Erneuerbare Energien bieten sichere Arbeitsplätze für Ingenieure
Der Energieversorger RWE produzierte 2012 erstmals mehr Strom aus regenerativen Energiequellen als in Kernkraftwerken. Ingenieure aus den Atomkraftwerken arbeiten künftig in der Windkraft. Für Ingenieure bieten die Erneuerbaren Energien sichere Arbeitsplätze und Wachstumspotenzial in der Beschäftigung.
Vor zwei Jahren wurden die Kernkraftwerke Biblis A und B vom Betreiber der Druckwasserreaktoren, der RWE Power AG, abgeschaltet. Der Bauingenieur Steffen Alvermann, 38, arbeitete jahrelang in Biblis. Jetzt ist er bei der RWE Innogy GmbH. Gleicher Konzern, anderes Unternehmen. Unter der Tochter Innogy hat der Essener Energieversorger sein Produktangebot für erneuerbare Energien gebündelt. Das besteht im Wesentlichen aus Wind Offshore, wo Alvermann arbeitet, Hydro und Wind Onshore.
Für den Ausbau der Windkraft an Land arbeitet der Maschinenbauingenieur Daniel Schäffel, 30, als Projektleiter. Auch er hat von der konventionellen in die regenerative Energieerzeugung gewechselt. RWE baut seine Energieerzeugung um und manche Ingenieure wechseln in die erneuerbaren Technologiefelder
Ziel der Bundesregierung ist eine klimafreundliche Energieversorgung. Bis spätestens zum Jahr 2020 soll ihr Anteil am Stromverbrauch auf mindestens 35 %, bis 2050 auf mindestens 80 % steigen. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung soll 2020 14 % betragen. Weit weg ist Deutschland davon nicht.
Öko-Energiebranche hat schon 378 000 Beschäftigte
Nach Angaben der Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin decken die erneuerbaren Energien 23 % des Strom- und 10 % Wärmeverbrauchs. Zum Jahresende 2012 hatte die Branche erneuerbare Energien rund 378 000 Beschäftigte. Bio-, Wind- und Solarenergie liefern am meisten Strom und Wärme und sind die größten Arbeitgeber. Geothermie und Wasserkraft haben in beiden Fällen keine große Bedeutung. Im vergangenen Jahr ging die Beschäftigtenzahl in der Branche nach zuvor kontinuierlichem Wachstum erstmals leicht zurück, bedingt durch die Krise in der Solarindustrie. Etwa 23 000 Stellen wurden gestrichen, weil aber in der Windkraft viele neue aufgebaut wurden, lag der Rückgang bei nur 4000 gegenüber 2011. „Trotz der aktuellen Konsolidierungsphase am Markt für Solarmodule hat die Photovoltaikbranche weiterhin ein hohes Wachstumspotenzial in Deutschland“, sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
Für Ingenieure seien die Erneuerbaren ohnehin eine sichere Bank: „Wir gehen in allen Sparten von einem Beschäftigungszuwachs aus.“ Vohrer rechnet in der Windenergie mit 40 000 neuen Stellen bis 2020. Der Windkraftanlagenhersteller Enercon, Aurich, beispielsweise, eröffnet zum Jahresende 2013 ein Innovationszentrum. Rund 700 neue Mitarbeiter wird Enercon einstellen, ein Großteil davon werden nach Meinung von Vohrer Ingenieure sein.
RWE setzt stark auf die Stromerzeugung mittels Windkraft. „Wir verfügen über hervorragende Ingenieure in allen Unternehmensbereichen, sodass wir flexibel auf Änderungen reagieren können. Einen Wechsel von Fachkräften in Wachstumsfelder unterstützen wir, suchen aber auch extern“, sagt Jens Hartung, Leiter Personalmarketing. Von den etwa 40 000 Mitarbeitern des Konzerns in Deutschland sind rund 2000 Ingenieure. „Wichtig ist uns eine gute Grundausbildung. Die Spezialisierung für den jeweiligen Bereich findet „on the job“ statt“, sagt Hartung.
Arbeitnehmer hoch qualifiziert
Wenn das überhaupt notwendig sein sollte. Eine Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung attestiert den erneuerbaren Energien, dass sie „sich durch einen ausgesprochen hohen Anteil an qualifizierten Arbeitnehmern“ auszeichnet. 82 % haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, fast 40 % einen Hochschulabschluss. Daniel Schäffl von RWE Innogy hat beides. Er ist gelernter Energieelektroniker und hat nach seiner Ausbildung bei RWE in der Wartung von Bandanlagen im Tagebau gearbeitet, mit denen die Braunkohle transportiert wird.
Anschließend studierte er an der Hochschule Aachen, Abteilung Jülich, Maschinenbau mit Schwerpunkt Energietechnik. Mitte 2009 war er fertig. Seitdem ist er bei RWE Innogy in Hamburg als Projektleiter für Windkraftanlagen an Land tätig. „Ich führe Vertragsverhandlungen mit Grundstückseigentümern und koordiniere sämtliche Arbeitspakete, die zur Erlangung einer Baugenehmigung benötigt werden. Dazu gehören Gutachten für Baugrund, Statik, Schattenwurf und Schallemissionen.“
Wichtig für seine Arbeit ist es, einen guten Kontakt zu Städten und Gemeinden sowie Grundstückseigentümern zu pflegen. Auch die zahlreichen Projektbeteiligten müssen intern und extern koordiniert werden.
Das erste Projekt, das er geleitet hat, war der Windpark Jüchen im Rheinischen Revier. Im Rheinkreis Neuss stehen die vier Windkraftanlagen, die jährlich rund 32 Mio. kWh Strom erzeugen und damit über 9000 Haushalte versorgen. „Klimaschonend“, sagt Schäffl. Er hat aus Überzeugung in den erneuerbaren Energien angefangen. „Windenergie-Projekte an Land stellen andere Herausforderungen an Ingenieure, als die Entwicklung von konventioneller Energieerzeugung.
Windkraft: Viele Ingenieure sind als Generalisten gefragt
In konventionellen Kraftwerken werden viele unterschiedlich spezialisierte Ingenieure gebraucht. Projektleiter von eher kleinteiligen Windprojekten müssen als Generalisten unterschiedlichste Prozesse in der Planung steuern.“
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg 2012 im RWE-Konzern um rund 40 % auf 12,4 Mrd. kWh an. RWE ist nach eigenen Angaben der größte Onshore-Windkraftbetreiber unter den deutschen Energieversorgern. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugungskapazität von RWE lag 2012 bei rund 8 %. Damit haben die Erneuerbaren bei RWE die Kernenergie erstmals überholt.
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