Konsumverhalten 14.06.2022, 08:52 Uhr

Inflation: Was die EZB-Zinsanhebung für Verbraucher bedeutet

Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Um die Preissteigerung auszugleichen, gibt es nur eine Maßnahme, sagen manche Ökonomen. Jetzt hat die EZB erstmals wieder eine Zinsanhebung eingeleitet. Was das für Verbraucher und Sparer bedeutet.

Preisanstiege auf vielen Ebenen: Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Foto: Panthermedia.net/rallef

Preisanstiege auf vielen Ebenen: Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht.

Foto: Panthermedia.net/rallef

Die Zahl ist historisch: 7,9 %. So hoch war die Inflationsrate im Mai in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Es ist die höchste Rate seit fast 50 Jahren. Eine derart hohe Inflation gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. Zuletzt hatte es ähnliche Werte im Winter 1973/1974 gegeben, die Mineralölpreise waren damals im Zuge der ersten Ölkrise stark gestiegen.

Auch in anderen europäischen Staaten und vor allem in den USA steigt die Inflationsrate aktuell. Was ist diesmal der Grund für die Inflation? Und was sind die Folgen? Hilft die aktuelle Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank?

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist die Inflation – einfach erklärt?

Wenn nicht nur einzelne Produkte teurer werden, sondern die Lebenshaltungskosten insgesamt, ist das ein Zeichen für eine Inflation. Grob gesagt:

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  • Preise steigen insgesamt
  • Das Geld verliert an Wert
  • Das gesamte Wirtschaftssystem ist betroffen

Von einer Inflation spricht man also, wenn langanhaltend nicht nur einzelne Waren teurer werden, sondern es allgemeine Preissteigerungen in vielen Bereichen gibt. Das verringert wiederum die Kaufkraft des Einzelnen beziehungsweise: Das Geld wird immer weniger wert.

Warum ist die Inflation 2022 so hoch?

Vor allem die extrem angestiegenen Energiepreise haben – wie auch schon zuvor in der Geschichte – für die hohe Inflationsrate gesorgt. Die Preise für Energie waren schon in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen, doch der Ukraine-Krieg hat die Preise für Heizöl und Benzin sprunghaft in die Höhe schießen lassen. Zudem gab es Lieferengpässe in vielen Bereichen, auch viele Lebensmittel wie Öl, Brot, Nudeln oder Gemüse, sind deutlich teurer geworden. Im März mussten die Menschen hierzulande fast 40 % mehr Geld für Energie ausgeben als im Vorjahresmonat, und für Lebensmittel 6,2 %.

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Was bedeutet es, wenn die Inflation steigt?

Ist eine Inflation langanhaltend, kann das gewissermaßen einen Dominoeffekt auslösen. Die Bereitschaft der Menschen zum Konsum sinkt – gerade in Deutschland zeichnet sich erfahrungsgemäß immer wieder ab, dass viele Menschen empfindlich auf Schwankungen reagieren und einerseits weniger konsumieren, andererseits aber auch weniger sparen, denn Ersparnisse werden durch eine Inflation entwertet. Das wiederum führt dazu, dass Banken weniger bereit sind, Unternehmenskredite zu vergeben, was wiederum dazu führt, dass Unternehmen weniger investieren.

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass auch die aktuelle Inflation die Wirtschaft schwächen könnte, die Wirtschaftsweisen glauben, dass die Konjunkturprognose für 2022 nach unten korrigiert werden muss. Noch zeigt sich die Wirtschaft aber resilient und auch der Arbeitsmarkt ist nicht negativ betroffen – im Gegenteil. Aber: Nicht zuletzt der Ukraine-Krieg hat deutliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Von Januar bis März 2022 legte das Bruttoinlandsprodukt um gerade einmal 0,2 % zu – das heißt im Grunde: Stagnation. Und schon infolge der Corona-Krise hatte die Wirtschaftsleistung bereits 2021 abgenommen.

Wie hoch wird die Inflation noch ansteigen?

Die Bundesbank erwartet für das Gesamtjahr eine Teuerungsrate von 7,1 Prozent gemessen am sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), den die Europäische Zentralbank (EZB) für ihre Geldpolitik heranzieht. Im Mai war die jährliche Inflationsrate in Deutschland vorläufigen Zahlen zufolge mit 7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren gesprungen.

Die Folgen des Ukraine-Krieges bremsen nach Einschätzung der Bundesbank das Wirtschaftswachstum in Deutschland – und treiben die Inflation weiter in die Höhe. Mit 1,9 Prozent Wachstum dürfte sich die wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Tief zwar fortsetzen, wie die Bundesbank am Freitag prognostizierte. Im Dezember war die Notenbank jedoch noch davon ausgegangen, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 um 4,2 Prozent zulegen würde.

Auch für 2023 sind die Bundesbank-Ökonomen deutlich weniger optimistisch und erwarten statt 3,2 Prozent Wirtschaftswachstum nur noch ein Plus von 2,4 Prozent. Etliche Institute haben ihre Konjunkturprognosen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine gesenkt. Auch die Bundesbank-Experten betonen, dass die Unsicherheit über die künftige Wirtschaftsentwicklung vor allem wegen des russischen Angriffskriegs außergewöhnlich hoch sei.

Einerseits sei zu erwarten, dass die Preise für Energierohstoffe wieder etwas sinken werden und Lieferengpässe graduell nachlassen, erklärte die Bundesbank. Zugleich dürften die privaten Haushalte zumindest einen Teil ihrer in der Corona-Pandemie angehäuften Ersparnisse in Konsum ummünzen und so die Konjunktur ankurbeln. Andererseits jedoch führe „die außergewöhnlich hohe Teuerung zur Verunsicherung von Verbraucherinnen und Verbrauchern und schwäche deren Kaufkraft“.

Was bedeutet die EZB-Zinsanhebung für Verbraucher?

Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat das erste Mal seit elf Jahren den Leitzins erhöht. Damit reagiert das Institut auf die Rekordinflation. Die Leitzinsen sollen im Juli um jeweils 0,25 Prozentpunkte angehoben werden.

Sollte man jetzt wieder sparen?

Tendenziell lohnt sich das Sparen nach der Zinsanhebung wieder mehr, denn in absehbarer Zeit erhalten Sparerinnen und Sparer wieder Positiv-Zinsen auf ihr Konto. Null-Zinsen und Negativ-Zinsen gibt es damit erst einmal nicht mehr. Allerdings ist der Wert angesichts der extremen Inflation eher gering – die Kosten für Waren wie Lebensmittel steigen teils deutlich, sodass die geringen Plus-Zinsen die Mehrausgaben nicht auffangen. Die Zinsanhebung ist aber zumindest als Signal zu verstehen, dass sich das Sparen mittelfristig wieder lohnt. Denn die EZB wird in näherer Zukunft weitere Zinserhöhungen in den Markt gibt.

Was bedeutet die Zinsanhebung für Hausbauer?

Wer jetzt einen Neukredit bei einer Bank aufnimmt, zahlt mehr als vor der EZB-Zinsanhebung. Hausbau und Immobilienkauf wird jetzt als erst einmal teurer. Doch nicht nur für Menschen, die jetzt mit dem Hausbau loslegen, wird es teurer. Auch bei gegebenenfalls notwendigen Anschlussfinanzierungen kann die Zinsanhebung für empfindliche Kostensteigerungen sorgen.

Dasselbe gilt für andere Finanzierungsmodelle, etwa beim Autokauf. Sprich: Wer sich jetzt Geld bei der Bank leiht, zahlt mehr. Das gilt zum Beispiel auch für Unternehmensgründerinnen und -gründer, die auf einen Neukredit angewiesen sind.

Ist Inflation ein Grund für eine Gehaltserhöhung?

Viele Ökonominnen und Ökonomen sind der Ansicht, dass die Konsumbereitschaft und der Sparwille der Bevölkerung möglichst schnell wiederhergestellt werden müssen – durch Geld. So forderte etwa der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher, dass jetzt die Löhne steigen müssten, um das Konsumverhalten aufrechtzuerhalten. Andernfalls könnten ein schwaches Wachstum und schließlich Arbeitslosigkeit die Folge sein. Höhere Löhne seien jetzt als Ausgleich für die stark gestiegenen Preise in vielen Bereichen “absolut notwendig“, so der Ökonom.

Inflation: IG Metall mit Forderung an VW

Und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann forderte jüngst ein deutliches Lohnplus für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Einschließlich einer Umverteilungskomponente könnten es mindestens sieben Prozent sein. „Wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung“, so Hofmann gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. „Der Tarifabschluss muss zwei Jahre abdecken, 2022 und 2023. Laufen die Verhandlungen gut, haben wir im November ein Ergebnis.“ Die Forderung kommt zustande, indem man für zwei Jahre die Zielinflation der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent zu der Steigerung der Produktivität von 1,1 Prozent, addiere, erläuterte Hofmann. Allein auf dieser Basis ergebe sich mehr als sechs Prozent mehr Lohn.

Klar ist: Die Gehälter werden weniger wert, je höher die Inflationsrate ist. Sollte man jetzt nach einer Gehaltserhöhung fragen und als Grund die Inflation angeben?

Das ist eher keine gute Idee, denn:

  • Von Ihren Vorgesetzten ist dieses Argument recht leicht durch ein Gegenargument zu entkräften. Denn nicht nur Sie, sondern alle sind von der Inflation betroffen. Auch das Unternehmen, für das Sie arbeiten: Materialien werden teurer, Zulieferer verlangen höhere Preise.
  • Besser ist es, unabhängig von äußeren Umständen wie einer Inflation zu argumentieren und Ihre persönliche Leistung in den Mittelpunkt zu stellen. Erledigen Sie mehr Aufgaben als vorher? Tragen Sie mehr Verantwortung? Haben Sie ein Projekt besonders erfolgreich abschließen können?
  • Auch denkbar: Das Lohnniveau in der Branche ist insgesamt gestiegen, deshalb möchten Sie eine Anpassung Ihres Gehalts an das branchenübliche Niveau

Wie Sie Ihr Gehalt geschickt an die Inflationsrate anpassen können, lesen Sie hier: Mehr Gehalt trotz Inflation

Mehr zum Thema Gehaltsverhandlungen in unserem Karriere-Podcast Prototyp:

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Wann gab es die höchste Inflation?

Von 1914 bis November 1923 ereignete sich eine der stärksten Geldentwertungen in großen Industrienationen. Die deutsche Inflation war in diesen Jahren am höchsten. Die Ursachen sind in der Finanzierung des ersten Weltkriegs zu finden. Mit dem Ende des Krieges 1918 hatte die damalige Währung Mark mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Im jahr 1923 erreichte die Geldentwertung ihren Höhepunkt.

Venezuela belegte 2021 mit einer Inflationsrate von geschätzt rund 2.700 % gegenüber dem Vorjahr den höchsten Rang im Ländervergleich, so Statista. Auf dem zweiten Platz lag Sudan (194 %) gefolgt von Simbabwe (92 %).

Ist Deflation besser als Inflation?

Bei einer Deflation sinken die Preise über einen längeren Zeitraum kontinuierlich. Das liegt daran, dass das Angebot an Waren und Dienstleistungen größer ist als die Nachfrage. Durch das Überangebot werden die Preise gedrückt.

Deflation wird allgemein schlimmer als Inflation angesehen, da es zu einer Spirale aus weiter fallenden Preisen und einer rückläufigen Produktion kommen kann. Verbraucher halten sich parallel mit Käufen zurück, da sie sich an die sinkenden Preise gewöhnen. Firmen kompensieren diese Entwicklung mit Einsparungen, zum Beispiel bei den Personalkosten. Für die Volkswirtschaft kann das ein noch verheerenderes Szenario darstellen als die Inflation.

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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