Start-up-Porträt 29.06.2012, 11:00 Uhr

Flexheel: Austausch-Absätze machen Ballerinas zu High Heels

Flexheel nennt sich ein Münchener Gründerteam, das Frauen den Schuhkauf durch Austausch-Absätze massiv erleichtern will. Absatzhöhe und -stil lassen sich damit dem jeweiligen Anlass anpassen. Die Patentierung des Klicksystems läuft. Aktuell warten die Gründer auf die Bewilligung eines Exist-Gründerstipendiums und sind parallel auf der Suche nach Fertigungspartnern in Fernost.

Auch so können Geschäftsideen entstehen: Christian Huber zerbrach sich den Kopf über ein spannendes Konstruktionsprojekt für sein Maschinenbau-Studium. Seine Freundin litt währenddessen nach einer Partynacht auf hohen Absätzen unter schmerzenden Füßen und klagte: „Ich will endlich Schuhe, bei denen ich die verdammten Absätze abnehmen kann.“ Hubers Erfindergeist war geweckt.

„Anfangs war ich allerdings skeptisch, was High Heels mit Maschinenbau zu tun haben“, erinnert er sich. Mittlerweile weiß er es besser. „Es ist wegen des begrenzten Bauraums wirklich tricky, eine alltagstaugliche, robuste Verbindung zwischen Wechselabsatz und Schuh zu schaffen“, sagt er. Zumal sie im Sinne der Kundinnenakzeptanz unsichtbar bleiben muss.

Patentantrag von Flexheel nocht nicht genehmigt

Huber ist überzeugt, die Nuss geknackt zu haben. Er hat ein Klickverschlusssystem realisiert, mit dem die Absätze im Nu abgenommen und durch andere ersetzt sind. „Nach dem Wechsel hilft das Körpergewicht beim Fixieren der Verbindung“, erklärt er, bleibt aber vage. Denn die Patentanträge sind noch auf dem Weg – und einmal veröffentlicht, lassen Ideen sich nicht mehr schützen.

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Dass der Konstrukteur seine Idee bereits in einem fünfköpfigen Team verfolgt, zu dem zwei Designerinnen und zwei BWLer gehören, hat mit Anja Hoffmann zu tun. Die Schuhmacherin mit Meisterbrief betreibt in München die Schuhmanufaktur „HeelsAngels“ und ist nebenher als Designerin von Sandalen, Stiefeln & Co. für diverse renommierte Schuhmarken tätig. Als der junge Maschinenbauer mit seiner Idee bei ihr anklopfte, war sie zunächst skeptisch. Doch inzwischen hat sie erste Prototypen realisiert – und ihre Zweifel sind verflogen. Die Absätze halten und die Ledersohlen stecken die variierende Biegung gut weg. Hoffmann bestärkt die Gründer darin, die Idee der Wechselabsätze im eigenen Unternehmen zu verfolgen.

Die ersten Schritte zur Gründung hat Flexheel im More-Förderprogramm der Hochschule München und des Strascheg Center for Entrepreneurship getan – und dabei Coachings und Beratung zur Geschäftsplanung, zu Patentfragen oder Anschlussförderungen erhalten. „Wir würden das Projekt gerne mit einem Exist-Gründerstipendium weiterführen“, sagt Huber. Dann könnten sie sich finanziell abgesichert um Vertrieb und weitere Finanzierung kümmern und eine Kleinserie als Proof-of-Concept auf die Beine stellen.

Flexheel-Schuhe sollen vor allem online verkauft werden

Die Pläne der Münchener laufen auf massentaugliche Serien selbst entworfener Sandalen und Schuhe hinaus. „Uns schwebt vor, dass wir hier und da einen Flexheel Store aufmachen, um Interesse zu wecken und Kundinnen die Gelegenheit zu geben, unsere Schuhe anzuprobieren und mal in den Händen zu halten. Der Verkauf soll aber vor allem online in einem eigenen Shop laufen“, so Huber. Die Fertigung möchte er dagegen auslagern. Dafür sucht das Team aktuell mit vereinten Kräften einen Partner, der den metallischen Kern der Wechselabsätze samt Gegenstück in der Schuhsohle im Rapid-Prototyping-Verfahren produziert. Um die Kosten im Zaum zu halten, will Huber die entscheidenden Teile Lasersintern lassen. „Noch gestaltet es sich allerdings schwierig, einen Partner zu finden, der bereit ist, vorerst nur eine Kleinserie zu produzieren“, berichtet er.

Das Flexheel-Prinzip: Ein Dutzend verschiedener Absätze für einen Schuh

Gelingt es dem Team, diese Hürde zu nehmen, dann sollen die Kerne der flexiblen Absätze in München nach Ideen und Skizzen der Designerinnen verkleidet und bezogen werden. „Die Idee ist es ja nicht nur, die Absatzhöhe je nach Anlass variieren zu können, sondern auch den Stil und die Farbe der Absätze“, erklärt der Gründer. Es sei durchaus denkbar, ein Dutzend verschiedener Absätze für ein und dasselbe Basispaar zu entwerfen – und sie obendrein in verschiedenen Farben anzubieten. Dann könnten modebewusste Kundinnen ihren Schuhtick ausleben, ohne dabei ein Vermögen auszugeben und Schrankwände zu füllen. Ein paar Nachrüst-Absätze sollen zwischen 20 € und 30 € kosten.

Doch bis der Verkauf starten kann, ist es noch ein weiter Weg. Huber und sein Team wissen, dass sie einen Schritt nach dem anderen tun müssen. Zunächst stehen nun die Ausarbeitung ihres Businessplans und die Suche nach Produzenten an. Perspektivisch brauchen sie zudem Investoren. Ihr Ideal: ein Branchen-erfahrener Business-Angel, der über gute Kontakte in Fernost verfügt, sie zuweilen berät und hier und da auffängt. Denn auch wenn ihre Absätze bombenfest halten – auf Firmengründer lauern bekanntlich viele Stolperfallen.

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

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