Das Europäische Patentamt feiert 50-jähriges Jubiläum
Am 5. Oktober 1973 wurde das Europäische Patentübereinkommen unterzeichnet. Dieses System ermöglicht es Erfindern, ein einziges Patent für alle 39 europäischen Vertragsstaaten zu beantragen. Zum 50-jährigen Jubiläum wird eine neue Beobachtungsstelle gegründet.
Zum 50-jährigen Jubiläum des Europäischen Patentübereinkommens gründet das Europäische Patentamt (EPA) am 6. Oktober eine neue Beobachtungsstelle für Patente und Technologie. Die Beobachtungsstelle soll ein Forum für den Austausch zwischen öffentlichen und privaten Akteuren sein, um neue Trends und Technologien im Bereich des geistigen Eigentums zu diskutieren. Sie soll auch dazu beitragen, Herausforderungen wie den Klimawandel und den Übergang zu saubereren Energiesystemen zu bewältigen. Die Gründung der Beobachtungsstelle ist ein weiterer Schritt des EPA zur Förderung von Innovationen in den nächsten 50 Jahren. In den letzten fünf Jahrzehnten hat das Europäische Patentsystem die Innovation und das Wirtschaftswachstum in Europa gestärkt.
Treiber für Innovation und Wachstum
Zum 50-jährigen Jubiläum des Europäischen Patentübereinkommens haben die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz Grußworte geschickt. “Die beeindruckende Zahl von 2,2 Millionen europäischen Patenten zeigt erstens, mit welch großem Fleiß die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Europäischen Patentamts ihrer Arbeit nachgehen. Herzlichen Dank dafür! Und zweitens steht diese Zahl für die ungebrochen große Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Europas. Das Europäische Patentamt hat sich dabei immer als Treiber für Innovation und Wachstum verstanden – und der Erfolg gibt ihm Recht!“ sagte Kanzler Olaf Scholz.
Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, wies darauf hin, dass es passend sei, dass das 50jährige Bestehen des Europäischen Patentübereinkommens mit dem 30. Geburtstag des europäischen Binnenmarktes zusammenfällt. Deshalb ist es gut, dass die Europäische Kommission und das EPA so eng zusammenarbeiten, und es gibt kein besseres Beispiel für unsere heerausragende Kooperation als das Einheitspatentsystem. Simulationen zufolge könnte dieses System fast 2 Milliarden Euro an zusätzlichen ausländischen Direktinvestitionen in der Europäischen Union generieren. Die Unternehmen in Europa können endlich von einem einheitlichen Markt für Technologie profitieren.“
Das erste Patent war für ein Gerät zur Überprüfung der Echtheit von Münzen
Das Europäische Patentamt hat seit seiner Gründung im Jahr 1973 mehr als zwei Millionen Patente für technologische Entwicklungen erteilt. Das erste Patent wurde im Jahr 1980 für ein Gerät zur Überprüfung der Echtheit von Münzen erteilt. Viele dieser Patente haben unser Leben grundlegend verändert, darunter waren u.a. der QR-Code, das MP3-Format, lebensrettende Impfstoffe und hochmoderne Stabilitätssysteme für Kraftfahrzeuge. Heute erhält das Europäische Patentamt (EPA) jedes Jahr mehr als 190.000 Anträge auf Erteilung eines Patents. Diese Anträge stammen aus allen Teilen der Welt und decken ein breites Spektrum an Technologien ab.
„In den letzten Jahren waren wir bestrebt, unsere Anstrengungen in verschiedenen Bereichen zu verstärken, etwa im Erteilungsverfahren für Patente, in der Qualität, bei den von uns genutzten Technologien und auch in Bezug auf internationale Zusammenarbeit. Dabei konnten wir oft auf die großartigen Leistungen unserer Vorgänger zurückgreifen – damals wie heute. Sie haben uns geholfen, an diesen Punkt zu gelangen und die Organisation zu werden, die wir heute sind“, sagte EPA-Präsident António Campinos.
Ideen über Grenzen hinweg teilen
„Die Unterzeichnung des Europäischen Patentübereinkommens vor 50 Jahren markierte den Beginn einer erfolgreichen regionalen Zusammenarbeit, die Erfindern hilft, ihre Ideen über Grenzen hinweg zu teilen“, ergänzte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres. Innovation sei für die nachhaltige Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Sie treibe den Fortschritt in den Bereichen Nahrungsmittelsysteme, Gesundheitswesen, saubere Energie und vielen anderen Bereichen voran, die das Leben der Menschen weltweit verbessern.
Das Europäische Patentamt (EPA) hat zwei Hauptsitze, einen in München und einen in Den Haag. Außerdem unterhält es drei Dienststellen in Berlin, Brüssel und Wien.
Am 1. Juni 2023 wurde das europäische Einheitspatent eingeführt. Dieses Patentsystem soll die Patentvergabe vereinfachen und die Kosten für Erfinder senken. Seit der Einführung des Einheitspatents gehen beim EPA jede Woche rund 700 Anträge auf ein solches Patent ein.
Allerdings gab es im vergangenen Jahr einige Kritikpunkte. Die Vertreter der Industrie haben das EPA wegen der Qualität der Patentprüfung kritisiert. Eine Initiative aus 21 Unternehmen war der Meinung, dass die Patente nicht gründlich genug geprüft werden. So hat z.B. Beat Weibel, Patentchef bei Siemens, der die Initiative Industry Patent Quality Charter (IPQC) angestoßen hat, gegenüber der dpa noch im Mai gesagt: „Wir haben den Eindruck, dass es beim EPA vor allem darum geht, möglichst viele Patente zu bearbeiten“. Er bemängelte, dass die Prüfer einem immer höheren Produktionsdruck ausgesetzt seien und daher nicht mehr in der Lage, gründlich genug zu prüfen. EPA betonte dagegen auf die dpa-Anfrage, dass die Qualität der Patentrecherchen „stets oberste Priorität“ habe. Viele Länder betrachteten die Arbeit des Amtes „als globalen Maßstab für Patentqualität“.
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