Großbritannien beobachtet flächendeckend seine Bürger mit Überwachungskameras
Kein anderes Land in Europa überwacht seine Bürger so intensiv wie Großbritannien. Nicht nur im Internet entgeht dem britischen Geheimdienst nichts. Mehr noch: In den Städten werden die Menschen und Bewegungen durch zum Teil versteckte Kameras laufend überwacht, wie Ingenieur.de aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Viele Millionen Überwachungskameras sind inzwischen in Großbritannien offen und versteckt installiert und halten die Bewegungen aller Menschen fest, egal, ob sie zu Fuß, mit dem Rad, per Auto oder mit dem Boot unterwegs sind. Viele Menschen werden von den britischen Behörden sogar schon fotografiert, ehe sie überhaupt ins Land einreisen. In Calais in Frankreich lichten die britischen Passbeamten in- und ausländische Autofahrer ab, ohne dass diesen das überhaupt bewusst wird.
Schon in Calais werden alle Einreisenden erfasst
In Calais, wo jedes Jahr Millionen von Autos auf die Kanaltunnelzüge fahren, stehen unmittelbar vor den Schaltern der Passbeamten merkwürdige leuchtend gelbe Säulen. Die Fahrbahn an ihnen entlang ist auffällig gelb markiert. Große Schilder warnen ausdrücklich davor, auf diesen markierten Flächen anzuhalten.
Der Grund ist einfach: Aus den gelben Säulen werden Fahrzeuge elektronisch durchleuchtet, um festzustellen, wie viele Personen sich in ihnen aufhalten oder auch verbergen. Die Reisenden merken davon genauso wenig wie an den Passschaltern, wo sie anschließend gänzlich unauffällig abgelichtet werden.
Lückenlose Überwachung auch auf den britischen Flughäfen
Nicht weniger dicht ist die Überwachung auf den britischen Flughäfen. Die ersten Airports haben inzwischen Kamerasysteme installiert, die unbemerkt die Passanten erfassen. Wer aus Großbritannien ausreist, wird meist in ähnlicher Weise elektronisch gespeichert. Wer mit dem Auto zum Flughafen kommt, wird an der Parkplatzschranke mehrfach fotografiert. Zum einen der Fahrer, wenn er den Parkschein zieht. Zum anderen das Kennzeichen des Fahrzeugs und vielfach noch eine Kamera, die aufnimmt, ob noch andere Personen im Fahrzeug sitzen.
Das Kennzeichen eines Autos wird automatisch mit dem Zentralregister abgeglichen. So können die Sicherheitsbehörden also Fahrzeug, Halter, Fahrer und Aufenthaltsort am Flughafen abgleichen. Ist das Auto als gestohlen gemeldet, lassen die Behörden es zunächst weiterfahren.
Die Kameras aber melden die Daten automatisiert weiter – an die nächsten Kameras. Und wenn das Fahrzeug dann den anvisierten Abstellplatz erreicht hat, ist häufig auch schon die Polizei zur Festnahme zur Stelle.
Überwachungskameras in allen Verkehrsmitteln
Wer in einem britischen Eisenbahnwagen fährt, wird ebenfalls abgelichtet – auf nahezu jeder Strecke zu nahezu jeder Zeit. Je Waggon sind es meist mindestens zwei dieser Überwachungskameras. In den Bussen sind sie auch installiert, bei Doppeldeckern sowohl unten wie oben. Wer ein Krankenhaus oder eine Bank betritt, der wird automatisch abgelichtet – und das meist aus verschiedenen Winkeln.
Fast jede Verkehrsampel ist mit mehreren Kameras ausgerüstet
Auch im Verkehr sind versteckte Überwachungskameras längst Alltag. So sind sie beispielsweise in Verkehrsampeln versteckt. Neben der Fahrbahn ist auch der Fußgängerüberweg in Kamerabeobachtung. In den Wohnstraßen sind die Kameras kaum zu erkennen – meistens gar nicht. Moderne Natriumdampf-Straßenlaternen sind vielfach mit eingebauten Kameras ausgestattet. Ähnliches gibt es gelegentlich auch auf den Autobahnen.
Und wer dann nach dem Arbeitstag noch kurz einkaufen fährt, der kann sicher sein, im kleinen oder großen Supermarkt an ganz verschiedenen Stellen abgelichtet zu werden. Dabei gibt es inzwischen Kamerasysteme, die an der Supermarktkasse sowohl den Kunden, als auch dessen Geld- oder Kreditkarte ablichten. Draußen vor den Türen des Marktes passen Kameras genauso wie an den Tankstellen auf, dass niemand etwas Verbotenes tut, beispielsweise sich unberechtigt auf einen Behindertenparkplatz stellt oder nach dem Tanken ohne Bezahlung das Weite sucht. Voll automatisiert ist dabei die Abgleichung der von den Kameras aufgenommenen Kennzeichen mit den Daten des Kraftfahrzeug-Zentralregisters.
Kaum jemand regt sich über die ständige Überwachung auf
Allerdings reagieren die Briten ausgesprochen gelassen auf die wachsende, lückenlose Überwachung. Immer wieder bestätigen Umfragen, dass 80 bis 90 Prozent der Befragten mit all der geschilderten Überwachung einverstanden sind. “Wer nichts auf dem Gewissen hat, der fürchtet die Kameras nicht”, ist eine immer wieder zu hörende Begründung. Dabei hilft die mittlerweile dank der Überwachung auffällig niedrige Verbrechensquote.
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