Arbeitsmarkt 27.05.2011, 19:53 Uhr

Ingenieure der Kunststofftechnik sind gefragt

Kunststoffe sind vielseitig einsetzbar. Man kann durch die Beimischung von Additiven fast alles mit ihnen machen. Kunststofftechnik-Ingenieure sorgen so für die gewünschten Eigenschaften.

Weil in der Luftfahrt jedes Gramm zählt, ist beispielsweise in der Luftfahrtindustrie gerade der Leichtbau ein wichtiges Thema bei Flugzeugherstellern. Innovative Werkstoffe werden bei ihnen gerne gesehen.

Rau-Flight heißt eine neue Komposition mit einzigartigem Materialprinzip: Glasperlen, die in Kunststoff eingelagert werden, machen das Material leichter, zugleich fester. Zum Einsatz kommt es bislang im Mittelstreckenjet A320 von Airbus, als Stoß- und Griffleisten, Kantenschutz und Führungsschienen. Die Gewichtsreduktion gegenüber konventionellen Materialien liegt bei 12,6 %, die jährliche Kerosineinsparung dadurch bei 2000 l. Die kleinen Glaskügelchen mit großer Wirkung hat die Firma Rehau entwickelt.

Das bayrische Unternehmen in der gleichnamigen Kleinstadt ist Profi in Sachen Polymere. Rehau entwickelt neue Rezepturen und Verfahren zur Herstellung neuartiger Werkstoffe, sie machen Flugzeuge und Autos leichter, zudem sicherer. Polymere sind Kunststoffe und die haben eine besondere Eigenschaft: Durch die Wahl von Ausgangsmaterial, Herstellungsverfahren und Beimischung von Additiven lässt sich deren Formbarkeit, Härte, Elastizität, Bruchfestigkeit, Temperatur- und Wärmebeständigkeit weitgehend variieren.

Ingenieur für Kunststofftechnik: Im Spannungsfeld zwischen Design, Material, Werkzeugtechnik und Produktion

„Sich mit Kunststoffen zu beschäftigen, ist einfach spannend und interessant, weil es so vielfältig ist“, schwärmt Matthias Meiler, Ingenieur der Kunststofftechnik und bei Rehau Leiter des Teams Prototypes.

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Kunststofftechniker befinden sich nach seinen Angaben im Spannungsfeld zwischen Design, Material, Werkzeugtechnik und Produktion. „Mindestens ein Parameter verändert sich bei jeder Produktentwicklung, das ist die Herausforderung in unserer Disziplin.“ Derzeit sind Erlkönige des neuen Audi A3 mit Stoßfängern von Rehau unterwegs. Für eine vorherige Entwicklung mit neuartigem Wirkprinzip wurde das Unternehmen mit dem Kunststoff-Oskar der Automobilindustrie ausgezeichnet: Es wandelt die bei einem Crash zu absorbierende Energie nicht wie herkömmlich in Umform-, sondern in Zerspanungsarbeit um. Das mindert den Aufprall und schützt die Insassen.

Der 39-jährige Matthias Meiler hat nach einer Ausbildung bei Rehau zum Kunststoffformgeber in Würzburg Kunststofftechnik studiert. Mit dem Ingenieur-Diplom in der Tasche ging er zurück ins Oberfränkische. Heute hat er elf Mitarbeiter, darunter eine gute Handvoll Kunststoffingenieure. Sie arbeiten beispielsweise an thermoplastischen Hochleistungswerkstoffen, etwa Komposite, beispielsweise für Batteriewannen am Unterboden von Elektroautos. Komposite sind Materialen mit unterschiedlichen Wandstärken, teilweise an den notwendigen Stellen mit Metallen oder neuartigen Polymeren verstärkt. Rund 500 Ingenieure beschäftigt die Firma Rehau, davon gehören etwa 40 Meilers Berufsstand an. Tendenz: steigend.

Weil die Kunststoffbranche wächst, steigt auch die Nachfrage nach Ingenieuren für Kunsstofftechnik

Auch in anderen Unternehmen der Kunststoffbranche steigt die Nachfrage nach dieser Berufsgruppe, weil der Industriezweig wächst. Das macht sich auch am Umsatz deutlich, der ist 2010 gegenüber dem Vorjahr um 14 % auf rund 50 Mrd. € angewachsen. „Für dieses Jahr gehen wir von einem Wachstum aus, das doppelt so hoch wie das prognostizierte Brutto-Inlandsprodukt sein wird, also etwa 4,5 %“, sagt Ralf Olsen, Geschäftsführer von Pro-K, einem Teil des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie.

Die Beschäftigtenzahl ist mit rund 285 000 allerdings gleich geblieben. Für 2011 geht Olsen von einem leichten Abbau der Mitarbeiter von 1 % bis 1,5 % aus, „allerdings findet der bei weniger Qualifizierten und nicht bei Kunststoffingenieuren statt“.

Olsen schätzt, dass jeder zehnte Ingenieur in der Branche ein Kunststoffingenieur ist. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt seien sehr gut. Seine Begründung: „Kunststoffe werden immer wichtiger, weil sie das Leben leichter machen.“ Und das im wahrsten Sinne des Wortes.  

Ein Beitrag von:

  • Peter Ilg

    Peter Ilg ist freier Journalist und verfasst Texte über Arbeitsmarkt und Berufe, Mobilität und Fahrberichte, Wirtschaft und Märkte.

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