Geprüfte Franchise-Systeme bieten Gründern gute Erfolgschancen
Trotz Krise ist die Franchisebranche 2009 gewachsen. 30 zusätzliche Systeme, 4000 Gründer und 9000 Mitarbeiter mehr – so lautet die Bilanz des Deutschen Franchise-Verbands (DFV). Entsprechend hat die Branche derzeit ein zentrales Thema: Wie lässt sich das Wachstum gestalten? Wo sollen die neuen Gründer herkommen? Solide Systeme prüfen potenzielle Neuzugänge gründlich – und wollen im Gegenzug gründlich geprüft werden.
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Franchisesysteme in Deutschland auf 980 gestiegen. Sie konnten 4000 zusätzliche Franchisenehmer gewinnen. Damit gibt es hierzulande nun 61 000 Unternehmer, die sich gegen Gebühren mit Ideen und erprobten Erfolgskonzepten Anderer selbständig gemacht haben. Insgesamt arbeiten bereits 459 000 Menschen in der Branche – 9000 mehr als ein Jahr zuvor. Das meldet der Deutsche Franchise-Verband (DFV). Dessen Geschäftsführer, Torben L. Brodersen, sieht das als Beleg für Stabilität. Die Unternehmen hätten trotz 3 Mrd. € Umsatzeinbuße (Gesamtumsatz 44 Mrd. €) den Blick nach vorn gerichtet und Personal eingestellt.
Gleichzeitig warnt Brodersen vor Euphorie. Die Branche müsse sich Gedanken machen, wie sie für unternehmerischen Nachwuchs interessanter und attraktiver werden kann. „Jetzt, wo die Arbeitslosenzahlen sinken und Unternehmen Fachkräfte suchen, wird es für Franchisesysteme schwerer, zuverlässige Gründer zu finden.“
Entscheidend für den zukünftigen Erfolg der Branche ist ihr Ruf. Kritiker unterteilen die Branche aktuell in Drittel. Seriöse Systeme mit sehr guten Wachstumschancen für Gründer hielten sich in etwa die Waage mit kaum kopierenswerten Konzepten, deren Anbietern es um den schnellen Euro gehe. Und am dritten Drittel – dem Mittelfeld – entscheide sich, wohin die Reise künftig gehe.
Am Branchenruf feilt der DFV seit Jahren. Seine Mitglieder müssen sich regelmäßig Systemschecks unterziehen. Außerdem verpflichten sie sich einem Kodex. Darin versprechen sie beispielsweise, ihre Schützlinge regelmäßig zu schulen. Das Problem: Nur etwa ein Viertel der 980 Systeme in Deutschland sind DVF-Mitglieder.
Gerade für technische Systeme, in denen beim Start größere Investitionen anfallen, ist die Mitgliedschaft die Regel. So auch bei dem Hydraulik-Reparaturservice Pirtek. Knapp 400 000 € müssen Gründer hier für Lager, Werkstattwagen, Werkzeuge und Gehälter einplanen und dafür rund 50 000 € an Eigenkapital einbringen. Zudem fallen fast 30 000 € an Startgebühr sowie 4,5 % des Nettoumsatzes als laufende Gebühren an.
Solche Summen setzten gegenseitiges Vertrauen und gründliche Prüfung voraus. „Wir nehmen nur fünf bis sechs Standorte im Jahr dazu, um jedem Gründer in der Anfangsphase volle Aufmerksamkeit und Unterstützung zuwenden zu können“, sagt Joachim Gasper, Leiter Vertrieb & Marketing bei Pirtek Deutschland. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der Franchisenehmer von 29 auf 50. Für fünf Gebiete in Deutschland und für die Expansion nach Österreich sucht Pirtek noch zuverlässige, technisch versierte Unternehmertypen.
Organisches Wachstum steht auch bei Isotec auf dem Programm. Bei dem Spezialisten für die Sanierung feuchter Wände müssen Gründer zwischen 100 000 € und 150 000 € investieren. Seit 2005 hat das System die Zahl seiner Standorte auf rund 100 verdoppelt. Die Zahl der Partner stieg in dieser Zeit um 20. „Verschiedene Franchisenehmer expandieren im System“, berichtet Sprecher Thomas Bahne. Doch auch Neuzugänge – gerne Ingenieure – seien immer willkommen.
Allerdings müssen sie mit einer mehrwöchigen Prüfungsphase rechnen, die deutlich öfter mit einem Nein als mit dem Einstieg ins System endet. In sieben Schritten, vom Telefoninterview bis Hausbesuch, von einem Informationstag bis zur anwaltlichen Prüfung des Vertrags und Hospitation in einem der Franchisebetriebe prüfen beide Seiten, ob sie miteinander arbeiten wollen und können. „Wir prüfen sehr gründlich, weil Konflikte im System enormen Zeitaufwand bedeuten und allen Beteiligten viel Kraft und Nerven kosten“, so Bahne. Außerdem bringe es der Systemgedanke mit sich, dass jedes Teil passen muss. „Franchisenehmer repräsentieren unsere Marke nach außen. Wenn das schlecht läuft, schadet es uns allen“, sagt er.
Umgekehrt erwarte Isotec von den Gründern, dass sie sich ausführlich mit dem System befassen, viele Fragen stellen und anwaltlichen Rat in Vertragsfragen suchen. Die Gründung sei eine Lebensentscheidung, die wohl bedacht und in jede Richtung abgewogen werden müsse.
Obwohl es schwer ist, qualifizierte Gründer für die Systemgründungen zu begeistern, lässt sich der Brand- und Wasserschadensanierer Rainbow International sogar sechs bis neun Monate für die Prüfung Zeit. Weil die Kunden Versicherer sind, mit denen alle anderen Franchisenehmer des Systems zusammen arbeiten, will und muss die Zentrale bei den neuen Partnern auf Nummer sicher gehen. Zumal es Ziel ist, dass sie binnen fünf Jahren einen Betrieb mit 30 bis 50 Mitarbeitern und mehreren Millionen Euro Umsatz aufbauen.
Wer in der Prüfung überzeugt und sich seinerseits entscheidet, 125 000 € in Lager, Werkzeuge und Verfahren zur Reinigung kompletter Wohnungseinrichtungen zu investieren, bekommt zum Start eine mehrköpfige Task-Force an die Seite gestellt. Sie steht ihm sowohl bei Behördengängen und Bankgesprächen wie beim konkreten Aufbau des Betriebs zur Seite. Die Zahlen deuten an, dass sich das Wagnis rechnet. Noch 2005 setzten 20 Standorte in Süddeutschland 5 Mio. € um. Heute sind es zehn Franchise mehr, doch der Umsatz hat sich verfünffacht. Wobei ein halbes Dutzend der neuen Franchise keine zwölf Monate alt ist – also gerade erst beginnt zu laufen. PETER TRECHOW
Ein Beitrag von: