HUK-Coburg übernimmt Werkstattkette Pitstop
HUK Coburg will sich mit der Übernahme der Werkstattkette Pitstop als Serviceanbieter rund um die Mobilität aufstellen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Knapp 14 Mio. Fahrzeuge lassen die Deutschen bei der HUK-Coburg (HUK) versichern. Damit ist die HUK Deutschlands größter Autoversicherer, noch vor der Allianz-Versicherung. Nun hat der Versicherungskonzern angekündigt, seine seit 2022 bestehende Beteiligung an der Versicherungskette Pitstop (über 300 Werkstätte bundesweit, knapp 1500 Mitarbeitende) von 25,1 % auf 84,9 % aufzustocken.
Autoversicherer stellen sich breiter auf
„Durch die Mehrheitsbeteiligung vollziehen wir konsequent den nächsten Schritt in der Ausrichtung der HUK-Coburg als Serviceanbieter rund um Mobilität“, erläutert Klaus-Jürgen Heitmann, Sprecher des Vorstands der Versicherungsgruppe. Die Übernahme macht insofern Sinn, weil die meisten Autoversicherer bereits seit vielen Jahren dazu übergegangen sind, günstigere Prämien anzubieten, wenn Versicherte sich dazu bereit erklären, Schäden am eigenen Auto ausschließlich in einer Partnerwerkstatt des Versicherers reparieren zu lassen – Stichwort: Werkstattbindung. Einer dieser Partner ist Pitstop, HUK-Coburg ist seit 2022 mit 25,1 % an Pitstop beteiligt. Ein weiterer Anteilseigner ist der Reifenhersteller Bridgestone mit 15,1 %, der seine Anteile aber weiter behalten wird.
Autoversicherer wie HUK & Co. haben in der Vergangenheit mit immer höheren Reparaturkosten zu kämpfen – und passen ihre Versicherungstarife entsprechend an. Grund dafür sind u. a. immer mehr Fahrassistenzsysteme in neuen Fahrzeugen. Schon bei einem kleinen Auffahrunfall können Radar, Lidar und weitere Sensorik in Mitleidenschaft gezogen werden – und das kann dann sehr teuer werden, etwa im Vergleich zu Fahrzeugen ohne Fahrerassistenzsystemen. Für die Autoversicherer kann die Übernahme einer Werkstattkette bedeuten, dass sie größeren Einflussfaktor auf diese Kosten hätte. „Mit dem nun breiteren Spektrum an Dienstleistungen rund um das Auto sind wir direkt an der Kundenschnittstelle, die über das Versicherungsgeschäft hinaus geht“, so HUK-Sprecher Heitmann weiter.
Der charismatische Pitstop-Chef
Den Weg zum Mehrheitseigner macht der 47-jährige Pitstop-Chef Stefan Kulas frei, indem er seine Mehrheitsanteile an die Versicherungsgruppe abtreten wird. Er gilt als Retter von Pitstop, der die Werkstattkette ab 2011 vor der Insolvenz gerettet und zurück in die Gewinnzone geführt hat. Kulas hat aus einem Betrieb, der kurz vor der Pleite stand, eine – wie er selber es nennt – „Full-Service-Werkstatt“ gemacht. Als Kulas 2011 anfing, hatte Pitstop gerade einen Verlust von 31 Mio. € verbucht. 2016 schrieb die Firma erstmals seit neun Jahren wieder schwarze Zahlen. 2012 war er sogar Hauptdarsteller in der RTL-Doku-Soap „Undercover Boss“, in der Topmanager als Hilfsarbeiter in der eigenen Firma mit ihren Mitarbeitern zusammenarbeiten, um dadurch eine unverfälschte bzw. andere Sicht in die Arbeitsabläufe ihres Unternehmens zu erhalten. Angeblich hat jeder Angestellte seine Handynummer, um sich bei Anliegen jeder Art – auch privat – an ihn wenden zu können. Kulas soll in der Geschäftsführung von Pitstop bleiben.
Das noch ausstehende Einverständnis der Kartellbehörden vorausgesetzt, wird Pitstop ab 2. Januar 2025 der HUK gehören.
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