Die einen kreativ, die anderen akribisch
Entwickler und Konstrukteure arbeiten häufig in derselben Abteilung und haben regelmäßig miteinander zu tun. Was sie unterscheidet: Entwickler sind die Kreativen, Konstrukteure setzen deren Ideen en détail am Computer um. Und Entwickler machen leichter Karriere als ihre Kollegen vom digitalen Reißbrett.
Etwa 1000 offene Stellen gibt es derzeit beim Ingenieurdienstleister Ferchau. Davon sollen etwa zwei Drittel mit Ingenieuren besetzt werden – alle für Aufgaben in Konstruktion und Entwicklung. Diese beiden Tätigkeiten sind die am meisten verbreiteten unter Ingenieuren und bei Ferchau deshalb so dominant, weil „Entwicklung und Konstruktion typische Aufgaben für einen Ingenieurdienstleister sind“, sagt Stefan Eichholz, Mitglied der Ferchau-Geschäftsführung am Hauptsitz in Gummersbach. Die Ingenieure des Unternehmens arbeiten entweder bei den Auftraggebern oder in den technischen Büros von Ferchau. Der Dienstleister hat mehr als 1000 CAE- und CAD-Arbeitsplätze, an denen über 30 gängige Software-Systeme laufen.
„Jeder Konstrukteur muss CAD-Programme anwenden können“, sagt Eichholz. Und das in mehreren gängigen Varianten: CATIA V 5, Unigraphics, Pro Engineer und Solid Works, nennt er als weit verbreitete Konstruktionsanwendungen in der Industrie. Weiterhin brauchen Konstrukteure seiner Meinung nach Konstruktionskompetenz in dem speziellen Metier, in dem sie tätig sind, etwa Metall, Kunststoff oder Spritzguss. Außerdem Kenntnisse über Mechanik und die notwendigen Produktrahmenbedingungen. Dazu gehören Umweltrichtlinien oder Fertigungsverfahren.
Entwickler müssen kreativer sein als Konstrukteure
Als ideale Ausbildung für Konstrukteure hält Eichholz das Maschinenbaustudium, „in dem das für den Job breite Fachwissen vermittelt wird“. Entwickler müssen nach seinen Angaben kreativer sein als Konstrukteure, die ihre Leistung auf bestehendem Wissen aufbauen. „Entwickler arbeiten in der Theorie, sie optimieren Produkte oder erdenken sich gänzlich Neue.“ Deshalb müssten sie bereit sein, oft neue Wege zu gehen.
Entwickler und Konstrukteure sind gefragte Ingenieure am Arbeitsmarkt. In seiner Ingenieurumfrage 2012 hat der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, kurz ZVEI, in Frankfurt am Main herausgefunden, dass 38 % der befragten Unternehmen einen Einstellungsbedarf in Forschung, Entwicklung und Konstruktion haben. Diese drei Tätigkeiten werden in Unternehmen organisatorisch häufig zusammengefasst. „Etwa ein Zehntel der Stellen entfällt auf Forschung, neun Zehntel entfallen auf Entwicklung und Konstruktion“, weiß Sonja Dulitz, Arbeitsmarktexpertin beim ZVEI und dort zuständig für die Studie. Beim Gehalt geht sie davon aus, dass es zwischen Entwicklern und Konstrukteuren nur marginale Unterschiede gibt, „weil beide gleich begehrt am Arbeitsmarkt sind“. Das Einstiegsgehalt beziffert sie auf rund 44 200 €.
Bosch beschäftigt in Deutschland rund 15 000 Ingenieure und hat zahlreiche offene Stellen. Der Bedarf an Entwicklungsingenieuren sei so vielfältig, dass sich nahezu alle ingenieurwissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Studiengänge für diese Tätigkeit eignen, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Ähnlich sei es in der Konstruktion. Speziell dort würden sich Studiengänge im Umfeld von Maschinenbau anbieten, im Idealfall mit der Vertiefungsrichtung Konstruktionslehre. Das Einstiegsgehalt liegt zwischen 40 000 € und 50 000 €. Den Unterschied macht bei Bosch die Art des Abschlusses und die Tarifeingruppierung der Tätigkeit.
Auch die Zahnbürste muss entwickelt werden
Ob Auto oder Zahnbürste, Bohrmaschine oder Kaffeemaschine: Jedes Produkt muss entwickelt, dann konstruiert werden. Die Reihenfolge zeigt die Rangordnung. Konstruktion ist die Ausarbeitung einer Entwickler-Idee. „Entwickler sind oft Projektingenieure, die gemeinsam mit Kunden und Lieferanten Lösungen erarbeiten. Konstrukteure setzen dann die Idee am 3-D-System um“, sagt Susanne Krebs. Sie ist beim VDMA Referentin für Volkswirtschaft und Statistik mit den Schwerpunkten Arbeitsmarkt, Bildung, Forschung und Innovation.
In den allermeisten Unternehmen des Maschinenbaus gebe es keine organisatorische Trennung. „Entwicklung und Konstruktion findet häufig in einer gemeinsamen Abteilung statt. Viele Ingenieure dort sind Entwickler und Konstrukteure in Personalunion“, sagt Krebs. Sie teilt die Meinung, dass Entwicklung der kreative Teil der Arbeit sei, klassische Konstruktion sich akribisch um Details der Idee in ihrer akkuraten Ausarbeitung kümmert.
Bei den Karrieremöglichkeiten liegen nach Einschätzung von Krebs Entwickler vorn. „Häufig übernehmen sie Verantwortung für ein Projekt, wenn das gut läuft, können sie zum Gruppenleiter, später eventuell bis hin zum Entwicklungsleiter oder in die Geschäftsführung aufsteigen.“ In vielen Unternehmen des Maschinenbaus haben Ingenieure das Sagen. Und klassischerweise kommen viele aus der Entwicklung, weil es eben dort viele Ingenieure gibt.
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