Frankfurter Bunker für Seltene Erden
Seltene Erden sind gar nicht so selten und auch längst nicht mehr so teuer. Dennoch könnte es sich lohnen, die für Hochtechnologien unentbehrlichen Rohstoffe einzulagern. In einem Frankfurter Bunker wird dafür ein privates Hochsicherheitslager eingerichtet.
Manche sehen in ihnen das industrielle Gold der Zukunft. Seltene Erden stecken massenhaft in Handys, LED-Leuchten oder Elektroautos und sind zumindest auf Sicht für die weitere technologische Entwicklung unentbehrlich. Der Frankfurter Metallhändler Tradium versucht nun, daraus ein Geschäftsmodell für private Anleger zu entwickeln. In Erinnerung an die heftigen Auseinandersetzungen des Westens mit dem Hauptproduktionsland China hat Tradium über seine Tochter Metlock in einem Weltkriegsbunker ein Hochsicherheitslager für das begehrte Material eingerichtet.
Seltene Erden als stabiles Sachkapital
Tonnenschwere Türen und 2 m dicke Stahlbetonmauern versprechen in dem frisch gestrichenen, derzeit noch leeren Bunker im Frankfurter Osten Sicherheit. Hier sollen künftig Stoffe wie Dysprosiumoxid, ein weißes Pulver, das zu den schweren Seltenen Erden zählt und vor allem in Magneten benötigt wird, lagern.
Auf dem Höhepunkt des von China heraufbeschworenen Handelskriegs im Jahr 2011 kostete Dysprosium über 2400 €/kg, aktuell liegt der Preis bei über 500 €. Seit dem Allzeithoch vom April 2011 ist der globale Stoxx-Index für Seltene Erden auf gerade noch ein Viertel des damaligen Wertes zusammengeschmolzen.
Anleger sollten Seltene Erden als Depotbeimischung wie Gold oder Silber sehen, sagt Tradium-Geschäftsführer Mathias Rüth. „Im Fall eines Bankencrashs ist das stabiles Sachkapital“, meint Robert Halver, Börsenexperte der Baader Bank AG. Er sieht durchaus einen Sinn in einer strategischen Bevorratung mit knappen Gütern, wie sie auch der chinesische Staat betreibe.
Metlock will 50 000 Euro Mindestanlage
Doch zunächst gilt es, hohe Hürden zu überwinden: 50 000 € Mindestanlage will der Betreiber des Hochsicherheitslagers, Metlock, sehen. Als jährliche Gebühr berechnen die Frankfurter 2 % des Warenwertes.
Sollte der Preis tatsächlich wie vom Anleger erhofft steigen, stellt sich die Frage der Vermarktung. „Wir machen dann ein Angebot und der Kunde kann sein Material auch anderen Händlern anbieten“, sagt Matthias Rüth, Geschäftsführer von Tradium. Eine Börse wie für Gold oder Kupfer gibt es aber weder für Seltene Erden noch für die ebenfalls begehrten Technologiemetalle wie Gallium oder Indium.
Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hält das private Rohstoffdepot vor Ort für keine zwingende Idee. „Da stellen sich viele Fragen nach der Vermarktung und Abwicklung. Wie sollen da kleine Private zum Zug kommen?“, fragt der Anlegerschützer aus Düsseldorf. Außerdem gebe es für Investoren, die an Seltene Erden glaubten, mit Zertifikaten, Fonds oder Aktien von Bergbauunternehmen zahlreiche Alternativen.
China besitzt nur ein Drittel der Weltvorkommen
Bis zu 97 % der Förderung von Seltenen Erden weltweit stammen aus China, das aber nur ein Drittel der Weltvorkommen besitzt. Da Seltene Erden billig aus Fernost zu bekommen waren, hatten andere Länder seit den 90er-Jahren die komplizierte und häufig umweltschädliche Produktion eingestellt. Doch nach Jahren der Ausbeutung trat China 2010 auf die Bremse. Das Land will die Industrie konsolidieren, die Umweltschäden verringern und eine exzessive Förderung verhindern. Gemeinsam mit Japan ging der Westen gegen die Verknappung vor und reichte eine Klage bei der Welthandelsorganisation WTO ein.
Ob die vom Metallhändler Tradium propagierten Wachstumsraten von bis zu 15 % jährlich für einzelne Seltene Erden tatsächlich eintreten, hängt auch davon ab, ob und wann es gelingt, sie überflüssig zu machen. So wollen z. B. Forscher der TU Darmstadt Permanentmagneten bauen, die erstmals ohne die besonders knappen und daher teuren Erden mit hohem Atomgewicht auskommen.
Auch Siemens und andere Konzerne forschen an möglichen Ersatzlösungen. Dagegen steckt das Recycling der begehrten Stoffe etwa aus abgelegten Handys noch in den Kinderschuhen, berichtet die Professorin Kerstin Kuchta von der TU Hamburg-Harburg. Bislang werde vor allem Gold und Kupfer aus dem Elektroschrott herausgeholt, die nur in Mini-Mengen verbauten Erden bleiben vorerst im Müll.
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