19 Milliarden Dollar für eine App 20.02.2014, 11:49 Uhr

Facebook kauft den Konkurrenten WhatsApp

Die äußerst populäre SMS-Alternative WhatsApp ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und hat derzeit 450 Millionen aktive Nutzer. Jetzt wird die App vom großen Rivalen Facebook geschluckt. Dafür gibt es 19 Milliarden Dollar und für WhatsApp-Chef Jan Koum einen Posten im Aufsichtsrat von Facebook. 

Für 19 Milliarden Dollar: Das soziale Netzwerk Facebook schluckt den Kommunikationsdienstleister WhatsApp. 

Für 19 Milliarden Dollar: Das soziale Netzwerk Facebook schluckt den Kommunikationsdienstleister WhatsApp. 

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

„Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn dir zum Freund“, sagt eine Volksweisheit, an die sich auch Mark Zuckerberg erinnert haben könnte. Seit einigen Jahren musste er dabei zuschauen, wie eine kleine App, mit der Textnachrichten und Fotos ausgetauscht werden können, dem von ihm erfundenen weltweit größten sozialen Netzwerk Facebook Konkurrenz macht. Das erst 2009 gegründete WhatsApp zählt mit derzeit 450 Millionen aktiven Nutzern pro Monat zu den erfolgreichsten Web-Startups aller Zeiten. Da nützte auch ein eigener Messenger, mit dem Facebook den Rivalen aufzuhalten versuchte, wenig.

WhatsApp soll als eigene Marke weiterhin bestehen bleiben

Jetzt ist Zuckerberg mit einer Umarmung des erfolgreichen Konkurrenten in die Offensive gegangen. Auf der Nachrichtenseite von Facebook verkündete Zuckerberg gestern (19.2.2014), dass es zu einer „definitiven Einigung“ über den Verkauf von WhatsApp an Facebook gekommen sei. Dafür legt Zuckerberg insgesamt 19 Milliarden US-Dollar auf den Tisch. Davon würden vier Milliarden in bar und etwa zwölf Milliarden in Facebook-Aktien ausgezahlt. In den kommenden vier Jahren sollen dann weitere drei Milliarden Dollar in Form von Aktien an WhatsApp-Gründer Jan Koum und seine Mitarbeiter fließen. Jan Koum, Mitbegründer und Chef von WhatsApp soll nun außerdem im Aufsichtsrat einen Sitz erhalten. „Ich kenne Jan nun schon eine lange Zeit“, sagte Zuckerberg, „und ich freue mich, dass ich mich nun mit ihm und seinem Team zusammentun kann.“

WhatsApp wird als eigene Marke auch weiterhin bestehen bleiben, betont Zuckerberg. „Die Marke WhatsApp wird bleiben, die Zentrale wird weiterhin in Mountain View in Kalifornien sein und die Messenger App wird weiterhin als eigenständige Applikation betrieben“, heißt es auf der Facebook-Seite. Anscheinend will Facebook auch nicht daran rütteln, dass WhatsApp wie bisher werbefrei und im ersten Jahr kostenlos bleibt. Auf seiner eigenen Internetseite ließ das WhatsApp-Team wissen: „Wir sind eine Partnerschaft mit Facebook eingegangen, aber für die Nutzer von WhatsApp wird sich nichts ändern.“

Für den frisch erworbenen Rivalen ist Zuckerberg natürlich jetzt voll des Lobes. „WhatsApp hat einen führenden und rapide wachsenden Messenger-Service aufgebaut. Jeden Monat nutzen 450 Millionen Menschen diesen Service, davon sind 70 Prozent täglich aktiv. Das gesamte Nachrichtenvolumen von WhatsApp erreicht fast das globale SMS-Volumen der Telekom-Anbieter. Derzeit kommen täglich mehr als eine Million neue Nutzer zu WhatsApp.“

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Alternative zu WhatsApp: Threema wird beliebt

Ob sich der teure Ankauf von WhatsApp tatsächlich auszahlt für Facebook bleibt abzuwarten. In Deutschland zumindest ist der Messenger, der hier auf knapp 30 Millionen Handys installiert ist, in den letzten Wochen arg in Verruf gekommen. Durch die weitreichenden Zugriffsrechte, die WhatsApp bei der Installation vom Nutzer verlangt, gilt die App als Datenkrake und Schnüffel-App, die Nachrichtenverläufe und Telefongespräche mitschneidet, Standorte mitteilt und Kamerafotos zugänglich macht. Angesichts amerikanischer Abhöraktivitäten raten Sicherheitsexperten inzwischen dazu, WhatsApp zu löschen und auf Alternativen umzusteigen.

Eine solche Alternative heißt Threema. Entwickelt wurde die App von dem 30-jährigen Schweizer Informatiker Manuel Kasper. Wie auch in WhatsApp und zahlreichen anderen Messengerdiensten können Nutzer mit der App Bilder verschicken, Links austauschen und Gruppen-Chats führen. Bei Threema werden die sensiblen Daten wie Namen oder Telefonnummern auf Servern in der Schweiz statt in den USA gespeichert und die gesendeten Nachrichten werden durch eine doppelte Verschlüsselung übertragen. Die garantiert, dass nur der Absender und der Empfänger die Nachricht lesen können. Die Verschlüsselung geschieht direkt auf dem jeweiligen Gerät. Dadurch wird sichergestellt, dass kein Dritter, nicht einmal der Serverbetreiber von Threema, die Inhalte der Nachrichten lesen kann. Bisher hat Threema 120.000 Nutzer in Deutschland.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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