Beim Gefühl der Überforderung hilft häufig ein Gespräch
Wechselwillige, die sich mit der englischen Sprache schwertun, geraten im Bewerbungsstapel schnell ganz nach unten. Um Stolpersteine wie diesen aus dem Weg zu räumen, standen die Karriereexperten unseren Lesern Rede und Antwort.
Das Problem: Eine 30-jährige Ingenieurin arbeitet seit 2006 in einem Schifffahrtsunternehmen. Nach siebenjähriger Tätigkeit im technischen Einkauf möchte sie jetzt den Arbeitgeber wechseln und Führungsverantwortung übernehmen. Auf ihre Bewerbungen folgen nur Angebote auf Sachbearbeiterstellen. Was nun?
Der Rat: Eine externe Bewerberin, die keine Führungsverantwortung vorweisen kann, ist für die meisten Arbeitgeber ein zu großes Risiko. Die Ingenieurin müsste bei einem Wechsel also in den sauren Apfel beißen und sich hocharbeiten. Die Perspektive einer möglichen Karriere sollte aber gegeben sein. Zudem sollten Arbeitsumfeld, Gehalt und Team bei der neuen Firma ähnlich gut oder besser als bei der alten Firma sein. Das Gesamtpaket muss stimmen.
Das Problem: Einem Elektroingenieur droht eine Gehaltskürzung, weil sein Job laut Arbeitgeber eine neue Stellenbewertung erfährt. Muss man das über sich ergehen lassen?
Der Rat: Der Elektroingenieur sollte das Gespräch mit seinem Vorgesetzten suchen und ihn darauf ansprechen, ob es tatsächlich nur an dem Job liegt oder ob die Entscheidung auf anderen Gründen basiert. Von einer Änderungskündigung und einer Klage ist abzuraten, weil der Richter auf ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis schließen könnte, was im schlimmsten Fall den Verlust des Arbeitsplatzes bedeuten könnte. Will der Ingenieur in der Firma bleiben, würde das die Fronten zu sehr verhärten.
Das Problem: Einem Anrufer kommen Zweifel, ob er die geeignete Arbeitsstelle gewählt hat. Er fühlt sich in der Probezeit überfordert. Soll er kündigen?
Der Rat: Zunächst die Ruhe bewahren! Besser als die Kündigung ist es, den Vorgesetzten und die Kollegen um Hilfe zu bitten. Vielleicht schätzt man die Situation falsch ein.
Das Problem: Ein 46-jähriger Maschinenbauingenieur ist seit einem Jahr Projektleiter bei einem Automobilzulieferer. Die Gehälter seiner Kollegen seien höher, beanstandet er. Soll er nachverhandeln?
Der Rat: Nein. Erst im Mitarbeitergespräch sollte der Maschinenbauingenieur auf besonders gut erledigte Aufgaben verweisen und dann auch die Gelegenheit ergreifen, eine Gehaltserhöhung anzusprechen, nicht aber die Bezahlung der Kollegen als Argument anführen.
Das Problem: Ein Diplom-Ingenieur möchte nach mehrjähriger Firmenzughörigkeit den Arbeitgeber wechseln. Dass es trotz einiger Bewerbungen bislang nicht geklappt hat, führt der Ingenieur auf seine mangelhaften Sprachkenntnisse im Englischen zurück.
Der Rat: In der Tat werden ausreichende Englischkenntnisse in vielen Ausschreibungen standardmäßig gefordert und sind durch die internationalen Aktivitäten und Vernetzung vieler Unternehmen auch notwendig. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zumindest grundlegende Englischkenntnisse anzueignen, weiterzuentwickeln und zu trainieren. Ein gewisser Aufwand muss allerdings betrieben werden, da reicht eine Stunde in der Woche an der Volkshochschule nicht aus.
Das Problem: Nach häufigen Wechseln mit nur ein- bis zweijähriger Verweildauer in Unternehmen ist eine Ingenieurin nun seit fast drei Jahren bei einem Personaldienstleister beschäftigt und sehr zufrieden. Aber könnte sich eine zu lange Verweildauer bei einem Personaldienstleister im Lebenslauf negativ auswirken?
Der Rat: Gerade weil die Ingenieurin in ihrer derzeitigen Beschäftigung zufrieden ist, sollte eine längere Beschäftigungsdauer angestrebt werden – wobei auf gute Kundenreferenzen Wert gelegt werden sollte. Schließlich ist nicht ausgeschlossen, dass sich bei Erfolg und guten Leistungen die Übernahme bei einem Kunden ergibt. ws
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