Der Zins: geboren 1800 v. Chr., gestorben 2019 n.Chr.
Jetzt geht es ans Eingemachte. Einzelne deutsche Banken loten bereits aus, ob Aufbewahrungsgebühren auch bei privaten Sparern durchzusetzen sind. Wohin also mit dem Geld?
Kein geringerer als Ben Bernanke, ehemaliger Präsident der mächtigen US-Zentralbank, hat in einem Interview verlautbaren lassen, dass seiner Meinung nach die Zinsen bis zu seinem Lebensende „unnatürlich“ niedrig bleiben werden. Der gute Mann ist Jahrgang 1953, dürfte also nach allgemeinem Empfinden und bei gesunder Lebensweise noch ein paar Jahrzehnte haben.
Im August 2019 sind nun die letzten deutschen Staatsanleihen ins Negative gekippt, sprich es gibt keine Zinsen mehr für Käufer dieser Anlagen. Weltweit senken Zentralbanken weiter die Zinssätze. Die deutsche Förderbank KfW spielt sogar mit dem Gedanken, Förderkredite mit einem Negativzins auszugeben. Ansonsten verliert diese Bank bei Nullzinsen ihre Berechtigung.
Kommen Aufbewahrungsentgelte für Privatsparer?
Aber auch für alle Geschäftsbanken werden die Zeiten schwieriger. Was bringt es ihnen noch, Gelder für Sparer anzunehmen, wenn aufgrund regulatorischer Maßnahmen ein nicht unerheblicher Teil in Staatsanleihen und Zentralbankeinlagen investiert werden muss und dies Kosten verursacht? Kosten, die Banken wohl in Zukunft an die Sparer weitergeben werden. Im fast zehnten Jahr der europäischen finanziellen Repression wird der Leidensdruck vieler Banken so hoch, dass Aufbewahrungsentgelte für Privatsparer wohl kurz vor der Einführung stehen. So dürfen zumindest Aussagen aus dem genossenschaftlichen Bankenlager verstanden werden. Auch die Sparkassen warten wohl nur auf einen Vorreiter.
Aktien versprechen noch Dividenden
Wo also hin mit dem Geld? Ja, zugegeben, es ist ein weiter Sprung und kostet sicherlich viele Sparer eine erhebliche Überwindung. Es soll auch nur für Gelder in Frage kommen, die nicht in den nächsten 2 bis 3 Jahren benötigt werden. Es sind Aktien: Viele solide europäische Aktien handeln mittlerweile am oder unter dem Buchwert. Die Kurse bewegen sich auf einem Niveau von 2015. Und die Dividenden sind äußerst attraktiv.
Die Dividende kann für bis zu 50 % der Ertragsperspektiven eines Aktieninvestments stehen. Für Anleger lohnt sich also eine genaue Recherche. Sie sollten sich fragen, ob es sich um ein stabiles Geschäftsmodell handelt, sodass die Dividende auch wirklich jedes Jahr bezahlt wird und tendenziell sogar steigt? Außerdem sollte man sicherstellen, dass die Dividende auch verdient wird und nicht aus der Substanz bezahlt wird.
Anbei eine Aufstellung von Unternehmen, die ohne Unterbrechung bereits seit vielen Jahrzehnten eine Dividende bezahlen:
Unternehmen | Jahre |
ExxonMobil | 136 |
Procter&Gamble | 127 |
Coca-Cola | 125 |
Colgate-Palmolive | 123 |
Roche | 96 |
Nestlé | 95 |
Gewinne sollten nicht nur für Dividenden draufgehen
Besonders beeindruckend wird die Höhe der Dividendenrendite aber, wenn das Unternehmen nicht nur Gewinne zur Dividendenausschüttung zur Verfügung hat, sondern gleichzeitig noch Gewinne sinnvoll im eigenen Unternehmen reinvestieren kann. Ein Beispiel ist Sixt.
Angenommen Sie hätten 2003 einen Betrag von 10.000 Euro in das familiengeführte Münchner Fahrzeugvermietungsgeschäft investiert. Dann hätten Sie dank einer Dividendenrendite von 5% schon 500 Euro gemacht. Durch sinnvolle Investitionen im Unternehmen konnte Sixt stetig wachsen und hat dennoch die Dividende von 0,50 Euro auf 2,00 Euro im Jahr 2019 erhöht. Da sich der Aktienkurs verachtfachen konnte (die Erträge über Sixt Leasing noch nicht einmal mitgerechnet), betrüge Ihre Dividendenrendite auf das eingesetzte Kapital von 10.000 Euro mittlerweile 2.000 Euro , sprich 20 %.
Da Tageszeitungen und Wochenblätter von dem Verkauf von Skandalnachrichten leben, sind Sie wahrscheinlich noch nie wirklich auf die Sixt SE als Anlageoption aufmerksam geworden. Eine disziplinierte Recherche ist daher das A und O bei der Anlage – auch und vor allem bei Dividendenaktien. Dann können auch die Zentralbanken weiter den Zinswahnsinn betreiben.
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