BND bestätigt Spionageangriff auf Airbus aus den USA
Der Rüstungskonzern und Flugzeugbauer Airbus war 2011 Gegenstand eines Spionageangriffs aus den USA. Das geht aus einem als „vertraulich“ eingestuften Schreiben des Bundesnachrichtendienstes BND an den Verfassungsschutz hervor. Wer hinter dem Angriff steht, ist nicht klar: Die Spur versandete bei kurzfristig angemieteten Servern in der Nähe von Los Angeles.
Airbus, früher EADS, der zweitgrößte Flugzeughersteller der Welt, ist im November 2011 aus den USA ausspioniert worden. „Bild am Sonntag“ konnte jetzt ein als „vertraulich“ eingestuftes Schreiben des BND an den Verfassungsschutz vom November 2011 einsehen. „Von einem ausländischen Nachrichtendienst erhielt BND Informationen über einen vermutlichen Datenabgriff bei der Firma EADS Deutschland“, heißt es in diesem Schreiben. Danach haben am 2. November 2011 offenbar Hacker ein Spionage-Programm auf die EADS-Computer in München aufgespielt. In einem Zeitraum von knapp drei Stunden wurden an diesem Tag 5116 Verbindungen zwischen den EADS-Rechnern und den US-amerikanischen Angreifern festgestellt.
Spur versandet bei Servern in der Nähe von Los Angeles
Die Informationen über diesen Hackerangriff aus den USA gab der Verfassungsschutz an den Rüstungskonzern weiter. Doch die Hacker waren offenbar entsprechend vorsichtig: Die Spur führte zu einem kurzzeitig gemieteten Server in der Nähe von Los Angeles und versandete. Laut dem Schreiben vermutet der BND einen wirtschaftlichen Hintergrund der Attacke. Das Schreiben verrät dabei nicht, welcher Auslandsgeheimdienst den BND warnte.
Sicher ist: Seit Jahren versucht der US-amerikanische Geheimdienst National Security Agency (NSA) den EADS-Konzern mit Hilfe des Bundesnachrichtendienstes (BND) auszuspionieren. Hintergrund ist eine 2002 vereinbarte enge Zusammenarbeit zur Überwachung der Telekommunikation zwischen den USA und Deutschland. Dieses „Memorandum of Agreement“ sieht vor, dass in Deutschland deutsche oder amerikanische Staatsbürger nicht abgehört werden. Zudem soll ausgeschlossen werden, dass deutsche und europäische Wirtschaftsinteressen beeinträchtigt werden.
Telefongespräche, E-Mails und SMS abgefangen
In einem Bericht des BND aus dem Jahr 2010 an die zuständige Abteilung 6 des Kanzleramtes geht hervor, dass die NSA 2005 „Erfassungskriterien zu den Firmen EADS, Eurocopter und verschiedenen französischen Behörden“ eingespeist hat. Bei dieser Einspeisung handelt es sich um Suchbegriffe, Selektoren genannt, mit denen Telefongespräche, E-Mails und SMS-Nachrichten abgefangen werden.
Hintergrund der damaligen Spionageaktion war ein Auftrag für den Bau einer Grenzsicherungsanlage in Saudi-Arabien. Allerdings entdeckte der BND die verdächtigen Suchbegriffe und konnte die unrechtmäßige Ausspähung unterbinden.
von Notz: „Dieses System ist unkontrollierbar“
Bis jetzt gaben die Amerikaner etwa 4,6 Millionen solcher Suchbegriffe vor. Nach Angaben des BND werden täglich rund 800.000 Suchanfragen bearbeitet. Allein wegen der riesigen Menge geht der Grünen-Obmann im NSA-Untersuchungsausschuss, Konstantin von Notz, davon aus, dass alles automatisiert und ohne Prüfung der einzelnen Suchmerkmale abläuft. „Dieses System ist unkontrollierbar“, betont er, „und der BND wusste das auch.“
Schon vor gut einer Woche wurde nach Informationen von Wikileaks bekannt, dass das Kanzleramt von der NSA schon über Jahrzehnte hinweg abgehört wird. Nun behauptet „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf Informationen aus US-Geheimdienstkreisen, dass die NSA den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder nach seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt im Jahr 2005 weit intensiver bespitzelt hat als zuvor.
NSA an Gerhard Schröder auch als Altkanzler interessiert
Als Grund nennt die Sonntagszeitung den guten Draht Schröders zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Über Schröder sei es der NSA möglich gewesen, einen Zugang in die ansonsten ziemlich verschlossene Welt rund um Putin zu erhalten. Ein weiterer Grund für das Interesse der NSA an Schröder ist der zügige Wechsel vom Kanzleramt in die russische Energiewirtschaft.
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