Estland machts vor: Scheidung online per Mausklick
Anders als in deutschen Ämtern glänzt die Verwaltung Estlands mit voll digitalem Service. Jetzt neu: Scheidung online.
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Estland gilt als weltweit führend im Bereich der digitalen Governance. Der baltische Staat hat angeblich 100 % seiner öffentlichen Dienstleistungen digitalisiert und setzt – nach eigener Einschätzung – Maßstäbe für Nationen weltweit. Seit Dezember 2024 kann sogar eine Ehescheidung online erledigt werden. Paare können jetzt Anträge digital einreichen, auf vorausgefüllte Formulare zugreifen und den ebenso komplexen wie emotional sensiblen Vorgang mit minimalem Stress abschließen. Seit Einführung dieser Möglichkeit wurden bereits 53 % der Anträge auf Scheidung online gestellt, was die Effizienz und Bequemlichkeit des Dienstes widerspiegelt.
„Es geht nicht nur um Technologie“, sagt Enel Pungas, Leiter der Abteilung für Bevölkerungsdaten im estnischen Innenministerium. „Es geht darum, Dienstleistungen zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen in schwierigen Zeiten entsprechen.“
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Scheidung online: Eine Blaupause für Digital Governance
Um zerstrittene Paare vor einer Kurzschlusshandlung zu bewahren, beinhaltet der Service eine obligatorische 30-tägige Bedenkzeit. Wer den Schritt danach wirklich gehen will, findet zusätzlich Instrumente zur Aufteilung des ehelichen Vermögens und zu etwaigen Sorgerechtsvereinbarungen. Erfreulicher sind andere Zahlen zur digitalen Verwaltung Estlands: 85 % der Geburtenregistrierungen und 56 % der Heiratsanträge werden inzwischen online ausgefüllt.
Estlands E-Government-Modell ist laut Regierungsangaben offen für die weltweite Einführung und bietet Tools und Systeme, die jede Nation implementieren kann. Um die jüngsten Erfolge zu feiern, startet Estland die Kampagne „100 % digital, 0 % bürokratisch“. Sie läuft noch bis zum 27. März 2025. Eingeladen ins e-Estonia Briefing Centre in Tallinn sind alle, die die digitalen Errungenschaften Estlands erkunden wollen.
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Selbsttest: Wie bürokratisch ist Ihr Alltag?
Nähere Informationen zur Kampagne gibt es – natürlich – online. Auf der Kampagnenseite können Privatpersonen und Unternehmen gleich testen, wie bürokratisch ihr Alltag ist.
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