den Gesundheitsberufen schon lange zu den Engpassberufen, die Situation bei den Ingenieuren scheint sich aber etwas zu entspannen.
Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa), eine Initiative des IW Köln und des Bundeswirtschaftsministeriums zur Unterstützung des Mittelstands, veröffentlicht regelmäßig Studien, die den Fachkräfteengpass unter anderem in den technischen Berufen eindrücklich belegt. Besonders hoch ist die Nachfrage nach Ingenieuren demnach in Hessen. In Hessen ist die Arbeitsmarktlage in Metall- und Elektroberufen im Vergleich zu anderen Bundesländern noch angespannter. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben es laut dem Komptenzzentrum ebenfalls schwer, Fachkräfte zu finden. Aufgrund ihrer begrenzten personellen und finanziellen Mittel haben KMU im direkten Wettbewerb mit Großunternehmen Nachteile, Fachkräfte für sich zu begeistern.
Mismatch zwischen erhobenem und gefühltem Fachkräftebedarf
Viele Ingenieure, vor allem Berufseinsteiger, können die Rufe nach dem Fachkräftemangel und die dazugehörigen Beschwerden der Arbeitgeber nicht nachvollziehen – sie suchen teilweise trotz Masterabschluss wochen- und monatelang nach einer Stelle. Wie kann das sein? Der Großteil dürfte auf ein klassisches Mismatch zurückgehen. „Wenn beispielsweise die Qualifikation eines Bewerbers nicht mit der Qualifikationsanforderung einer Stelle zusammenpasst oder die räumliche Entfernung ein Hindernis darstellt, finden Arbeitskräfteangebot und -nachfrage nicht zusammen“, erklären die Wissenschaftler des IW.
Im Klartext heißt das: Die Anforderungen der Unternehmen werden immer komplexer. Gesucht wird nicht der Maschinenbauingenieur oder die Bauingenieurin, gesucht werden vielmehr Spezialisten in einem bestimmten Aufgabengebiet, idealerweise mit zusätzlichen Kenntnissen, immer häufiger etwa in der IT oder künstlichen Intelligenz. Gleichzeitig versuchen viele Arbeitgeber, dort eine Stelle zu finden, wo sie sich ihren Lebensmittelpunkt eingerichtet haben.
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