Google-Streit mit Oracle: Heftige Auswirkungen auf Branche und SAP
Das Urteil im Rechtsstreit zwischen Google und Oracle ist wegweisend für die gesamte Softwarebranche. Derweil zeigen Berichte über einen SAP-Deal erste Auswirkungen.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Der Dritte ist in diesem Fall SAP, die beiden Streithähne heißen Google und Oracle. Nach einem heftigen Rechtsstreit, dessen Konsequenz ein wegweisendes Urteil für die gesamte Softwarebranche ist, hat die Google-Mutter Alphabet sich jetzt teilweise vom US-Unternehmen Oracle abgewandt – um sich dem baden-württembergischen Software-Riesen SAP zu nähern: Die internen Finanzoperationen von Google werden von Oracle weg und zur SAP-Software hin migriert. Das berichtet unter anderem der US-Nachrichtensender CNBC. Demzufolge ist vor allem Software zur Nachverfolgung der eigenen Finanztransaktionen betroffen. Andere Datenbank-Dienste von Oracle will Alphabet wohl weiterhin nutzen. Details sind zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sicher.
Die Trennung von Oracle war wohl der nächste logische Schritt nach dem jahrelangen Urheberrechtsstreit um das Smartphone-System Android. Den hat das Oberste Gericht der USA jetzt zu Gunsten von Google entschieden. Das Urteil könnte es für Programmierer künftig einfacher machen, bestehende Software-Schnittstellen wiederzuverwenden. Oracle hatte von Google rund neun Milliarden Dollar an Entschädigungszahlungen gefordert. Jetzt geht der Konzern leer aus – und verliert zudem einen überaus wichtigen Großkunden.
Google: Streit mit Oracle führt zu wegweisendem Urteil
Google hatte für das Android-System etwas mehr als 11.000 Zeilen Software-Code der Programmiersprache Java verwendet. Dabei geht es um Schnittstellen, die zur Ausführung bestimmter Funktionen dienen. Diese Schnittstellen können Programmierer nutzen, um nicht jedes Mal neuen Software-Code schreiben zu müssen. Oracle hatte Java 2010 mit der Übernahme von Sun Microsystems gekauft und Google noch im selben Jahr verklagt. In einem ersten Urteil hieß es, die Java-Schnittstellen seien grundsätzlich nicht urheberrechtlich schützbar gewesen. Doch das Urteil wurde im Berufungsverfahren gekippt.
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Am Montag entschieden die Richter des Supreme Courts nun aber mit sechs zu zwei Stimmen, dass Google keine Urheberrechtsverletzung begangen habe. Die Verwendung der Schnittstellen sei als „fair use“ (also als faire beziehungsweise angemessene Nutzung) rechtens gewesen, heißt es im Urteil. Demnach habe Google nur das Nötigste kopiert, um es Entwicklern zu ermöglichen, in einer neuen Computer-Umgebung arbeiten zu können, ohne auf Elemente bekannter Programmiersprachen wie Java verzichten zu müssen, begründete der Supreme Court seine Entscheidung. Würde man das als Urheberrechtverletzung definieren, würde das die Kreativität künftiger Programme einschränken.
Oracle: „Marktmacht von Google noch größer geworden“
Die zwei Gegenstimmen kamen von den als sehr konservativ bekannten Richtern Clarence Thomas und Samuel Alito. Thomas kritisierte, dass Urteil widerspreche der Maßgabe, dass Software-Code schützbar ist. Die Richterin Amy Coney Barrett, die erst im vergangenen Herbst in den Supreme Court berufen wurde, enthielt sich. Das Oberste Gericht hatte sich des Falls bereits 2019 angenommen.
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Google-Manager Kent Walker begrüßte die Entscheidung als einen „großen Sieg“ für Innovationen und die Kompatibilität von Computer-Systemen. Oracle kritisierte in einer Stellungnahme nach dem Urteil, die Marktmacht von Google sei nun noch größer geworden.
Berichte über SAP-Deal treiben Aktien nach oben
Das Urteil und die ersten Berichte über den SAP-Deal wirkten sich sogleich an der Börse aus: Am Dienstagmorgen stiegen die Aktien von SAP im vorbörslichen Handel auf Tradegate um 3 % auf 109,71 Euro.
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