Der Corona-Pandemie trotzen: Weltwirtschaft steht besser als erwartet da
Die Weltwirtschaft dürfte besser durch die Corona-Krise kommen, als anfangs befürchtet wurde. Der Konjunkturfrühindikator der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist im September zum fünften Mal in Folge gestiegen. Aktuell rechnet die Organisation mit einem Rückgang der Weltwirtschaft in diesem Jahr um 4,5 Prozent. Im Frühjahr befürchtete die OECD noch ein Minus von rund 6 Prozent. Für das kommende Jahr prognostiziert die OECD sogar schon wieder ein Wachstum von fünf Prozent.
Noch optimistischer ist die Einschätzung des Münchner ifo Instituts. Zusammen mit dem Forschungsnetz EconPol Europe hat das Institut weltweit 950 Wirtschaftsexperten befragt. Demnach könnte die weltweite Wirtschaftsleistung in diesem Jahr nur um 4,4 Prozent schrumpfen. Die Erholung dürfte allerdings langsamer verkaufen. Die Experten erwarten für 2021 ein Plus von 3,2 Prozent. Erst 2022 sollte die Wirtschaftsleistung wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehren.
Dennoch sei die Unsicherheit nach wie vor groß. Die Covid-19-Pandemie bedrohe weiterhin Arbeitsplätze, Unternehmen sowie die Gesundheit von Millionen von Menschen. Zudem gebe es deutliche Unterschiede bei der Dynamik des Aufschwungs in den einzelnen Ländern und Wirtschaftssektoren.
Corona: Optimismus trotz Pandemie
In Deutschland sind die Unternehmenslenker trotz steigender Infektionszahlen optimistisch. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg zuletzt den fünften Monat in Folge. Auch die europäischen Einkaufsmanager-Indizes (PMI) sind bei weitem nicht so schlecht wie erwartet. Das nährt die Hoffnung, dass ein zweiter Dip, ein erneutes Einbrechen der Wirtschaft, nicht stattfindet. Dazu läuft es in vielen Branchen fast schon wieder zu gut.
Selbst aus der Automobilbranche kamen ein paar hoffnungsvolle Signale. Der Autoabsatz in Europa und vor allem im wichtigen Absatzmarkt China hat zuletzt deutlich zugelegt. Allerdings basiert das Wachstum in China vor allem auf den sprunghaft gestiegenen Verkäufen von Elektro-Autos und E-Lastwagen, ein Feld auf dem die deutsche Autoindustrie immer noch hinterher hinkt.
Alles also halb so schlimm? Nicht ganz. Es gibt immer noch Branchen, denen auf mittlere Sicht die Perspektive für eine Erholung fehlt. Dazu gehören Veranstalter von Reisen, Konzerten und kulturellen Events, die Hotellerie und die Gastronomie. Schwierig bleibt es auch für weite Teile des Handels, insbesondere des Modeeinzelhandels.
Gefahr durch Handelskriege
Gefahr für die Wirtschaft droht bei weiteren Handelskriegen. Die westliche Welt rüstet sich für den Technikshowdown mit China. Allen voran die USA wollen die Abhängigkeit von Produkten und Technologien aus Fernost zurückdrängen. Der Ausschuss von Huawei, das versuchte Verbot der Social Media Plattformen TikTok und WeChat könnten erst der Anfang sein. Besonders brisant ist das Vorgehen gegen den Infrastrukturanbieter Huawei. Der Konzern ist führend bei der kommenden 5G-Technik. Die USA haben Sorge, das Rennen um den zu erwartenden Milliardenmarkt und damit den Zugriff auf die noch wertvolleren Daten aus den Anwendungen zu verlieren.
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Aus Anlegersicht interessant bleibt die Wasserstoff-Technologie. Die Bundesregierung fördert die Branche mit zehn Milliarden Euro. Ziel ist es, grünen Wasserstoff zu gewinnen, der mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Neben den Herstellern von Brennstoffzellen sind für uns insbesondere Aktien von Versorgern interessant, die langfristig die Infrastruktur für die Technologie bereitstellen.
Das Endspiel um den Brexit
Immer spannender wird das Endspiel um den Brexit. In wenigen Tagen ist offiziell Schluss mit Verhandeln. Dann ist auch die Zeit der gegenseitigen Drohungen vorbei. Der harte Brexit, das Ausscheiden Großbritanniens ohne ein Abkommen mit der EU, ist der derzeit der wahrscheinlichste Ausgang. Das bedeutet aber nicht, dass das Ringen vorbei ist. Wir erwarten, dass hinter den Kulissen und inoffiziell weiterverhandelt wird. Ohne Öffentlichkeit muss auch das Schauspiel der britischen Härte und der europäischen Sturheit nicht mehr aufrechterhalten werden. Ein kleines Abkommen könnte am Ende ein Minimalresultat sein. Während Europa die negativen Folgen wohl wegstecken wird, werden die negativen Auswirkungen für die britische Wirtschaft erheblich sein.
Der Showdown steht auch in den USA bevor. Noch mal vier Jahre Irritationen und Hau-Drauf-Politik mit Trump oder die Rückkehr der USA in die Gemeinschaft der vernünftigen Staaten – diese Entscheidung steht an. Wirtschaftlich wird der Wahlausgang zunächst keine großen Folgen haben. Das nächste milliardenschwere Konjunkturprogramm wird kommen, egal ob vor oder nach der Wahl. Gleichgültig, ob von einem Republikaner oder einem Demokraten unterschrieben.
Covid-19: Hoffnung auf den Impfstoff
Geopolitisch fällt derzeit besonders die Schwäche Russlands auf. Der niedrige Ölpreis setzt dem Land wirtschaftlich zu. Im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach droht Russland seine Rolle als Ordnungsmacht in der Region an die Türkei zu verlieren. In Belarus muss Putin fürchten, nach einem Sturz Lukaschenkos den Einfluss zu verlieren, oder militärisch einzugreifen, um den letzten Diktator Europas an der Macht zu halten. und sich damit den Zorn des Westens aufzuhalsen. Beide Optionen dürften Putin nicht gefallen. Steht doch die Erdgaspipeline Nordstream 2 und damit das Milliardengeschäft mit der EU auf dem Spiel. Auch in Syrien macht Russland keine gute Figur. Der Einsatz ist teuer und bringt außenpolitisch wie wirtschaftlich kaum Pluspunkte. Wirtschaftlich hat Russland hat die Pandemie zwar recht gut verkraftet, doch es fehlt das Geld, um mit Konjunkturprogrammen Unternehmen und Verbraucher zu unterstützen. Eine schnelle wirtschaftliche Erholung scheint so ausgeschlossen.
Insgesamt setzt die Weltwirtschaft derzeit vor allem auf schnelle Durchbrüche bei einem Impfstoff gegen das Sars-CoV-2-Virus. Wann dieser kommt und ob er dann auch dauerhaft schützt, ist nicht absehbar. Mehrere Firmen befinden sich mit ihren Wirtstoffen in der entscheidenden Phase. In den kommenden Monaten dürfte hier etwas mehr Klarheit herrschen.
In der Ferne lauert derzeit als größte Gefahr ein Anziehen der Inflation. Noch gibt es zwar keine Anzeichen für eine Preisspirale, doch die anhaltende Flutung der Märkte mit Geld bereitet den Boden dafür. Verbunden mit Zinsen, die jahrzehntelang unter der Inflationsrate bleiben werden, können Anleger nur auf Sachwerte setzen, um einer Geldentwertung zu entgehen. Für uns sind daher weiterhin Qualitätsaktien aus Deutschland und ausgewählten europäischen Ländern alternativlos.
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