Bei den Euro-Münzen zählt die Qualität
Noch in diesem Januar beginnt die Prägung der Euro-Münzen. Bis zum 1. Januar 2002 müssen die 70 Mrd. neuen Geldstücke fertig sein; allein in Deutschland werden 12,1 Mrd. hergestellt. Aneinandergelegt gäbe dies eine 248 575 km lange Reihe.
Wie es bei der Einführung des Euro als Buchgeld vor einer Woche elegant gelang, so soll es auch beim Umlaufgeld sein: Voll im Plan liegen die europäischen Münzanstalten, darunter auch die fünf deutschen in Berlin, München, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg. Vier technische Anforderungen müssen die neuen Euro-Münzen erfüllen: Hohe Fälschungssicherheit lange Lebensdauer (30 bis 50 Jahre) die Münzen sollen für Menschen und Automaten leicht erkennbar sein ihr Nickelgehalt soll aus Gesundheitsgründen möglichst niedrig sein. „Für jeden Bürger in Deutschland werden 138 der neuen Münzen ausgegeben“, erläutert Dieter Nedele, Leiter der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg. Nach seinen Berechnungen addieren sich die 12,1 Mrd. neuen Münzen in Deutschland zu einem Gewicht von 47 600 t, das entspricht der vollen Ladung von 1600 Güterwagen der Bundesbahn. Diese riesige Menge muß in nur zwei Monaten vom 2. Januar bis zum 28. Februar 2002 „unter die Leute gebracht werden“. Gleichzeitig sollen 47 Mrd. Münzen im Nennwert von 15,1 Mrd. DM, die derzeit im Umlauf sind, verschrottet und recycelt werden. Der Satz neuer Euro-Münzen umfaßt insgesamt acht verschiedene Werte, wobei die Einteilung mit Ausnahme des 20-Cent-Stücks dem in Deutschland üblichen Raster entspricht. Im untersten Bereich gibt es das „Kupfergeld“ mit Stücken zu 1, 2 und 5 Cent. Diese bestehen – wie auch unser Pfennig – aus Kostengründen nicht etwa aus massivem Kupfer, sondern aus Stahl mit einer 25 m dünnen Kupferauflage. Im Gegensatz zum bisherigen Pfennig, wo der Kern an der Seite der Münze freiliegt, so daß er korrodiert, sind die neuen Münzen nicht nur vom Wert, sondern auch von der Verarbeitung her hochwertiger, denn ihre Kupferumhüllung ist allseitig. Aus „Nordischem Gold“ bestehen die drei Münzen der mittleren Reihe mit Werten von 10, 20 und 50 Cent. Die Legierung hat eine goldgelbe Farbe, welche ihr zu dem nobel klingenden Namen verholfen hat. Sie wurde ursprünglich vom finnischen Unternehmen Outokumpu in Schweden entwickelt und bewährte sich bei der schwedischen 10 Kronor-Münze wegen der guten Verformbarkeit, der Farbbeständigkeit und Umweltfreundlichkeit. Nordisches Gold wird hautsächlich deshalb verwendet, weil sich Finnland vehement gegen die ursprünglich geplante Verwendung von Nickel sperrte, da dieses Metall in den skandinavischen Ländern als Allergieauslöser gilt. Besonders aufwendig gestaltet sind die beiden „großen“ Münzen im Wert von 1 bzw. 2 Euro. Sie bestehen aus einem Ring, der jeweils eine „Pille“ aus einem anderen Werkstoff umschließt. Der goldfarbene Ring des 1-Euro-Stücks besteht aus einer Messinglegierung mit einem Zinngehalt von 20 % und zusätzlich 5 % Nickel. Das Innenstück ist ein Dreischicht-Werkstoff, der Deckschichten aus „Magnimat“ aufweist, während die Innenlage aus einer Schicht reinen Nickels besteht, die lediglich 5 % der Dicke ausmacht. Magnimat ist eine silberfarbene Kupfer-Nickel-Legierung mit einem Nickelgehalt von 25 %, die bereits in unseren 2 DM und 5 DM-Münzen verwendet wird. Pille und Ring des 2-Euro-Stücks bestehen aus den gleichen Materialien, nur in umgekehrter Anordnung. Die magnetischen Eigenschaften des Magnimat erleichtern die Erkennbarkeit in Münzautomaten und erhöhen die Fälschungssicherheit des neuen Geldes. Auch beim Griff ins Portemonnaie sind die beiden Euro-Münzen durch die Umkehrung der Farben von Ring bzw. Kern leicht voneinander zu unterscheiden. Diese leichte Unterscheidbarkeit zeichnet alle Münzen der Euro-Serie aus, denn „bei der Gestaltung des neuen Geldes wurden nicht nur Politiker, sondern auch Vertreter der Behindertenverbände zu Rate gezogen“, erläutert Dieter Nedele. So gibt es nicht nur deutliche Abstufungen bei der Farbe und dem Gewicht, sondern auch die unterschiedlichsten Ausführungen des Randes die 2-Cent-Münze hat eine umlaufende Rille, die Stücke zu 10 und zu 50 Cent haben einen wellenförmigen Rand, während das 20-Cent-Stück sieben Kerben aufweist. Diese Münzform wird auch „Spanische Blume“ genannt, sie ist bekannt von einigen 50-Pts.- Münzen aus Spanien. Das Prägen der Münzen ist ein hoheitlicher Akt. Doch wer das Vorprodukt liefern darf, darüber gibt es einen harten Wettbewerb. „Der Auftrag war weltweit ausgeschrieben. Jeder Anbieter mußte für jedes Nominal 1 Mio. Münzrohlingen als Platinen liefern. Mit denen haben wir 1998 in Deutschland Probeprägungen gemacht“ erläutert Nedele. Bis zum 6. Januar 1998 waren die Aufträge für alle Nominationen noch vollständig erteilt. Angebote kamen nicht nur aus Europa, sondern auch aus Süd-Korea, Südafrika, Chile aus Deutschland beteiligten sich u.a. die Deutsche Nickel AG (mit Saxonia und Hindrichs Auffermann), Kabelmetall, Krupp VDM und MDF. In der Stuttgarter Münze werden die Euros auf Pressen des schwäbischen Herstellers Schuler gefertigt. Der liefert nicht nur Karosseriepressen an die Automobilbauer, sondern hat auch schon international manche Münzstätte ausgerüstet. „Für die Herstellung der Euros mußten wir technisch neue Wege beschreiten“, erläutert Dieter Merkle, Leiter des Bereichs Münzeinrichtungen bei Schuler. „Die umlaufende Randkerbe bei der 2-Cent-Münze wird noch vor dem eigentlichen Prägen in einem Arbeitsgang mit dem Glätten der Außenfläche auf einer Stauchmaschine hergestellt.“
VOL/KÄM
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