Die etwas andere Geschäftsidee
Bei der Suche nach Geschäftsideen ist die Schere im Kopf fehl am Platz. Vieles, was zunächst abstrus klingt, wird am Markt zum Erfolg – etwa Fischaugen am Finger, Live-Übertragungen vom Friedhof, schusssichere Westen für Hunde oder elektronische Ohrfesseln für Kühe.
„Webcasting ist der heißeste Trend in der Beerdigungsbranche“, meint Curtis Funk, Gründer von FuneralRecording.com. Der Student der Weber State University aus Ogden, Utah, stößt mit seiner morbiden Idee auf riesige Resonanz bei trauernden Angehörigen. Schon vier Mitarbeiter fahren für ihn Friedhöfe ab. Dort dokumentieren sie Beerdigungen als bleibende Erinnerung mit Kameras und übertragen sie live ins Internet. Am anderen Ende der Leitung reicht ein Flash Player, um im Schutz der eigenen vier Wände aufs Ableben der Schwiegermutter anzustoßen. Lukrativ ist das Ganze auch: Funk erwartet 500 000 $ Jahresumsatz.
Korken knallen natürlich nur bei den wenigsten Beerdigungen. Gerade bei treuen Gefährten ist kein Preis zu hoch, um den Sensenmann fortzujagen. Das wissen auch die Gründer der kanadischen K9 Storm Inc. Sie entwickeln und fertigen schusssichere Westen für Hunde. Die maßgeschneiderten Leibchen schützen vor Kugeln und stumpfer Gewalt bis 110 Joule gemäß „California Ice Pick Test“. Kunden sind vor allem Armeen und Polizeibehörden. Ohne Zubehör, das von Wappen bis Kamerasystem reicht, kosten sie 750 € bis 2130 €.
Während Brutus von nebenan angesichts solcher Preise wohl lange auf sein schützendes Westchen warten muss, können Kinder jetzt für 24 € mit Leuchtmützen ausgerüstet werden. Die Gründerinnen des Start-ups Twinkel Kid aus Hanstedt bei Hamburg hatten ihre Idee beim Laternenumzug. Beim Anblick des hellerleuchteten Zuges kam auch ihnen die Erleuchtung: Kinder müssten immer so gut sichtbar sein. Heute arbeiten Antje Loesdau und Jessica Dreyer ökozertifiziertes Reflektorgarn in die Bommel von Pudelmützen ein. Die kleinen Kunden können ihr Exemplar mit zusätzlichen Reflektormotiven oder Swarovski-Kristallen individuell gestalten. Twinkel Kid wurde 2010 zum innovativsten Textilunternehmen des Jahres ernannt.
Auch Anke Gießler, Gründerin von patamaker.com, hat eine auf den ersten Blick skurrile Idee zur Grundlage ihres Geschäfts gemacht. „Wear the unexpected“ lautet der Slogan ihrer Webseite, von der einem ein riesiges Fischauge entgegen glotzt. Die Berlinerin hat ein Verfahren perfektioniert, Tierfragmente in Acrylharze einzugießen und Schmuck daraus zu formen. „Die Kunst ist es, beim Gießen keine Lufteinschlüsse zuzulassen“, erklärt sie. In ihren Ringen, Colliers und Armreifen tummeln sich Ameisen, Fliegen, ganze Schmetterlinge oder eben Fischaugen. „Keines der Tiere musste des Schmucks wegen sterben“, stellt sie klar. Denn neben ihrem manuellen Fertigungsverfahren hat Gießler die Suche nach Tierleichen perfektioniert.
Während Gießler neue Rahmen für nicht mehr benötigte Fischaugen schafft, kümmern sich die Gründer der Oberon FMR Inc. aus Boulder, Colorado, ums körperliche Wohl lebender Fische. Dabei teilen sie brüderlich: „Uns das Bier, euch die Reste“ – so lässt sich ihre Idee zusammenfassen. In einem aufwändigen biotechnologischen Verfahren bereiten sie Brauereiabwässer zu Fischfutter auf, das Teile jener 6 Mio. t Fischmehl substituieren soll, die jährlich verfüttert werden.
Fischfarmer müssen ihre Futtermittel für teures Geld beschaffen. Dagegen ernährt sich Vieh von dem, was auf Weiden wächst. Die Viehzüchter müssen allerdings für das Einzäunen ziemlich tief in die Taschen greifen. „Schon die Errichtung eines Zauns kostet rund 10 000 $ pro Meile, dazu kommen Kosten für Wartung und Reparaturen“, beschreibt das junge US-Unternehmen AgriTech Electronics den Status-Quo. Die Gründer Bob Marsh und Jerry Schell haben fast zehn Jahre an einer günstigeren Alternative geforscht: heute hängen sie jeder Kuh ein GPS-Systeme ans Ohr, das ständig den Standort des Tieres verfolgt. Nähert es sich der virtuellen Weidengrenze, frisch gepflanzten Obstbäumen oder Naturschutzzonen, ertönt ein Warnton. Geht die Kuh dennoch weiter, folgt ein Stromschlag aufs Ohr. Das Start-up hat sich dafür zunächst Patente in den USA, Australien und Neuseeland gesichert.
Fallen die Batterien der GPS-Einheit einmal aus, könnten sich abenteuerlustige Farmer an Jetpack International wenden. Das Unternehmen entwickelt Düsenantriebe im Rucksack, mit denen Piloten für bis zu 45 s abheben können. Geplant ist eine Ausführung für 9 min lange Flüge. Sollte bei der Kuhsuche aus der Luft Grundsätzliches schief gehen, werden die Gründer von FuneralRecording das folgende Event sicher gern übertragen. P. TRECHOW
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