IT-Branche ist das Zauberwort für Elektroingenieure
Ob Auszubildende, Freiberufler oder Festangestellte in IT-Berufen
Vor einiger Zeit ging eine Nachricht durch die Medienlandschaft: Es gebe Pläne, die Zahl der Festangestellten bei IBM stark zu reduzieren. IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz ließ sich mit einer Stellungnahme zu den vermeintlichen Massenentlassungen Zeit, sagte aber vor ein paar Tagen, dass die Gerüchte „spekulativ“ seien.
Reinhard Scharff, Geschäftsführer von Personal total in Stuttgart, einer deutschlandweit tätigen Personalberatung, sähe aber selbst im Fall einer Umsetzung kein Problem: Andere Unternehmen würden dann profitieren. Tatsache ist: Die Nachfrage nach IT-Experten ist hoch. „Wer sich mit SAP oder Java auskennt, der hat bei uns beste Aussichten, ob als Hochschulabsolvent oder erfahrener Fachmann“, sagt Simone Wamsteker, Leiterin Recruiting bei Accenture im deutschsprachigen Raum. In dem hat der Beratungs- und Outsourcing-Dienstleister rund 5500 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr kamen 1000 neu dazu „und wir wollen in diesem Jahr ebenfalls 1000 Mitarbeiter einstellen“. Der Beschäftigtenbestand steigt dabei nicht im selben Maße: In der Beratung ist die Fluktuation hoch, denn viele Berater wechseln regelmäßig zu Kunden.
IT-Branche: Siemens und HP suchen Absolventen
Wohl auch, weil sie sich mit wichtigen Themen auskennen. Sei es die Verbesserung der Geschäftsprozesse über Technologien wie Cloud bis zur Implementierung, testen und anpassen von IT-Systemen. „Für uns sind Kandidaten interessant, die über ein abgeschlossenes Hochschulstudium verfügen, bevorzugt in IT-Fächern, aber auch in den Naturwissenschaften, und Ingenieure.“ Siemens hat ebenfalls rund 1000 offene Stellen im IT-Bereich, bei Hewlett-Packard und Bechtle sind es jeweils etwa 500 für diese Zielgruppe.
Wie gut, dass bei so hohem Bedarf die Studierendenzahlen im Studienbereich Informatik steigen. 2010 gab es 133 750 eingeschriebene Studenten und damit etwa 30 000 mehr als vor zehn Jahren, teilt das Statistische Bundesamt mit. Dadurch steigt logischerweise die Anzahl der Absolventen. Stephan Pfisterer, Arbeitsmarktexperte vom IT-Branchenverband Bitkom, schätzt sie auf 16 000 im vergangenen Jahr.
Deren Arbeitsmarktchancen hält er für bestens: „Es gibt derzeit rund 38 000 offene Stellen für IT-Spezialisten.“ Die Zahlenangabe beruhe auf einer repräsentativen Umfrage eines Marktforschungsunternehmens im Auftrag des Bitkom und auf den bei der Bundesagentur für Arbeit von den Unternehmen als offen gemeldeten Stellen.
1,3 Mio. Menschen arbeiten in Deutschlands IT-Branche
Rund 858 000 Beschäftigte hatte die IT-Branche zum Jahresende 2011 und damit etwa 10 000 mehr als im Vorjahr. Für dieses Jahr prognostiziert der Bitkom einen Stellenaufbau von 5000 bis 7000 Mitarbeitern und den vor allem in den Bereichen Software und Services. Auf jeden Mitarbeiter in der IT-Branche selbst kommen nach Angaben von Pfisterer 1,5 bis zwei in den Anwenderunternehmen, „sodass wir von rund 1,3 Mio. IT-Beschäftigen in Deutschland ausgehen“. Somit ist nicht nur die Branche, sondern die gesamte Wirtschaft ein potenzieller Arbeitgeber für IT-Experten. Beispielsweise die Automobilindustrie – allein Continental beschäftigt weltweit über 10 000 Informatiker – oder die Elektronikbranche. Von den 844 000 Mitarbeitern dieses Industriezweigs ist jeder Fünfte Ingenieur oder Informatiker.
Und diese Disziplinen nähern sich bekanntlich zunehmend an. Smart Grid (Intelligente Stromnetze), Smart Home (Energiesteuerung fürs Zuhause) und IT-Security sind nach Angaben des ZVEI, Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, die Trendthemen 2012. Und mit denen werden die Beschäftigten zu tun haben.
„Das Studium der Elektro- und Informationstechnik fokussiert entweder auf die elektrotechnische oder auf die Informatik-Sicht der Systeme. Aus beiden Bereichen rekrutieren die Unternehmen heute ihre Nachwuchskräfte und vertiefen durch firmeninterne Weiterbildungsmaßnahmen unzureichend vorhandene Kenntnisse“, sagt Sonja Dulitz, aus der Abteilung Forschung, Bildung, Fertigungstechnik des ZVEI in Frankfurt am Main.
Rosige Aussichten für Elektroingenieure in der IT-Branche
Nach ihren Angaben haben Elektroingenieure derzeit glänzende Zukunftschancen. Die Arbeitslosenquote liege aktuell unter 3 % und sei damit de facto nicht existent. „Und aufgrund der demografischen Entwicklung – der Ingenieur in Deutschland hat ein Durchschnittsalter von 46 Jahren – wird die Nachfrage in den kommenden Jahren sogar noch erheblich zunehmen“, so die Prognose von Dulitz.
Von Vollbeschäftigung geht auch der VDE, Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, aus. „Elektroingenieure stehen auf dem Arbeitsmarkt sogar besser da als kurz vor der Finanz- und Wirtschaftskrise“, sagt VDE-Arbeitsmarktexperte Michael Schanz. Besonders gesucht würden Elektroingenieure mit Spezialisierung in Embedded Systems, Leistungselektronik, Mikrotechnik oder Sensorik.
Für den Bitkom sind die Trend-Themen Cloud-Computing, mobiles Computing, Social Media und der Dauerbrenner IT-Sicherheit. Mit Innovationen will die Branche in diesem Jahr erstmals die 150-Mrd. €-Marke beim Umsatz überschreiten. Der Verband erwartet ein Plus von 2,2 % auf 151,3 Mrd. €. Nach Bitkom-Angaben sind die Startbedingungen für die weltgrößte Computermesse CeBIT (bis 10. März in Hannover) hervorragend, denn das Geschäftsklima in der Hightech-Branche sei sehr gut. Unter dem Leitthema „Managing Trust“ geht es maßgeblich um Vertrauen und Sicherheit in der digitalen Welt.
Und es wird über IBM und daher IT-Freiberufler gesprochen. Davon gibt es immer mehr in Deutschland. Bei Gulp, einem Unternehmen, das IT- und Engineering-Freiberufler in Projekte vermittelt, waren Ende 2011 rund 78 000 in dessen Datenbank eingetragen. Das waren etwa 7000 mehr als vor zwei Jahren. 2011 war das nachfragestärkste in der Gulp-Geschichte: Insgesamt wurden fast 160 000 Projektanfragen an Freiberufler vermittelt.
Selbst bei den Auszubildenden in den IT-Berufen herrscht eitel Sonnenschein: 2011 sind nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung 14 818 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Das waren rund 200 mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr wird es einen Recruiting Day auf der CeBIT geben. Am Samstag, 10. März, können sich Interessenten über Berufsbilder in der IT-Branche informieren und gleich Vorstellungsgespräche mit potenziellen Arbeitgebern führen. Das findet statt in Halle 9, Stand E54.
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