Deutscher Professor warnt: Biere mit Kunststoffpartikeln kontaminiert
Bierfreunde aufgepasst: In Bieren schwimmen Mikropartikel aus Kunststoff. Das zumindest behauptet ein deutscher Professor, der verschiedenste Sorten unter die Lupe genommen hat. Während er mehr über die Gesundheitsfolgen in Erfahrungen bringen möchte, wehrt sich Jever gegen die Vorwürfe.
In Bieren und Mineralwässern schwimmen Mikrofasern und andere Mikropartikel aus Kunststoff. Bis zu 80 Fremdstoffe pro Liter hat der emeritierte Professor Gerd Liebezeit gezählt. Der Inhaber des neu gegründeten Consultingunternehmens MarChemConsult in Varel bei Bremen hat mit einer speziellen Farbe, die nur auf Kunststoff haftet, Fasern und Partikel sichtbar gemacht. „Dann habe ich sie einfach mit Hilfe eines Mikroskops gezählt“, sagt er. Von jeder Sorte Bier und Mineralwasser hat Liebezeit eine Flasche getestet. „Alle waren befallen.“ Mineralwässer bringen es allerdings nur auf ein Zehntel der Belastung, die Biere aufweisen.
Brauerei Jever empört über Studienergebnisse
Die Großbrauerei Jever und der Deutsche Brauerbund sind empört über die Studie. Jever-Sprecherin Ira Beckmann erklärte dem NDR, der die Ergebnisse Liebezeits veröffentlicht hat: „Es konnte kein Mikroplastik im Jever-Pils nachgewiesen werden.“ Das haben Untersuchungen von Professor Horst-Christian Langowski ergeben, der den Lehrstuhl für Lebensmittelverpackungstechnik an der Technischen Universität München leitet. Langowski bezweifelt, dass die Farbe, die Liebezeit nutzt, an Kunststoffen haften bleibt: „Sie wirkt nur auf Zellulosefasern.“
Die Münchner versuchten im Auftrag der Brauer, die Fasern mit Hilfe von Fluoreszenz nachzuweisen, also an Hand der Frequenz des Lichts, das sie aussenden, wenn sie beleuchtet werden. „Dabei fanden wir eindeutig nur Zellulose, keinen Kunststoff“, sagt Langowski. Das Naturprodukt Zellulose dürfte keine Gesundheitsgefahr darstellen.
Mikroteilchen stammen angeblich von Fleecestoffen
Die Mikroteilchen hingegen, die Liebezeit gefunden haben will, stammen von Fleecestoffen, die sich beim Waschen lösen und mit dem Abwasser in die Kläranlagen gelangen. Die dort tätigen Mikroorganismen können gegen die Kunststoffe nichts ausrichten. Die Partikel gelangen über den Abfluss, den so genannten Vorfluter, in Seen oder Flüsse und schließlich ins Meer. Irgendwie finden sie den Weg zurück ins Trinkwasser. Das gilt auch für Mikrogranulate, die in Kosmetika eingesetzt werden, sagt Liebezeit, der bis vor kurzem Mitarbeiter am Institut für Chemie und Biologie des Meeres an der Universität Oldenburg war.
Stephan Pflugmacher, Professor für ökologische Wirkungsforschung und Ökotoxikologie der Technischen Universität Berlin, sagte dem Onlineportal Heilpraxisnet.de: „Mikroplastik stellt auch für uns Menschen früher oder später eine Gefahr dar.“ Wie seine Experimente mit Muscheln zeigten, reichern sich solche Fasern im Gewebe an. Dies könne in hohen Konzentrationen sogar zum Tod der Tiere führen.
Fasern auch in Honig und in der Luft?
Liebezeit fordert Untersuchungen zur Gesundheitsgefährdung dieser Mikropartikel, die es noch nicht einmal ansatzweise gibt. „Hoffentlich ergeben sich, wenn sie denn einmal gemacht werden, keine Gefahren für die Gesundheit“, so der Professor. Allerdings ist er nicht sehr optimistisch, weil sich auf Kunststoffpartikeln Giftstoffe festsetzen können, etwa polychlorierte Biphenyle, die aus Altlasten ausgespült werden, und polyzyklische Aromaten aus Motorabgasen.
Fasern befänden sich auch in der Luft, sagt Liebezeit. Das erkläre ihr Vorkommen in Honig. Die Partikel lagern sich in Blüten ab. Bienen nähmen sie dann mit dem Nektar auf. Manch ein Imker trage ebenfalls zur Honigbelastung bei, indem er Styroporbeuten verwende – so heißen fachmännisch die Bienenhäuser. Bisher sind sie meist aus Holz. „Bienen knabbern das Styropor an“, sagt Liebezeit.
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